Endspurt des FC Bayern: Nix englisch - bayrisch!

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Franck Ribery war der überragende Mann gegen Olympique Marseille
© Getty

Marseille war nur der Aufgalopp zu einem brutalen Programm. Doch der FC Bayern ist derzeit hellwach zur Primetime. Und Trainer Jupp Heynckes hat immer mehr personelle Alternativen.

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Es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben könne für den Führungstreffer des FC Bayern München im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Olympique Marseille. Der harte Kern der Bayern-Fans hatte der Mannschaft zwölf Minuten lang jegliche Unterstützung verwehrt.

"12 Minuten für Respekt und Meinungsfreiheit" stand auf einem Transparent, das über der Südkurve angebracht war. Just in dem Augenblick, als die Fans das Ende der Schweigepflicht einstimmten, traf Ivica Olic zum 1:0. Ein Treffer zur absoluten Primetime, einer mit Signalwirkung.

Jederzeit Kontrolle über das Spiel

Der FC Bayern trifft die Töne exakt in den Wochen der Wahrheit. "Es ist beeindruckend, wie die Mannschaft in den letzten Spielen agiert hat. Die Spieler sind voll da, wenn es drauf ankommt. Sie haben den Drei-Tage-Rhythmus verinnerlicht und auch gegen Marseille zwei sehr souveräne Spiele abgeliefert", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger.

Abgesehen von ein paar Lücken in der Abwehr, die OM in den ersten zehn Minuten gleich zwei sehr gute Torchancen ermöglichten, hatten die Bayern jederzeit die Kontrolle über das Spiel. "Am Anfang standen wir nicht so sicher. Ein 0:1 wäre fatal gewesen. Aber ich bin ja dafür da, das zu verhindern", sagte Torhüter Manuel Neuer, der sich nach seinem Beinahe-Eigentor gegen Nürnberg mehrfach auszeichnen konnte.

Rotation ist "unabdingbar"

Ohne Mario Gomez und Arjen Robben, der wegen leichter Muskelbeschwerden und auf Anraten von Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt nicht für die Startelf infrage kam, zeigten die Bayern eine über weite Strecken konzentrierte Leistung.

Trainer Jupp Heynckes hält die Rotation in der Saisonendphase für "unabdingbar. Wir haben so ein Riesenprogramm, da muss man einfach die Kräfte dosieren. Es ist wichtig, dass wir alle Spieler mit ins Boot nehmen. Wir haben noch so wichtige Spiele, da brauchen wir jeden Spieler."

Neben Doppeltorschütze Olic konnte sich auch Anatolij Tymoschtschuk für weitere Einsätze empfehlen. Der Ukrainer gewann 72 Prozent seiner Zweikämpfe und erreichte in der zweiten Halbzeit die beeindruckende Zahl von fünf Ballgewinnen im Mittelfeld.

Brutaler Endspurt für Bayern

Marseille war aber nur der Aufgalopp für einen brutalen Endspurt. Nach dem Heimspiel gegen den FC Augsburg am kommenden Samstag muss der FC Bayern im vorentscheidenden Meisterschaftsspiel bei Borussia Dortmund antreten. Drei Tage später kommt mit Mainz 05 ein unangenehmer Gegner in die Allianz Arena, bevor das erste Duell mit Real Madrid ansteht.

"Ich denke die Mannschaft ist in einer guten Verfassung und gut vorbereitet für diese bayrischen Wochen. Es sind ja keine englischen, sondern bayrische Wochen, die wir jetzt erleben. Alle drei, vier Tage haben wir ein Spiel und da muss man gute Nerven haben - und die haben wir, glaube ich. Wir sind auf alles vorbereitet", sagte Vorstandboss Karl-Heinz Rummenigge.

Chance auf das Triple

Die Bayern sind in der delikaten Lage, noch immer das Triple zu schaffen. Aber auch Heynckes weiß, dass er auch Titel holen muss. "Das ist vorab ein Riesenerfolg für die Mannschaft und den ganzen Verein. Aber am Schluss der Saison muss etwas Greifbares da sein."

Uli Hoeneß würde am liebsten die Champions League im eigenen Stadion holen. "Das wäre schöner als die deutsche Meisterschaft", so der Präsident des FC Bayern. Mit Real Madrid, das am Mittwoch noch einen 3:0-Vorsprung gegen APOEL Nikosia verteidigen muss, wartet im Halbfinale ein ganz besonderes Kaliber.

Neuer freut sich aufs Bernabeu

"Ronaldo, Özil, Khedira - ich freue mich sehr auf diese Spiele. Ich war noch nie im Bernabeu. Allerdings brauchen wir zwei Sahnetage, um gegen Real zu bestehen", stellte Neuer klar.

Franck Ribery ist der Ansicht, dass den Bayern nichts Besseres passieren kann, als sich mit Real zu messen. "Das ist super für den Kopf, super für unser Selbstvertrauen. Wir spielen momentan sehr, sehr gut und haben gute Chancen, das Finale zu erreichen."

Jose Mourinho hat die Bayern übrigens schon mal beobachtet. "Ich werde einen Teufel tun und mir Barca gegen Milan anschauen, auch wenn das ein tolles Spiel ist. Aber das interessiert mich nicht. Die Bayern werden wohl unser Gegner im Halbfinale sein, also schaue ich mir die Bayern an", hatte der Trainer von Real Madrid am Dienstagnachmittag angekündigt.

Für die Bayern zählt jetzt aber erstmal Augsburg. "Sie haben in den letzten Wochen sehr erfolgreich gespielt. Das ist eine Mannschaft, die wir sehr ernst nehmen", sagte Neuer. In Nürnberg haben die Bayern den Spagat zuletzt hinbekommen. Derzeit sind sie einfach hellwach zur Primetime.

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