Inters Ü-30-Klub in der Krise

SID
Inter und Wesley Sneijder liegen nach der Niederlage gegen Marseille am Boden
© Getty

Es ist ja eines der ältesten Klischees des Fußballs, dass italienische Mannschaften am allerliebsten hinten drin stehen. Mit Betonmischer und dem einen oder anderen gepflegten Konter, so geht die Mär weiter, hätten schließlich noch alle Mannschaften vom Stiefel ihre Erfolge gefeiert. Beim durchaus höhepunktarmen Achtelfinal-Hinspiel zwischen Olympique Marseille und Inter Mailand (Endstand 1:0) schien sich diese Weisheit wieder zu bestätigen.

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Mehr noch: Das Stade Velodrome war für diesen Abend offenbar 250 Kilometer nach Osten verlegt worden, über die italienische Grenze. Marseilles Mittelfeldspieler Benoit Cheyrou bilanzierte: "Man kann sagen, dass wir das Spiel auf italienische Art gewonnen haben."

Die acht Hinspiele dieser ersten K.o.-Runde in der Champions League brachten teils großartigen Fußball hervor, für die packendsten Vorstellungen waren dabei, so viel zum Klischee, die Italiener verantwortlich: der AC Milan (4:0 gegen Arsenal) und der SSC Neapel (3:1 gegen Chelsea).

Inter Mailand wollte im Stade Velodrome dieser schönen, kleinen Tradition ganz offensichtlich nicht folgen. Stattdessen operierten die Gäste mit zwei eng geschlossenen Riegeln und einem gelegentlichen langen Ball auf Diego Forlan.

Marseille fehlten allerdings über 90 Minuten ebenfalls die Ideen gegen eine Mannschaft, die von Anfang kaum mehr im Sinn hatte, als ein torloses Unentschieden. Dann, in der Nachspielzeit, entdeckten die Franzosen das älteste wie einfachste Mittel, um zum Erfolg zu kommen: Die Ecke.

31,3 Jahre im Schnitt

Andre Ayews Kopfballtor hat zur Folge, dass Inter Mailand nun in drei Wochen im Giuseppe-Meazza-Stadion zwei statt nur ein Tor schießen muss. Vielleicht wird es für Inter ja gegen Marseille noch einmal reichen (auch wenn in den letzten vier Spielen insgesamt kein einziger eigener Treffer gelang), die Zukunft aber gehört dieser Mannschaft nicht. Denn sie ist ein Relikt.

Nicht weniger als neun Spieler, die am Mittwoch in der Startelf standen, waren schon 2010 im Champions-League-Finale gegen Bayern München dabei. Der Altersschnitt der ersten Elf liegt bei stolzen 31,3 Jahren - nur zwei Stamm-Akteure (Sneijder, Zarate) waren überhaupt unter 30.

Für Ranieri könnte es schon vor dem Rückspiel in drei Wochen eng werden. Er sagt zwar: "Das San Siro wird voll sein, wir können zwei Tore schießen, kein Problem." Doch auch in der Liga geht es für sein Team nach einem Punkt aus fünf Spielen abwärts, bislang bis auf Platz sieben. Der berechtigt zu einem Europa-freien Jahr. Eigentlich ideal für einen Umbruch.

Marseille - Inter: Fakten zum Spiel

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