Leverkusen vergeigt in Valencia

Von Stefan Rommel / Daniel Reimann
Valencias Pablo Hernandez (l.) lässt den Leverkusener Michal Kadlec über die Klinge springen
© Getty

Bayer Leverkusen hat am 4. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Die Werkself verlor beim vermeintlich schärfsten Konkurrenten um Platz zwei FC Valencia mit 1:3 (1:1) und muss damit um die Teilnahme am Achtelfinale zittern.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 40.000 Zuschauern im Stadion Mestalla erzielte Jonas bereits nach elf Sekunden die Führung für Valencia. Dem zweitschnellsten Tor der Champions-League-Geschichte ging ein katastrophaler Fehlpass von Bayer-Keeper Bernd Leno voraus. Stefan Kießling besorgte nach gut einer halben Stunde den Ausgleich für die Gäste (31.).

In der zweiten Halbzeit versetzten dann aber Roberto Soldado (65.) und Adil Rami (75.) Bayer den Todesstoß. Durch den Sieg rückt Valencia (5 Punkte) der Werkself (6 Punkte) in der Tabelle auf den Pelz.

Und: Nach dem 2:1-Sieg aus dem "Hinspiel" hat Bayer gegenüber den Spaniern den direkten Vergleich jetzt verloren.

Stimmen:

Trainer Robin Dutt (Bayer Leverkusen): "Mit ausschlaggebend war, dass wir nach zehn Sekunden in Rückstand geraten sind. Wir dürfen in dieser Sandgrube nicht zwei Rückpässe spielen. Die Mannschaft hat sich ein bisschen schütteln müssen, dann eine wir eine sehr gute Reaktion gezeigt und ein schönes Tor gemacht. In der zweiten Hälfte sind wir vielleicht ein bisschen zu viel Risiko gegangen. Dafür sind wir bestraft werden. Zum nicht gegebenen Tor von Andre Schürrle: Es gibt immer wieder knappe Situationen, wo es schwierig ist für den Schiedsrichter. Aber wenn es eine ruhende Situation ist, der Linienrichter auf der Höhe steht und man noch die Sechzehnerlinie als Hilfe hat, dann so eine Fehlentscheidung zu machen - das hat mit Champions League nichts zu tun."

Andre Schürrle (Bayer Leverkusen) über sein nicht gegebenes Tor: "Das ist sehr, sehr schade, aber es ist unnötig, sich darüber aufzuregen. Es war eine Fehlentscheidung, aber jetzt kann man sowieso nichts mehr machen. Die Niederlage war unnötig. Zwei dumme Tore aus dem Nichts zu bekommen - so verliert man sehr, sehr unglücklich, obwohl man ein gutes Spiel gemacht hat."

Michael Ballack (Bayer Leverkusen) über den Torwartfehler beim 0:1: "Das passiert. Meistens passiert es zum ungünstigsten Zeitpunkt. Dass es in der ersten Minute war, war natürlich brutal für die Mannschaft. Aber wir sind zurückgekommen und von da an ging das Spiel neu los. Selbst nach dem 2:1 sind wir noch einmal zurückgekommen mit dem Tor, was leider nicht gegeben wurde. Das ist Pech und tut natürlich weh. So müssen wir wieder mit einer Fehlentscheidung leben, wie in der Liga letztens. Momentan ist es typisch für uns, dass das Glück in bestimmten Situationen fehlt. Jetzt müssen wir den Mund abputzen. Es geht weiter und auf der Leistung können wir aufbauen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Valencia im Vergleich zum Spiel in Leverkusen mit zwei Änderungen: Albelda und Alba fliegen aus der Mannschaft, dafür beginnen Feghouli und Toppal im Mittelfeld.

Bayer mit Ballack, der mit einer Maske zum Schutz nach seinem Nasenbeinbruch spielt. Und mit einer Änderung im Vergleich zum "Hinspiel": Wie zuletzt in der Bundesliga bekommt wieder Friedrich den Vorzug vor Reinartz. Castro nach einigen Experimenten zuletzt wieder rechts in der Viererkette. Derdiyok sitzt auf der Bank, Kießling stürmt.

1., 1:0, Jonas: Rückpass von Friedrich auf Leno. Dem misslingt der Befreiungsschlag total, direkt in die Beine von Jonas. Der geht zwei Schritte und schlenzt den Ball mit links aus 20 Metern ins linke untere Eck. Elf Sekunden hat's gedauert...

13.: Soldado spielt steil in die Gasse auf Hernandez. Toprak pennt total. Leno ist aber rechtzeitig draußen und greift sich den Ball.

17.: Ecke Sam von links. Toprak gewinnt sechs Meter vor dem Tor den Kopfball, setzt das Ding ins rechte Eck. Aber Alves fliegt schön und rettet kurz vor der Linie.

31., 1:1, Kießling: Ballgewinn von Rolfes im Mittelfeld. Valencia einen Tick zu weit aufgerückt. Rolfes auf Kadlec, der kurz auf Ballack weiterleitet. Gefühlvolle Flanke von links vors Tor, wo Kießling seinem Bewacher Ruiz entwischt und aus sieben Metern unbedrängt ins rechte Eck köpft.

39.: Schürrle dreht sich 25 Meter vor dem Tor schnell um Miguel und zieht satt ab. Alves lenkt das Geschoss gerade noch über die Latte.

52.: Schürrle zieht an, lässt Costa stehen und dringt in den Strafraum ein. Sein Schuss von halbrechts geht aber weit links vorbei.

65., 2:1, Soldado: Mathieu gewinnt den Kopfball gegen Sam und läuft in die Gasse. Sam geht nicht hinterher, der Ball kommt in den Lauf von Mathieu. Der kann in Ruhe flanken und findet Soldado. Der Kapitän ist schneller am Ball als Toprak und lenkt das Ding mit der Hacke unter Leno hindurch ins Tor.

69.: Bender bedient Schürrle, der aus acht Metern ins lange Eck trifft. Schiri Eriksson entscheidet aber auf Abseits. Klare Fehlentscheidung.

74., 3:1, Rami: Ecke von rechts. Rami setzt sich in der Mitte im Ringkampf gegen Bender durch und köpft den Ball aus fünf Metern per Aufsetzer ins Tor. Könnte man auch abpfeifen...

Fazit: Unnötige Niederlage für Bayer, das den Gegner eigentlich im Griff hatte, sich aber durch schwere individuelle Patzer selbst schlug.

Der Star des Spiels: Roberto Soldado wirbelte in der Anfangsphase fast nach Belieben, hatte bei fast jedem Angriff seine Beine im Spiel. Danach tauchte auch er etwas ab - war dann aber in der entscheidenden Szene voll da und erzielte das wichtige 2:1.

Der Flop des Spiels: Sidney Sam brachte kein Bein auf den Boden, konnte sich gegen Mathieu kaum einmal durchsetzen. Von seiner Schnelligkeit und seinen Dribblings war nichts zu sehen. Dazu pennte er beim 1:2 folgenschwer, als er Gegenspieler Mathieu einfach laufen ließ.

Eure Spielernoten: Ballack top, Leno flop

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson aus Schweden hatte die Partie lange Zeit gut im Griff, leistete sich aber auf Anraten seines Assistenten bei Schürrles Tor eine ärgerliche Fehlentscheidung. Ramis Tor hätte man auch abpfeifen können, der Spanier drückte Bender davor zu Boden.

Analyse: Der Auftakt hätte schlimmer kaum sein können. Leverkusen fand auch in den Minuten danach überhaupt nicht ins Spiel, Valencia ging schnell hohes Tempo, erwischte Bayer ein ums andere Mal mit Kontern. Im Prinzip eine Wiederholung der Anfangsphase aus dem Hinspiel. Hernandez, Soldado und Jonas rochierten extrem viel und brachten Bayers Defensive ordentlich durcheinander.

Erst nach einer Viertelstunde hatte sich Leverkusen besser organisiert und war bissiger in den Zweikämpfen. Ballacks veränderte Spielweise stabilisierte Bayers Spiel zudem. Ballack ließ sich immer weit zurückfallen, um die Angriffe selbst einzuleiten und um den überforderten Bender und Rolfes mehr bei der Defensivarbeit zu helfen.

Der Ausgleich kam dennoch überraschend, er gab Leverkusen aber Sicherheit. Valencia hatte nach Banegas verletzungsbedingtem Ausscheiden einen merkbaren Bruch im Spiel und erholte sich davon bis zur Pause auch nicht mehr.

Nach dem Wechsel blieb das Spiel lange ausgeglichen, wobei Bayer die Gastgeber gut vom eigenen Tor fern halten konnte, selbst aber auch kaum torgefährlich wurde. Wie aus dem Nichts fiel dann aber die erneute Führung für Valencia, das schnelle dritte Tor brach Bayer dann früh das Genick.

Bis zum Schlusspfiff konnte Leverkusen nicht mehr zulegen, Dutts Wechsel waren aber auch kein klares Signal für eine Aufholjagd. Der Bayer-Coach wechselte dreimal lediglich positionsbezogen.

Valencia - Leverkusen: Daten und Fakten

Artikel und Videos zum Thema