Werder wartet weiter auf den ersten Sieg

Von Stefan Moser / Martin Rösch
Nicht nur Dwight Tiendalli und Wesley rieben sich vorwiegend in Zweikämpfen auf
© Getty

Werder Bremen wartet in der Champions Leauge weiter auf den ersten Sieg. Am dritten Spieltag der Gruppe A kam die Mannschaft von Thomas Schaaf zu einem 1:1 (0:0) bei Twente Enschede. Für eine Schrecksekunde sorgte die Verletzung von Tim Wiese.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 20.000 Zuschauern im Grolsch Veste Stadion in Enschede brachte Theo Janssen (75.) die Gastgeber überraschend in Führung. Nur fünf Minuten später traf Marko Arnautovic gegen seine ehemaligen Kollegen zum verdienten Ausgleich für Bremen.

Für eine Schrecksekunde sorgte Torhüter Tim Wiese, als er sich ohne Einwirkung eines Gegenspielers am Knie verletzte und in der 40. Minute ausgewechselt werden musste. Nach ersten Aussagen der Ärzte sind wohl keine Bände gerissen, eine genaue Diagnose wird es aber erst am Donnerstag geben.

Mit nun zwei Punkten aus drei Spielen liegt Bremen punktgleich mit Twente weiter auf dem letzten Platz in Gruppe A. Inter Mailand (7 Punkte) baute die Tabellenführung mit einem Sieg gegen Tottenham (4 Punkte) aus.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Die gute Nachricht für Werder: Pizarro ist fit, er steht in der Anfangsformation und stürmt neben Almeida. Ex-Twente-Spieler Arnautovic sitzt zunächst nur auf der Bank. Hinten links rückt Pasanen in die Viererkette, Silvestre bekommt eine schöpferische Pause. Bargfrede beginnt im Mittelfeld für Marin.

31.: Katastrophenpass von Tiendalli genau in den Lauf von Almeida. Der Portugiese tankt sich klasse gegen Bengtsson in den Sechzehner und zieht aus elf Metern im Fallen ab. Mikhailov steht im kurzen Eck und bringt rechtzeitig die Beine zusammen.

37.: Wiese bleibt ohne gegnerische Einwirkung im Rasen hängen, liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und hält sich das Knie. Nach kurzer Behandlung muss er runter, für ihn kommt Mielitz ins Tor.

75., 1:0, Janssen: Nach einer Chadli-Hereingabe von links können Pasanen und Prödl nicht entscheidend gegen Janko klären. Mielitz rettet zunächst gegen Janssen, ist dann aber beim Nachschuss aus kurzer Distanz machtlos. Das roch allerdings sehr nach Abseits.

80., 1:1, Arnautovic: Herrlicher Doppelpass zwischen Arnautovic und Pizarro am Sechzehner. Arnautovic nimmt den Heber des Peruaners klasse per Brust mit und knallt den Ball aus sieben Metern unter die Latte.

86.: Glanztat Mielitz! Ruiz setzt Janssen mit einem Traumpass über die Mitte fein in Szene. Der Holländer versucht frei vor Mielitz den Heber, aber der Werder-Schlussmann hat spekuliert und bekommt noch rechtzeitig den rechten Arm nach oben.

91.: Der Ball ist im Netz, aber der Treffer zählt nicht! Pizarro verlängert einen Marin-Freistoß von links am Fünfer per Kopf ins rechte Eck, steht dabei aber hauchdünn im Abseits.

Fazit: Nach langweiligen ersten 70 Minuten wurde es in der Schlussphase ein typisches Werder-Spiel. Chancen vorne, Chancen hinten, jede Menge Chaos in der Mitte. Am Ende wohl eine verdiente Punkteteilung.

Der Star des Spiels: Wesley. Wenn nichts lief, lief der Brasilianer. Von links nach rechts, von vorne nach hinten und wieder zurück. Zeigte sich immer wieder auch als Anspielstation und sorgte mit einigen Einzelaktionen zumindest ab und an für Tempo. Auch wenn ihm bei weitem nicht alles gelang: ein Arbeitstier vor dem Herren - und zusammen mit Pizarro und Frings einer der wenigen, denen nicht das Herz in die Hose rutschte.

Die Gurke des Spiels: Sebastian Prödl. Sein Arbeitstag begann mit Stockfehlern, Unsicherheiten im Aufbau und unnötigen Fouls. Er gipfelte in einem Luftloch, das zum Gegentreffer führte. Rabenschwarzer Tag für den Österreicher.

Die Pfeife des Spiels: Claus Bo Larsen. Hatte keine Mühe mit der sehr fairen Partie - und hielt sich entsprechend angenehm im Hintergrund. Eigentlich ein solider Auftritt des erfahrenen Dänen - allerdings mit Beigeschmack: Das 1:0 für Twente war irregulär.

Analyse: Hexenkessel in Twente? Vollgas der Niederländer von der ersten Sekunde an? Fehlanzeige! Stattdessen eine unerwartet zögerliche Anfangsphase beider Teams ohne Tempo, klare Aktionen oder gar Torchancen. Bremen in der Defensive zwar kompakt und diszipliniert, nach vorne aber unentschlossen, umständlich und verkrampft. Die einzig wirkliche Chance für Almeida resultierte aus einem krassen Fehler in der Twente-Defensive.

Die Niederländer dominierten die erste Halbzeit zwar mit 55 Prozent Ballbesitz, kamen ihrerseits aber nur über Standards oder Einzelaktionen der quirligen Außenstürmer zu seltenen Gelegenheiten. Erst nach der Verletzung von Wiese nutzte Enschede in einer kurzen Druckphase kurz vor der Pause die Verunsicherung der Bremer, insgesamt aber war auch Twente der Druck nach ebenfalls nur einem Punkt aus den ersten beiden Spielen deutlich anzumerken.

Auch die zweite Hälfte begann reichlich ereignis- und emotionslos. Erst ab der 70. Minuten begann sich Werder langsam frei zu spielen, kontrollierte das Spiel, baute zusehends Druck auf - und kassierte aus dem Nichts einen völlig unnötigen Gegentreffer.

Es spricht für die individuelle Qualität von Werder, dass Pizarro und Arnautovic postwendend den Ausgleich besorgten. Es spricht allerdings gegen Werder, dass hinterher das Chaos losbrach. Zwar erspielte sich Bremen noch die eine oder andere Chance, lud Twente aber auch immer wieder viel zu einfach zu Kontern ein. Am Ende ein wohl verdientes Remis - das keinem wirklich weiterhilft.

Twente Enschede - Werder Bremen: Daten zum Spiel