Gewinnen macht mehr Spaß

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Zwei Tore gegen Basel: Keine Frage, Franck Ribery befindet sich im Aufwind
© Getty

Thomas Kraft und Franck Ribery mit Rückenwind, eine neue Mitte und die Erkenntnis, dass es zuhause durchaus läuft: Das 3:0 gegen den FC Basel zum Abschluss der Champions-League-Gruppenphase war der jüngste gelungene Streich der bayrischen Stehaufmännchen. Das Achtelfinale kann kommen - auch wenn eine Statistik Anlass zur Sorge gibt.

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SPOX hat die wichtigsten Erkenntnisse zum Abschluss der Gruppenphase zusammengefasst.

Thema Kraft: Nachdem Bayern gegen Basel nur noch um die 800.000 Euro Siegprämie von der UEFA spielte, rückte der Mann mit der Rückennummer 35 in den Fokus und machte seine Sache erneut sehr abgeklärt. "In der ersten Halbzeit hat er uns gerettet. Wenn es 0:1 gestanden hätte, läuft so ein Spiel anders - das hat man gegen Schalke gesehen", meinte Trainer Louis van Gaal zu den drei Paraden, mit denen der 22-Jährige einen Rückstand verhinderte.

Kraft selbst nahm sein Heimdebüt in der Königsklasse äußerlich gelassen hin. "Den Einen habe ich ganz gut gehalten. Den muss ich aber auch haben", sagte der Keeper anschließend schmallippig. Im Gegensatz zum Debüt in Rom (2:3) hielt Kraft diesmal die Null. Sein trockener Kommentar: "Wenn man gewinnt, macht's noch mehr Spaß."

Van Gaal hatte den Keeper in dieser Woche auf Herz und Nieren getestet - am Montag musste der Youngster schon der Presse Rede und Antwort stehen. "Wir haben ihn extra dahin geschickt. Das ist ein Teil seiner Schulung", sagte van Gaal.

"Er muss auch dort Erfahrungen sammeln. Dann gab es diese Woche viele Kommentare zu Neuer - kommt er, kommt er nicht? Darauf musste er auch noch antworten und trotz dieses Drucks hat er auf diesem Niveau gezeigt, dass er ein großes Talent ist", lobte der Trainer. Und Mario Gomez winkte gleich augenzwinkernd ab: "Wir wissen eh schon lange, dass er ein sehr guter Torwart ist."

Fragt sich nur, wann Kraft das noch mal auf entsprechender Ebene zeigen darf. "Ich hoffe, dass ich bald mal wieder spielen kann, egal in welchem Wettbewerb. Wann das ist, muss ich abwarten." Sollte sich Butt nicht verletzen, dürfte das realistisch betrachtet aber erst in der Bundesliga-Schlussphase sein, sollten die Verhältnisse dort bereits geklärt sein - außer van Gaal lässt ihn im Pokal in Stuttgart ran.

Achtelfinalauslosung im LIVE-TICKER: Freitag, 17.12., 12 Uhr

Thema Ribery: Ebenfalls im Fokus stand der Mann mit der Nummer 7 - Franck Ribery. Der schaffte es mit zwei Toren immerhin erstmals in dieser Saison auf die Anzeigetafel. "Es ist sehr wichtig, dass ein Spieler wie Franck Ribery im Kopf frei ist. Ich denke, das habe ich heute gesehen und das freut mich sehr", sagte van Gaal hinterher.

Streicheleinheiten für seinen sensiblen Star, der sich schon öfter über ein nicht ganz intaktes Verhältnis zum Coach beschwert hatte. "Im Moment funktioniert es gerade. Er braucht mich, ich brauche ihn", sagte Ribery und schloss seine Ausführungen in gutem Deutsch: "Ich bin zufrieden heute. Ich brauche Vertrauen auf dem Platz, mehr Spaß. Das ist wichtig für mich."

Dem konnte Thomas Müller nur zustimmen. "Er hat die letzten zwei Jahre ja nur bruchstückhaft gespielt", sagte der FCB-Youngster über Ribery. "Für Franck ist wichtig, dass er Selbstvertrauen hat. Nur so findet er zu alter Stärke zurück. Er weiß, dass es nicht sofort wieder geht, sondern dass es Schritt für Schritt gehen muss."

Ein kleiner Schritt nach vorne: ja. Mehr aber auch nicht. Im Endeffekt stand der 27-Jährige eben zweimal richtig, als der Ball in den Strafraum kam. Seine Spritzigkeit reicht aber gegen schnelle Gegenspieler noch nicht für spektakuläre Flankenläufe, zudem sah man gegen Basel vor allem in der ersten Halbzeit erneut einige taktische - heißt: defensive - Defizite. Insgesamt: ordentlich, aber ausbaufähig.

Thema Abwehr: Das gilt auch für die Leistung der neuen Innenverteidigung unter van Gaal, Breno und Anatolij Tymoschtschuk. Der 21-jährige Breno hatte ein paar brillante, weil ausgesprochen abgeklärte Zweikampfszenen, nahm sich aber auch wieder seine Auszeiten und ließ die Baseler Stürmer dreimal über seine Seite entwischen, ähnlich wie es ihm auf Schalke mit Raul passiert war.

Tymoschtschuk hingegen knüpft dort an, wo er im defensiven Mittelfeld aufgehört hatte: äußerst solide mit gelegentlichen Highlights. Gegen Basel erzielte er nach genau einem Jahr sein zweites Champions-League-Tor für die Bayern - am 8. Dezember 2009 hatte er beim 4:1 in Turin ebenfalls getroffen. Er wird erst wieder um seinen Platz in der Stammelf kämpfen müssen, wenn Holger Badstuber im neuen Jahr fit wird.

In den restlichen drei Spielen dieses Kalenderjahres sollten Breno und Tymoschtschuk jedoch weitere Bewährungschancen erhalten. Ob dann nachgebessert wird? "Wir sondieren den Markt und werden uns in den nächsten Tagen noch einmal zusammensetzen. Eine Tendenz gibt es aber nicht", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger gegenüber "Sport1".

Die Bayern-Haltung bleibt steif: Nur weil Daniel van Buyten gerade ein Tief durchmacht und Martin Demichelis bei van Gaal kein Standing mehr hat, muss man nicht gleich in Aktionismus verfallen. Oder wie es Nerlinger ausdrückte: "Im letzten Jahr hatten wir die beste Abwehr der Bundesliga, da sollten wir jetzt nicht alles in Schutt und Asche reden."

Thema Heimstärke: So schwankend die Leistungen der Bayern in dieser Hinrunde sein mögen - zuhause ist der FCB im Herbst eine Macht. Seit dem 1:2 gegen Mainz Ende September hat Bayern in jedem Heimspiel, egal ob Bundesliga oder Champions League, mindestens drei Tore erzielt. Auch wenn Hannover, Cluj, Freiburg, Nürnberg, Frankfurt und Basel natürlich nicht zur Creme de la Creme gehören: Es geht aufwärts, zumindest in der heimischen Arena.

In der Königsklasse gab es in drei Heimspielen drei Siege, in der Bundesliga führt man die Heimtabelle vor Dortmund mit einem Punkt (und einem Spiel mehr) an. "Wir haben heute wie eine Mannschaft gespielt. Wir haben gewonnen und wieder Tore geschossen. Das ist immer das Wichtigste im Fußball", war van Gaal mit der Leistung gegen Basel zufrieden.

Einzig Kapitän van Bommel nörgelte: "Die ersten 25 Minuten fand ich nicht gut und die letzten 15 fand ich auch nicht gut. Wir sind also noch nicht so stabil, wie wir sein müssen."

Thema Achtelfinale: "Wir waren nicht in der schwersten Gruppe, aber wir haben es geschafft. Es sah einfach aus, aber so war es nicht", resümierte van Gaal nach der mit 15 Punkten besten Gruppenphase der Vereinsgeschichte. Allein: von der Punktausbeute in der Vorrunde kann man sich in der K.o.-Phase nichts kaufen. Blickt man auf die möglichen Gegner, die am 17. Dezember aus dem Lostopf purzeln könnten, könnte das Abenteuer Champions League auch schnell wieder vorbei sein.

Eine Neuauflage des Champions-League-Finals des Vorjahres gegen Inter ist dabei ebenso zu einem Siebtel wahrscheinlich wie die Neuauflage des Halbfinals gegen Lyon, oder ein Duell mit Angstgegner AC Milan. "Wenn man die möglichen Vereine sieht, sagt man vom Gefühl her: Kopenhagen. Da kann man sich aber auch täuschen, das ist rein hypothetisch", sagte van Bommel.

Im Endeffekt kommt es auch auf die Tagesform im Februar an. Gomez meinte: "Es muss nicht immer ein Nachteil sein, wenn man gegen große Mannschaften spielt, weil dann wirklich jeder hundertprozentig motiviert und konzentriert ist. Klar könnten wir zum Beispiel Arsenal bekommen - aber Arsenal würde dann auch Bayern bekommen!"

Immerhin haben die Bayern den Vorteil, das Rückspiel zuhause bestreiten zu dürfen. Wobei: Vorteil? In der vergangenen Saison kam der FCB in Florenz, Manchester und Lyon immer auswärts weiter. In den ungeraden Jahren 2009 (Barca), 2007 (Milan) und 2005 (Chelsea) war jedoch immer nach einem Heimauftritt im Rückspiel Schluss.

FC Bayern - FC Basel: Daten zum Spiel

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