Ein Punkt für ein dramatisch schlechtes Schalke

Von Thomas Gaber/Christian Bernhard
Pure Ratlosigkeit: die Schalker Raul (l.) und Klaas-Jan Huntelaar
© Getty

Der FC Schalke 04 hat am vierten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase ein schmeichelhaftes 0:0 bei Hapoel Tel Aviv geholt und mit sieben Punkten Platz zwei in der Gruppe B verteidigt. Vor 15.000 Zuschauern hielt Torhüter Manuel Neuer einer erschreckend schwachen Mannschaft einen Punkt fest.

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Hapoel holte im vierten Spiel den ersten Punkt. Schalke liegt in der Tabelle hinter Olympique Lyon (neun Punkte) und vor Benfica Lissabon (sechs) auf Kurs Richtung Achtelfinale.

Reaktionen:

Felix Magath (Schalke 04): "Eigentlich wollten wir drei Punkte. Aber die Mannschaft von Tel Aviv war überraschend stark. Wir haben uns in der zweiten Halbzeit kaum lösen können. Heute sind wir um den Strafraum herum gar nicht zum Zug gekommen. Der Gegner bekämpft natürlich genau die starken Leute. Aber zu Null zu spielen, ist natürlich auch etwas Erfreuliches."

Eli Guttman (Tel Aviv): "Wir haben sehr gut gespielt und hatten viele Chancen. Manuel Neuer ist ein unglaublicher Torhüter. Ihn zu überwinden, war nahezu unmöglich. Ich bin enttäuscht, dass wir den Ball kein Mal im Tor unterbringen konnten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Tel Aviv fällt Top-Stürmer Shechter wegen einer Oberschenkelverletzung aus. Yadin muss wegen einer Knöchelblessur passen. Trainer Guttman schickt seine Mannschaft im gewohnten 4-4-2 aufs Feld.

Bei Schalke spielt Escudero für den verletzten Schmitz links in der Viererkette. Huntelaar ist einzige echte Spitze, dahinter spielt eine Dreierreihe aus Jurado, Raul und Farfan.

18.: Tamuz tankt sich auf halblinks gegen Höwedes und Uchida durch und zieht aus 16 Metern ab. Neuer holt die Pille aus dem linken unteren Eck.

29.: Flanke Hapoel von links, Tamuz gewinnt das Kopfballduell gegen Höwedes und legt ab für Zahavi. Der ssteht blank vor Neuer und schießt aus sieben Metern. Neuer pariert mit dem linken Fuß. Stark!

43.: Jurado zieht von links nach innen und probiert's aus 17 Metern. Enyeama lenkt den Ball mit der linken Pranke über die Latte.

59.: Schöne Einzelaktion von Toama über rechts. Seine Hereingabe stolpert Escudero beinahe ins eigene Tor. Neuer behält die Übersicht und packt sich die Kugel.

69.: Nach einer Ecke von links kommt Shivhon an der Fünfmeterlinie unbedrängt zum Kopfball. Neuer fliegt spektakulär und klärt mit der Faust.

77.: Shivron macht an der Strafraumgrenze zwei Mann mit einem einfachen Hüftwackler nass und zieht zentral aus 17 Metern ab. Der Flachschuss geht knapp am linken Pfosten vorbei.

Fazit: Glückliches Remis für ein verheerend schwaches Schalke gegen spielerisch starke Israelis. Schalke muss sich bei Torhüter Neuer bedanken.

Der Star des Spiels: Manuel Neuer. Note 1+ für den Schalker Keeper. Mit zwei, drei Glanzparaden rettete Neuer seinen Vorderleuten ein 0:0. Der Nationaltorhüter hält seit Wochen erstklassig und war wieder mal mit Abstand bester Schalker.

Die Gurke des Spiels: Atsuto Uchida. Wieder mal war ein Schalker Außenverteidiger schlechtester Spieler auf dem Platz. Uchida ließ sich auf rechts von Tamuz und Toama an der Nase rumführen. Der Japaner rannte permanent hinterher und wirkte teilweise geistig abwesend. Anders sind die vielen Stockfehler bei der Ballannahme nicht zu erklären. Uchidas Offensivaktionen waren sehr überschaubar, seine Flanken weitgehend unbrauchbar.

Die Pfeife des Spiels: Frank de Bleeckere. Der erfahrene Belgier griff früh durch und zeigte Zahavi nach einem harten Einsteigen gegen Jurado zurecht die Gelbe Karte. Jurado für das bisschen Ballwegschlagen und Huntelaar und Höwedes für ein angeblich absichtliches Handspiel ebenfalls mit Gelb zu bestrafen, war einfach nur lächerlich. De Bleeckere machte keine Fehler, doch seine Vorliebe für schnelle Verwarnungen nervt.

Analyse: Die letzten beiden Spiele in der Champions League gegen Benfica und Hapoel waren Ausflüge in die Wohlfühloase für Schalke. Man konnte sich freischwimmen vom grauen Bundesliga-Alltag.

Die Reise nach Tel Aviv hätten sich die Knappen dagegen sparen können. Es war ein erbärmlicher Auftritt. Im Spiel nach vorne fehlten Struktur, Mut, Ideen und Entschlossenheit.

Es ist traurig mitanzusehen, in welcher Verfassung kreative Spieler wie Farfan, Rakitic und Raul sind. Huntelaar trabte lustlos über den Rasen. Nur Jurado ließ ab und zu mit klugen Pässen und ein, zwei gefährlichen Torschüssen sein Potential aufblitzen. Zudem ging er weite Wege, um seinen Landsmann Escudero in der Defensivarbeit zu unterstützen.

Hapoel eroberte viele Bälle im Mittelfeld und spielte über Schaltstation Zahavi schnörkellos nach vorne. Schalke verteidigte naiv. Zwei, drei Spieler griffen den ballführenden Spieler zaghaft an, der Pass zum nächsten freien Mann konnte meist nicht verhindert werden.

Hapoel fehlte im Abschluss die nötige Ruhe, um das entscheidende Tor zu machen. Was aufs Tor kam, entschärfte Neuer mit glänzenden Reflexen.

Die Mannschaft des FC Schalke 04 befindet sich in einem dramatisch schlechten Zustand. Jeder einzelne Spieler kämpft mit und gegen sich selbst. Schalke 04 hat eine psychische Blockade und Trainer Magath ist scheinbar nicht in der Lage, sie zu lösen.

Trotz allem hat Schalke mit sieben Punkten aus vier Spielen gute Chancen, in der Champions League zu überwintern.

Hapoel Tel Aviv - FC Schalke 04: Daten zum Spiel