Werder schafft versöhnlichen Abschluss

Von Für SPOX im Weserstadion: Stefan Rommel
Sebastian Prödl (l.) brachte Werder gegen indisponierte Mailänder Gäste per Kopf in Führung
© Getty

Werder Bremen hat sich mit einem überzeugenden Sieg gegen den Titelverteidiger versöhnlich aus der Champions League verabschiedet. Im letzten Spiel der Gruppenphase gewann die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf mit 3:0 (1:0) gegen Inter Mailand, schließt die Gruppe A aber trotzdem als Letzter ab.

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Vor lediglich 30.400 Zuschauern im Weserstadion erzielte Sebastian Prödl (39.), Marko Arnautovic (49.) und Claudio Pizarro (88.) die Tore für die Gastgeber.

Durch den Sieg polierte Werder seine bis dato ernüchternde Bilanz zumindest etwas auf. Inter dagegen enttäuschte komplett und verspielte auch die letzte Chance auf den möglichen Gruppensieg. Der Titelverteidiger zieht somit als Zweiter hinter Tottenham Hotspur ins Achtelfinale ein.

Reaktionen:

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Wir haben heute ein gutes Spiel abgeliefert und uns anständig aus der Gruppe verabschiedet. Der Sieg ist viel wert. Alles was wir uns vorgenommen haben, haben wir auch umgesetzt. Daran müssen wir jetzt anknüpfen. Dortmund wird uns in der Bundesliga sicher mehr fordern, als das Inter heute getan hat. Beim Tabellenführer können wir uns am Samstag erneut beweisen."

Klaus Allofs (Sportchef Werder Bremen): "Wir können heute sehr zufrieden sein. Dafür, was der Gegner tut, können wir nichts. In der zweiten Halbzeit hat sich die Mannschaft gesteigert. Auch wenn es eine sehr schwere Gruppe war, ist es sehr ärgerlich, dass wir nicht mehr dabei sind."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder mit Almeida, diesmal im linken offensiven Mittelfeld. Bargfrede dafür nur auf der Bank.

Inter im 4-2-3-1 mit Eto'o oder abwechselnd Pandev als einziger Spitze. Benitez schont keinen seiner Stars, Cambiasso rückt kurz vor Spielbeginn für Materazzi ins Team.

31.: Hunt schlägt einen cleveren Diagonalpass auf Almeida, der die Kugel am linken Eck des Fünfmeterraums technisch astrein annimmt und direkt abzieht. Orlandoni muss sich strecken, bekommt aber so gerade noch die Hände dran.

38., 1:0, Prödl: Nach einer Frings-Ecke von rechts steigt Prödl zwischen zwei Inter-Verteidigern am höchsten und drückt das Ding unhaltbar ins rechte Toreck. Erster CL-Treffer für den Österreicher.

49., 2:0, Arnautovic: Wieder trifft ein Österreicher. Almeida flankt von halblinks butterweich an den Fünfmeterraum, wo Arnautovic goldrichtig steht und die Kugel aus dem Lauf volley ins kurze Eck drischt.

67.: Pfosten! Eine wilde Szene: Pandev will von halbrechts eigentlich nur flanken. Sein auf den ersten Blick verunglückter Versuch findet keinen Abnehmer im Zentrum und trudelt gemächlich an den linken Pfosten.

82.: Schmidt bringt den nächsten Ball von rechts zentral vor das Inter Tor, wo Hunt nach vom Elfmeterpunkt den Dampfhammer auspackt und das Leder an die Unterkante der Latte nagelt.

88., 3:0, Pizarro: Fritz spielt Pizarro von halblinks mittig vor dem Sechzehner an. Der Stürmer dreht sich fein um die eigene Achse, schaut kurz auf und ballert die Kugel über den linken Innenpfosten ins Netz.

90.: Nun scheitert Inter am Aluminium. Pandev kloppt die Kugel aus gut vierzehn Metern an das linke Lattenkreuz.

Fazit: Verdienter Sieg für Bremen, das deutlich mehr für's Spiel tat und beinahe unbehelligt kombinieren durfte.

Der Star des Spiels: Marko Marin wollte seine erste Champions-League-Saison offenbar nicht ganz enttäuschend ausklingen lassen. Der Nationalspieler brauchte wie seine Kollegen eine Weile, kämpfte sich dann aber immer mehr in die Partie und hielt die Viererkette der Italiener gehörig auf Trab.

Die Gurke des Spiels: Davide Santon gilt als eines der größten Talente Italiens - allerdings eher auf der Position links in der Viererkette. Gegen Werder durfte er rechts im Mittelfeld ran und zeigte überhaupt nichts. Santon wirkte lustlos, hatte keine einzige Offensivaktion und ließ Zanetti ein ums andere mal allein gegen Almeida und Hunt. Ganz schwache Vorstellung, die Trainer Benitez mit einer frühen Auswechslung quittierte.

Die Pfeife des Spiels: Cüneyt Cakir aus der Türkei hatte mit der harmlosen Partie keinerlei Probleme. Sicher in der Spielleitung und lediglich mit ein paar kleinen Fehlern.

Analyse: Die ersten Minuten muteten wie ein besseres Trainingsspiel an. Werder kam dann als erste Mannschaft ihrer Pflicht nach, unterstützt von einem gelangweilten Inter. Die Bremer kontrollierten die Partie bis zur Pause nach Belieben, ohne sich viele Chancen zu erspielen.

Erst nach einer halben Stunde wurden die Gastgeber mutiger und zielstrebiger und kamen völlig verdient zum Führungstreffer. Inter hatte in den gesamten ersten 45 Minuten keine einzige nennenswerte Szene. Lediglich ein Kopfball von Pandev versprühte einen Hauch von Torgefahr.

Auch im zweiten Durchgang wollte sich Inter nicht am Spiel beteiligen und so holten sich Werder als Mannschaft und einzelne Spieler wie Marin, Hunt oder Arnautovic jenes Selbstvertrauen, das in den letzten Wochen nur zu oft gefehlt hatte.

Werder blieb zudem zum dritten Mal in Folge ohne Gegentor. Das Experiment mit Fritz als Absicherung neben Frings darf getrost als gelungen bezeichnet werden. Inter dagegen setzte seinen Negativlauf auch in der Königsklasse fort. Auch wenn das Weiterkommen längst feststand: Die "Leistung" war eines Titelverteidigers nicht würdig.

Völlig emotions- und beinahe teilnahmslos gaben die Mailänder das Spiel her. Offensichtlicher kann man eine lästige Dienstreise nicht dokumentieren.

Werder - Inter: Daten zum Spiel