Dortmund zittert sich ins Viertelfinale

Von Stefan Rommel
Sebastian Kehl erzielte per Kopf das 1:1 für Borussia Dortmund
© getty

Borussia Dortmund hat den Einzug ins Viertelfinale der Champions League geschafft. Nach dem 4:2-Sieg aus dem Hinspiel genügte dem BVB im Signal Iduna Park eine 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Zenit St. Petersburg im Achtelfinalrückspiel. Damit folgt Dortmund dem FC Bayern München als zweite deutsche Mannschaft in die Runde der letzten Acht.

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Vor 65.829 Zuschauern erzielte Sebastian Kehl (38.) den einzigen Treffer für den BVB. Für die Gäste, die noch ohne ihren neuen Trainer Andres Villas-Boas auskommen mussten und von Interimslösung Sergej Semak betreut wurden, markierte Hulk den frühen Führungstreffer (16.). Der eingewechselte Rondon traf Mitte der zweiten Halbzeit zum Siegtreffer (72.).

Die Viertelfinalpaarungen werden am Freitag im schweizerischen Nyon gelost (12 Uhr im LIVE-TICKER). Dann ist auch eine Neuauflage des letztjährigen Endspiels gegen die Bayern möglich. Ausgetragen werden die Hinspiele am 1. und 2. April, die Rückspiele finden dann bereits eine Woche später statt.

Im Hinspiel fehlen wird dem BVB definitiv Robert Lewandowski, der die dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb sah. Marcel Schmelzer musste wegen einer Adduktorenverletzung ausgewechselt werden.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Die Stimmung bei mir ist nicht so gut, weil ich nicht weiß, wie schwer Marcel Schmelzer verletzt ist. Das hat aber ganz schön geknackt. Die meisten Leute, die sich intensiv mit Fußball beschäftigen, wissen, dass St. Petersburg keine Laufkundschaft ist. Im Viertelfinale erwartet uns jetzt die Creme de la Creme des europäischen Fußballs."

Michael Zorc (Sportdirektor Borussia Dortmund): "Wir sind froh, dass wir das Viertelfinale erreicht haben. Das haben wir aber im Hinspiel klar gemacht. Das war heute kein gutes Spiel von uns."

Robert Lewandowski (Borussia Dortmund): "Das war kein perfektes Spiel, aber wir sind weiter. Wir wissen, dass wir besser spielen können. Im Viertelfinale stehen nur Top-Teams."

Sebastian Kehl (Borussia Dortmund): "Wir können jetzt alle ein Lächeln aufsetzen, denn wir haben verdient das Viertelfinale erreicht. Deshalb kann ich die trübe Stimmung im Stadion nicht ganz verstehen."

Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund): "Wir standen nicht so kompakt wie im Hinspiel. Aber wichtig ist, dass wir die nächste Runde erreicht haben. Die Stimmung bei uns stört mich im Moment. Ich finde das nicht fair von den Fans von den Sitzplätzen, die bei jedem Ballverlust stöhnen. Man sollte uns anpeitschen, denn wir geben immer alles."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der BVB muss wie angekündigt auf Reus verzichten, für den Nationalspieler beginnt Aubameyang. Ansonsten sind beim BVB bis auf die Langzeitverletzten alle an Bord. Auch Piszczek, der zuletzt mit einer Muskelverhärtung im Oberschenkel zu kämpfen hatte.

Ganz anders die Gäste: Ansaldi und Arschawin fehlen verletzt, Spielmacher Schirokow hat sich FK Krasnodar angeschlossen. Schatow soll in der Offensivzentrale agieren, Hulk spielt rechts im offensiven Mittelfeld. Kerschakow ist einzige Spitze.

5.: Hummels treibt den Ball durchs Zentrum. Pass raus auf Schmelzer. Dessen genaue Flanke köpft Aubameyang aus fünf Metern völlig unbedrängt knapp links vorbei.

12.: Früher Ballgewinn von Sahin. Sofort kommt der Ball auf Lewandowski am Sechzehner. Der Pole dreht sich schnell und zieht mit links ab. Malafeew hat den flachen Schuss sicher.

16., 0:1, Hulk: Der Brasilianer nimmt den Ball auf der rechten Seite mit dem Rücken zum Tor an und zieht einfach mal zur Mitte. Kein Dortmunder greift richtig an. Hulk zieht aus 28 Metern ab. Der Ball fliegt ins linke Eck, Weidenfeller kommt nicht mehr ran.

22.: Mkhitaryan kann ein Zuspiel von Lewandowski nicht kontrollieren. Großkreutz schaltet schnell und zieht aus halblinker Position und 22 Metern aufs lange Eck ab. Malafeew rettet zur Ecke.

37.: Dortmund lässt Zenit nahezu unbehelligt kombinieren. Plötzlich machen es die Russen durch die Mitte schnell. Schatow kommt am Strafraum an den Ball, geht an Piszczek vorbei und zieht ab. Der Ball fliegt knapp am langen Pfosten vorbei.

38., 1:1, Kehl: Dortmund spielt Schmelzer auf links relativ simpel frei. Der hat keinerlei Druck und flankt an den Fünfer. Kehl gewinnt da den Kopfball und drückt den Ball zentral aufs Tor. Malafeew ist noch dran, lenkt den Ball aber in den Winkel.

72., 1:2, Rondon: Flanke von der linken Seite. In Hummels' Rücken stiehlt sich Rondon weg. Der nimmt den aufsetzenden Ball am Fünfer per Kopf und lässt Weidenfeller keine Chance.

Fazit: Der BVB machte sich das Leben selbst schwer und zehrte in erster Linie vom Hinspielergebnis. Ein besserer Gegner als Zenit - und es hätte ein ungemütlicher Abend werden können.

Der Star des Spiels: Axel Witsel. Der Belgier spielte nicht spektakulär, aber umsichtig und sicher. Hatte starke 93 Ballkontakte und eine Passquote von 87 Prozent. Dazu in der Balleroberung sehr stark.

Der Flop des Spiels: Alexander Kerschakow. Sah gegen Hummels und Sokratis kaum einen Ball - und wenn er dann doch mal am Ball war, verstolperte er nahezu jede Aktion. Kerschakow wirkte körperlich und gedanklich zu langsam und auch nicht ganz austrainiert. Auf diesem Niveau keine echte Option für einen Startplatz. Der Wechsel nach gut einer Stunde war überfällig.

Der Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien). Legte eine großzügige Linie an den Tag, was die Zweikampfbewertung betraf. Verlor seine Linie mit zunehmender Spieldauer und traf einige merkwürdige Entscheidungen. Richtig, bei Malafeews Einsteigen gegen Lewandowski nicht auf Foulspiel zu entscheiden. Der Keeper spielte zuerst den Ball. Gelb gegen Lewandowski war vertretbar, Mallenco wertete dessen Versuch als Handspiel. Die Verwarnung gegen Kehl war dagegen zu hart.

Das fiel auf:

  • Dortmund wie schon in der ersten Stunde gegen Mönchengladbach mit erstaunlich vielen leichten technischen Fehlern, besonders im Spielaufbau. Die Dortmunder Aktionen wirkten hektisch, weder Sahin noch Kehl bekamen eine richtige Linie ins Spiel.
  • Die Gastgeber kamen selten durch die Mitte nach vorne, weil Zenit im Zentrum deutlich besser stand als noch im Hinspiel und in den entscheidenden Aktionen spritziger und wacher war als noch in St. Petersburg.
  • Dortmund zog sich oft tiefer zurück als gewohnt und lief dem Ball bei seinen halbherzigen Eroberungsversuchen im Mittelfeld so nur hinterher. Die Russen kombinierten ein paar Mal gefällig, hatten aber im letzten Angriffsdrittel auch nur wenige Ideen.
  • Die Russen hatten große Probleme mit den Dortmunder Standards und generell auch im Luftkampf. Zenit verteidigte recht nah am eigenen Tor und bekam die einlaufenden Gegner überhaupt nicht in den Griff. Fast jeder Eckball oder Freistoß aus dem Halbfeld wurde gefährlich.
  • Der BVB bekam seine grundlegenden Probleme auch im zweiten Durchgang nicht in den Griff und erspielte sich kaum Torchancen. Immerhin hielten die Gastgeber Zenit größtenteils vom eigenen Tor weg und verwalteten so den Vorsprung. Erst das 1:2 brachte die Gäste, die bis dahin kaum Anstalten machten, vehement auf das Weiterkommen zu drängen, wieder etwas in Schwung. Letztlich fehlte St. Peterburg aber die Klasse, einen an diesem Tag schwachen BVB aus dem Wettbewerb zu nehmen.

Borussia Dortmund - Zenit: Daten zum Spiel