Selbst große Gegner kapitulieren

Jubel im Emirates: Nach anfänglichen Schwierigkeiten feierte der FCB einen 2:0-Sieg
© getty

Ein überragender Kroos führt den FC Bayern zum Sieg im Emirates. Die Konkurrenz ist tief beeindruckt. Arsenal hisst die weiße Flagge und hat ein Özil-Problem.

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Es gab in der jüngeren Vergangenheit wenige Spiele des FC Bayern, die sich in mehrere Phasen aufteilen lassen. Lediglich Stuttgart und Nürnberg boten den Münchner zumindest in der Anfangsphase die Stirn, der Rest kapitulierte bereits im Kabinengang.

Das Spiel beim FC Arsenal hatte eine andere Charakteristik, was alleine schon aufgrund der Qualität des Gegners zu erwarten war. Mit ungeheurem Tempo und extremem Pressing gingen die Gunners auf die Bayern los und hätten in den ersten zehn Minuten zwingend in Führung gehen müssen. Doch zwei, drei Mal stand Sanogo, Özil und Co. Manuel Neuer im Weg.

Nach etwa einer Viertelstunde folge Phase zwei, in der die Bayern allmählich die Spielkontrolle übernahmen. Arsenals Aggressivität ließ nach, was die Münchner nutzten, um ihr Positionsspiel im Mittelfeld aufzuziehen.

Phase drei leitete Toni Kroos mit seinem genialen Pass auf den einlaufenden Arjen Robben ein, infolgedessen Wojciech Szczesny vom Platz flog. In Unterzahl war Arsenal gegen diesen Gegner in dieser Verfassung jeglicher Stärken beraubt.

Erneut Stress für Özil

"Die zweite Halbzeit kam einem Himmelfahrtskommando gleich gegen übermächtige Bayern", sagte Gunners-Kapitän Per Mertesacker. Arsenal kam kaum noch aus der eigenen Hälfte und hätte bei einer besseren Chancenverwertung der Bayern noch höher verloren.

Arsene Wenger trauerte nicht nur dem starken Beginn seiner Mannschaft nach. "Die Partie war bis zur Roten Karte von großer Qualität. In der zweiten Halbzeit haben wir offensiv nichts mehr gebracht, weil unsere Kräfte am Ende waren und Bayern einfach eine gute Mannschaft ist. Alles in allem bin ich einfach nur frustriert", so der Arsenal-Coach.

Pure Verteidigungsstrategie passt nicht ins Arsenal-System, dafür haben sie auch nicht die passenden Spieler. Vor allem Mesut Özil war anzumerken, dass ihm das ständige Hinterherlaufen nicht gefällt. Grund genug für Mathieu Flamini, der die Jagd nach dem Ball liebt, Özil Mitte der zweiten Halbzeit ordentlich durchzuschütteln.

Es war nicht das erste Mal, dass der 50 Millionen Euro teure Neuzugang noch auf dem Platz Ärger mit seinen Kollegen bekam. Weil er nach einem Spiel den Gang in die Fankurve verweigert hatte, musste er sich von Mertesacker anbrüllen lassen.

Kroos überzeugt komplett

Arsenals Unterlegenheit in Unterzahl darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bayern auch schon mit Elf gegen Elf drauf und dran waren, die Gunners zu beherrschen.

"Wir haben zehn Minuten gebraucht, um reinzukommen. Danach wurde es besser und wir waren auch schon mit elf gegen elf die spielbestimmende Mannschaft", sagte Toni Kroos.

"Es kommt ja öfter vor, dass man mit einem Mann mehr auf dem Feld Probleme bekommt. Aber wir haben den Ballbesitz gesucht. Das ist unsere Stärke", so Kroos, der hauptverantwortlich für die Entwicklung der Partie war.

Kroos' Präsenz im Zentrum war beeindruckend, seine OPTA-Werte in jeglicher Kategorie Weltklasse. 172 Mal war er am Ball, seine Passgenauigkeit betrug 96,7 Prozent. Zudem gab Kroos fünf Torschüsse ab und schoss die Bayern in Führung.

An Selbstvertrauen mangelt es Kroos nicht: "Ich freue mich, dass es so gut gelaufen ist. Große Spieler sieht man in großen Spielen."

Zwischen Kroos und seinem Trainer gab es zuletzt leichte atmosphärische Störungen, die in einem "sehr guten Gespräch" (Kroos) ausgeräumt wurden. Für Kroos' Leistung im Emirates fand Guardiola auf der Pressekonferenz nur ein Wort in der mittlerweile schon gewohnten mehrfachen Ausführung: "Unglaublich, unglaublich, unglaublich."

Auch Moyes tief beeindruckt

Die Bayern haben im Emirates gezeigt, dass sie absolut in der Lage sind, den Titel in der Champions League zu verteidigen. Eine Mannschaft, die das erste Saisondrittel der Premier League bestimmte und nach wie vor gute Chancen auf den Titel in England hat, derart zu dominieren, hinterlässt Eindruck. Auch bei möglichen kommenden Gegnern.

"Was die Bayern abgesehen von den ersten zehn Minuten gespielt haben, war außergewöhnlich gut. Es gibt viele gute Mannschaften in der Champions League, aber die Bayern sind derzeit allen anderen ein Stück voraus", sagte Tribünengast und ManUnited-Coach David Moyes.

Ganz nebenbei stellten die Münchner den nächsten Rekord ein. Der Sieg in London war der siebte Auswärtserfolg in der Champions League in Folge. Begonnen hatte die Serie ebenfalls in London mit dem 3:1 bei Arsenal exakt ein Jahr zuvor. Damit zog der Titelverteidiger mit Ajax Amsterdam gleich. Den Niederländern war dieses Kunststück zwischen 1995 und 1997 gelungen.

Zum Viertelfinal-Einzug fehlt noch ein Rückspiel und das war im letzten Jahr gegen Arsenal ein Fiasko aus Münchner Sicht. Doch selbst Per Mertesacker hat wenig Hoffnung auf ein wiederkehrendes Ereignis.

"Mit einer Energieleistung haben wir in der ersten Viertelstunde ganz gute Ansätze gezeigt. Aber das reicht gegen diese Bayern nicht. Wir sollten uns auch nicht zu sehr auf das Ergebnis aus dem letzten Jahr in München versteifen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns die Bayern im Rückspiel wieder unterschätzen werden."

Klingt nach Kapitulation im Kabinengang.

FC Arsenal - FC Bayern München: Daten zum Spiel