Werder-Wahnsinn in Genua

Von Daniel Börlein / Markus Matjeschk
Markus Rosenberg (2. v. l.) schoss Bremen mit seinem Tor in die Verlängerung
© Getty

Werder Bremen hat sich für die Champions League qualifiziert! Das Team von Trainer Thomas Schaaf setzte sich nach einer irren Partie trotz einer 2:3 (1:3, 0:2)-Niederlage nach Verlängerung gegen Sampdoria Genua durch. Das Hinspiel hatten die Norddeutschen mit 3:1 gewonnen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im ausverkauften Stadion Luigi Ferraris in Genua brachte Giampaolo Pazzini die Gastgeber bereits in der 8. Minute in Führung und erhöhte nur wenig später auf 2:0 (13.). Antonio Cassano besorgte den dritten Treffer (85.).

In der Nachspielzeit traf Markus Rosenberg für Werder und brachte Bremen dadurch in die Verlängerung. Dort erzielte Claudio Pizarro den entscheidenden Treffer für die Hanseaten.

Zusammen mit dem FC Bayern München und Schalke 04 vertritt Werder Bremen damit die Bundesliga in der Champions League.

Reaktionen:

Trainer Thomas Schaaf (Werder Bremen): "Wir alle sind sehr froh. Ich weiß nicht, warum wir das immer so spektakulär machen müssen. Das war wieder eine besondere Nummer heute. Nach 13 Minuten waren wir so in Not, Gott sei Dank konnten wir uns befreien. Das ist natürlich auch eine Qualität."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Werder beginnt überraschend Wagner im Sturmzentrum. Pizarro agiert etwas dahinter. Auf links darf Marin ran. Sampdoria hat drei Neue in der Startelf im Vergleich zum Hinspiel: Dessena, Stankevicius und Guberti.

4.: Frings mit der Ecke auf den Elfmeterpunkt. Prödl steigt völlig frei hoch, wuchtet die Kugel aber rechts vorbei.

8., 1:0, Pazzini: Cassano mit der butterweichen Flanke vom linken Strafraumeck. Am langen Pfosten schraubt sich Pazzini höher als Pasanen und drückt den Ball ins kurze Eck.

13., 2:0, Pazzini: Stankevicius mit der Hereingabe aus dem rechten Halbfeld. Fritz lässt Pazzini im Strafraum jede Menge Freiraum. Genuas Angreifer nimmt das Geschenk dankend an und drischt die Kugel volley unters Dach. Traumtor!

40.: Eckball Genua und schon brennt's lichterloh: Pazzini steigt am Fünfer mutterseelenallein zum Kopfball hoch, Fritz klärt in höchster Not auf der Linie.

85., 3:0, Cassano: Mannini steckt halbrechts auf Semioli durch. Flache Hereingabe in den Fünfer. Cassano mit der Hacke, Wiese ist früh unten und muss zusehen, wie das Leder über die Linie holpert.

90.+3, 3:1, Rosenberg: Ja gibt's das denn?! Rosenberg legt sich den Ball am rechten Strafraumeck zurecht. Satter Schuss ins lange Eck und Werder ist in der Verlängerung!

100., 3:2, Pizarro: Marin vernascht zwei Mann in der Zentrale und gibt die Kugel auf Pizarro weiter. Kurzer Blick, trockener Schuss aus 23 Metern. Rechts unten schlägt's ein!

Fazit: Nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit steckte Werder selbst nach dem dritten Gegentor nicht auf und belohnte sich dafür selbst.

Der Star des Spiels: Markus Rosenberg. Das muss man sich mal vorstellen: Nur weil Sandro Wagner eine Platzwunde erlitt, deshalb das blutverschmierte Trikot wechseln musste, allerdings kein Ersatz-Dress für Wagner parat lag, kam Rosenberg überhaupt ins Spiel. In der Nachspielzeit schnappte sich der Schwede dann die Kugel, zimmerte sie ins Netz und schoss Bremen dadurch erst in die Verlängerung. Nur so war der CL-Einzug überhaupt möglich.

Die Gurke des Spiels: Petri Pasanen. Dass Werder ein Problem auf der Linksverteidigerposition hat, ist hinlänglich bekannt. Gegen Genua wurde es mal wieder überdeutlich. Der Finne war für Marin offensiv keinerlei Hilfe, "ärgerte" den Nationalspieler stattdessen immer wieder mit katastrophalen Zuspielen und war hinten ein Unsicherheitsfaktor.

Die Pfeife des Spiels: Viktor Kassai. Der Ungar bekam die nickelige Partie nie wirklich in den Griff. Ließ eine klare Linie vermissen und war häufig viel zu weit weg vom Ort des Geschehens. Zudem stand Pazzini bei seinem ersten Treffer im Abseits. Wenn auch knapp.

Analyse: Die Gastgeber kündigten an, mit Vollgas loslegen zu wollen - und hielten ihr Versprechen. In der ersten Viertelstunde überrollte Sampdoria Werder förmlich. Kein Bremer hatte den Italienern in dieser Phase etwas entgegen zu setzen. Erst danach konnte die Schaaf-Elf die Partie etwas ausgeglichener gestalten, was allerdings eher daran lag, dass Sampdoria einige Gänge zurückschaltete.

Bei Werder erreichte lange Zeit kaum ein Spieler Normalform. Vor allem von den erfahrenen Mertesacker, Frings und Pizarro kam lange viel zu wenig. Zudem fanden Marin und Wagner - auch mangels Unterstützung - in der Offensive nicht ins Spiel.

Genua hingegen zeigte sich leidenschaftlich und konnte sich vorne auf sein Sturmduo verlassen. Cassano war enorm viel unterwegs und hielt viele Bälle, Nebenmann Pazzini war immer zur Stelle, wenn's gefährlich wurde.

Nach gut einer Stunde schwanden bei Sampdoria allerdings deutlich die Kräfte. Bei Werder machte sich die Einwechslung von Arnautovic (63.) positiv bemerkbar. Bremen drückte nun mit aller Macht auf das Auswärtstor, fing sich allerdings erst selbst noch einen Treffer ein, ehe Rosenberg für die Verlängerung sorgte.

Dort spielte dann nur noch Werder. Sampdoria war physisch und psychisch stehend k.o. und leistete spätestens nach dem Treffer von Pizarro keine Gegenwehr mehr. So spielte Bremen das Ergebnis cool nach Hause und schaffte nach einem wahren Krimi doch noch den Champions-League-Einzug.

Spielplan: Champions-League-Qualifikation