Milan demontiert Arsenal und ist fast durch

Von Fatih Demireli / Eugen Epp
Robinho erzielte beim 4:0 Milans gegen Arsenal zwei Tore
© Getty

Der AC Milan steht mit einem Bein im Viertelfinale der Champions League. Der italienische Meister gewann gegen den FC Arsenal mit 4:0 (2:0) und brachte den Gunners damit die höchste Europapokal-Niederlage der Geschichte bei. Für Milan waren Kevin Prince Boateng (15.), Robinho (38., 49.) und Zlatan Ibrahimovic (82., Elfmeter) erfolgreich.

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Milan, das früh im Spiel den verletzten Clarence Seedorf ersetzen musste, muss im Rückspiel (6. März) auf den gesperrten Kapitän Massimo Ambrosini verzichten.

Reaktionen:

Adriano Galliani (Vize-Präsident AC Milan): "Dieses Spiel erinnert mich an das perfekte Spiel gegen ManUtd 2007. Aber wir wussten, dass wir mit der Rückkehr einiger wichtiger Spieler unser Niveau anheben würden. Wir hätten auch 6:0 oder 7:0 gewinnen können."

Arsene Wenger (Trainer FC Arsenal): "Das ist ein schreckliches Resultat, es war ein schrecklicher Auftritt. Das war unsere schlimmste Nacht im Europacup. Wir wurden bestraft und das haben wir verdient. Wir waren niemals im Spiel und waren offensiv wie defensiv armselig. Es war grauenvoll mitanzusehen, wie wir in jeder Hinsicht unterlegen waren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Boateng kehrt nach langer Verletzungspause direkt in die Startelf zurück. Nesta ist wieder fit, sitzt aber auf der Bank. Bei Arsenal fällt Mertesacker verletzt aus. Wenger setzt auf die offensivere Variante.

5.: Schöner Doppelpass auf dem linken Flügel zwischen Seedorf und Boateng, Seedorf zieht vom Strafraumeck ab! Der Ball geht etwa einen Meter am Pfosten vorbei! Das war die erste Milan-Chance - und keine schlechte.

15., 1:0, Boateng: Ein Wahnsinnstor! Nocerino spielt den Ball in die Schnittstelle der Viererkette, Boateng bekommt den Ball mutterseelenallein rechts im Strafraum - und haut den Ball mit rechts unter die Latte! Tolles Ding!

38., 2:0, Robinho: Wieder mal ging es viel zu schnell für Arsenal! Ibrahimovic läuft Sagna auf links davon, hat von der Grundlinie das Auge für Robinho in der Mitte - und der trifft per Kopf! Die Arsenal-Verteidiger standen da wieder viel zu weit weg.

45.: Ibrahimovic ganz stark: Er behauptet den Ball im Mittelfeld und spielt dann in Bedrängnis einen tollen Pass auf Boateng. Der startet auf rechts ganz frei durch, zieht aus halbrechte Position im Strafraum ab - knapp vorbei!

49., 3:0, Robinho: Rosicky leitet mit einem Ballverlust an der Mittellinie den Milan-Angriff ein. Dann legt Ibrahimovic am Strafraum wieder einmal quer für Robinho, die Viererkette attackiert nicht, Vermaelen rutscht aus und Robinho trifft aus 16 Metern trocken ins linke Eck.

82., 4:0, Ibrahimovic: Elfmeter für Milan. Djourou lässt Ibrahimovic auflaufen und sieht Gelb. Ibra macht es höchstpersönlich. Ganz sicher in die linke Ecke!

Fazit: Eine Demontage für Arsenal und ein Milan-Sieg, der auch in der Höhe völlig in Ordnung ging.

Der Star des Spiels: Zlatan Ibrahimovic. Ein Tor gemacht - damit hat er in jedem CL-Spiel dieser Saison getroffen. Hinzu kommen zwei Assists. Doch es ist nicht die Effektivität, die Ibrahimovic an diesem Abend zum Star machte. Der Milan-Angreifer strahlte eine unheimlich große Spiellaune aus, ging in tolle Kombinationen und war an überragenden neun Torschüssen direkt beteiligt. Ebenfalls stark bei Milan: Kevin-Prince Boateng.

Der Flop des Spiels: Thomas Vermaelen. Der Belgier ist für gewöhnlich eine Bank und einer der Lieblinge von Arsene Wenger. Doch Vermaelen erwischte einen rabenschwarzen Fußball-Abend. Die Zweikampfführung war phasenweise verheerend. Unerklärlich, wie sich der robuste Verteidiger immer wieder abschütteln ließ oder einfach nur falsch stand. Dass er vor dem 0:3 wegrutscht, passte ins Bild der Leistung.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai aus Ungarn ist mit 17 Champions-League-Einsätzen, darunter das Finale 2011, einer der Top-Männer der UEFA. Auch der Auftritt in San Siro war bärenstark, der Ungar hatte das Geschehen unter Kontrolle. Schön zu sehen war, wie offensiv Kassai die Kommunikation mit den Spielern suchte. Allen voran Ibrahimovic tat eine Erklärung für die eine oder andere Entscheidung offensichtlich gut.

Analyse: Arsenal war sehr früh darauf bedacht, das Tempo zu erhöhen und hochzuhalten, um Milan unter Druck zu setzen. Die Rechnung ging allerdings nicht auf, weil der Defensivverbund zu viele Fehler machte. Milan fand große Räume, die man zur Entfaltung rigoros nutzte. Boateng fand immer wieder Ibrahimovic oder Robinho im Gefahrenbereich.

Es war beeindruckend zu sehen, wie die gesamte Milan-Mannschaft verschob und der ballführende Spieler immer mindestens zwei Anspiel-Optionen hatte. Das Traum-Tor Boatengs gab Milan freilich mehr Sicherheit und verleitete Arsenal zu noch mehr Risiko: Die Krux war, dass die Gunners damit Milan noch mehr in die Karten spielten.

Das 0:2, als Ibrahimovic links durchlaufen konnte und Robinho das extrem seltene Glück eines Kopfball-Tores ermöglichte, war ein Fallbeispiel, wie unsortiert Arsenal in der Rückwärtsbewegung agierte. Zu einer Demonstration der Stärke verkam die zweite Hälfte, als Robinho relativ früh sein zweites Tor markierte. Milan gehörte die Hoheit im Zentrum, van Bommel, Boateng und Nocerino verarbeiteten und verteilten nach Belieben und vorne war Ibrahiimovic in beeindruckender Spiellaune.

Wäre Milan noch konsequenter gewesen, hätte man ein deutlich höheres Ergebnis herausspielen können, doch das 4:0 dürfte gegen ein Arsenal in dieser Form wohl auch schon locker reichen.

AC Milan - FC Arsenal: Daten und Fakten zum Spiel