Bayern verliert - und allen ist's egal

SID
Nur nicht verletzen: Luiz Gustavo (r.) und der FC Bayern ließen es gemächlich angehen
© Getty

Verloren - und niemanden interessiert's. So lässt sich die Adventsreise des FC Bayern München nach Manchester zusammenfassen. Den Verantwortlichen des Rekordmeisters war die wohl einkalkulierte Niederlage egal. Sie dachten bereits an das Achtelfinale.

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Am Ende der "Kaffeefahrt" ließ sich bei Lachsschinken und Weißbier bereits trefflich über das nächste Häppchen auf dem Weg zum erhofften Traumfinale in München philosophieren. Beim Luxusbankett im noblen Worsley Park Country Club vor den Toren Manchesters hielten sich die Verantwortlichen des FC Bayern nicht mit der ersten Niederlage in dieser Champions-League-Saison auf - sie richteten den Blick schon auf die Runde der letzten 16.

"Wenn alle Spieler fit sind, dann haben wir eine so starke Mannschaft, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können", sagte Trainer Jupp Heynckes. Torhüter Jörg Butt wünschte sich dennoch, dass am nächsten Freitag der FC Basel aus dem Lostopf gezogen wird. Aber die vorherrschende Meinung war: Komme da, wer wolle!

"Nicht viel zu sagen"

Als der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge pflichtgemäß zu nächtlicher Stunde seine Rede hielt, war das Ambiente jedenfalls festlich, ja schon weihnachtlich. Zum 0:2 bei Manchester City sei ja "nicht viel zu sagen", hob Rummenigge in seiner gut 90-sekündigen Ansprache an: "Das Entscheidende war bereits nach dem fünften Spieltag zu verkünden". Und mit der Qualifikation als Gruppensieger hatten die Bayern die Königsklasse für dieses Jahr offensichtlich abgehakt.

Es ist nachzuvollziehen, dass der deutsche Rekordmeister angesichts der "kleinen Grippewelle" (Sportdirektor Christian Nerlinger) und vor dem Bundesliga-Spiel beim VfB Stuttgart mit einer B-Elf auflief.

Die Ersatzleute waren bemüht, ja. Was aber im Nachhinein ein "Geschmäckle" hinterließ, waren die vollmundigen Ankündigungen im Vorfeld, das für den FCB sportlich sicher bedeutungslose Spiel auf gar keinen Fall zu einer Adventsreise verkommen zu lassen.

Sieben Wechsel in der Startelf

"Nichts abschenken" werde man, hatte Rummenigge betont. Schließlich gehe es doch für City und den SSC Neapel noch um Platz zwei in der Gruppe. "Seriös" wolle man in diesem "riesigen Duell" spielen, hatte Heynckes noch am Dienstag versprochen. Eine "opulente Prämie" stünde auf dem Spiel, und zudem kämpfe man doch auch um wichtige Punkte für die Bundesliga in der Fünfjahreswertung der UEFA.

Dass Heynckes seine Mannschaft im Vergleich zum 4:1 gegen Werder Bremen am vergangenen Samstag dennoch auf sieben Positionen veränderte, war "richtig" und "selbstverständlich", wie Nerlinger befand. Denn: "Die Fans erwarten auch am Sonntag einen Sieg."

Stuttgart im Hinterkopf

Sonntag, Bundesliga, Stuttgart - das war der wahre Grund für die Rotation in diesem Ausmaß. Während der Rekordmeister in der Champions League das "Etappenziel" (Rummenigge) schon erreicht hatte, führt er in der Liga nur mit einem "hauchdünnen Vorsprung", wie Nerlinger in Erinnerung rief. Und den "wollen wir halten und festigen". Um das zu erreichen, sind alle Mittel recht.

Heynckes wehrte sich nach dem Spiel gegen den Spitzenreiter der Premier League zwar energisch gegen Gerede von einer B-Elf ("gefällt mir überhaupt nicht") und erklärte, der Internist habe "große Bedenken", ob Gomez oder Müller in Stuttgart spielen können.

Kein Vorwurf an Bayern

Doch Müller etwa bekannte in den Katakomben des City of Manchester Stadium freimütig, dass er "vom gesundheitlichen Zustand her schon hätte spielen können". Dass er dennoch nur auf der Bank gesessen habe, sei eine "Mischung aus nicht ganz 100 Prozent fit und Schonung" gewesen.

Letztlich kann man den Bayern keinen Vorwurf machen. So ist das halt im Profi-Fußball. Gut nur, dass Neapel nicht mehr auf Schützenhilfe angewiesen war und für das "eigene Glück gesorgt" habe, wie Nerlinger anmerkte. Denn auf den FC Bayern war in dieser Situation kein Verlass.

Manchester City - Bayern München: Daten zum Spiel