FC Barcelona gewinnt die Königsklasse

Von Haruka Gruber / Christian Bernhard
Da ist das Ding! Abidal (r.) stemmt den Pokal in die Höhe, Xavi, Pique und Valdes strahlen um die Wette
© Getty

Der FC Barcelona hat mit einem 3:1 (1:1) über Manchester United zum vierten Mal in der Vereinshistorie die Champions League gewonnen.

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In einem abwechslungsreichen Endspiel war der spanische Meister fast schon beängstigend überlegen und hätte sogar noch höher gewinnen können. Pedro erzielte die Führung für die Spanier (27.), sieben Minuten später glich Wayne Rooney (34.) überraschend aus aus.

Vor 86.000 Zuschauern im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion entschieden der herausragende Lionel Messi (54.) und David Villa (69.) die einseitige Partie.

Während Barca-Trainer Pep Guardiola nach dem Spiel einen Verbleib andeutete ("Mein Vertrag geht noch ein Jahr"), war das Finale das letzte Spiel für Uniteds Torwart Edwin van der Sar - ein trauriger Abschied.

Blog: Barcelonas Sieg gegen ManUtd in der Analyse von mySPOX-User possesionplay

Reaktionen:

Josep Guardiola (Trainer Barcelona): "Der Triumph bedeutet mir sehr viel. Der zweite in drei Jahren. Es ist wahnsinnig wichtig für uns. Ich bin wahnsinnig stolz, wie wir gespielt haben. Wir haben den Ball kontrolliert und uns Chancen erarbeitet. Und das nicht gegen irgendjemanden, sondern gegen United, eines der besten Teams der Welt. Es ist ein Privileg, solche Spieler trainieren zu dürfen. Jetzt werden wir feiern und uns ausruhen."

Alex Ferguson (Trainer Manchester): "Wir wussten, dass Barcelona gut ist. Wir haben uns gut auf das Spiel vorbereitet. Wir waren ganz nah dran. Aber es war unmöglich, Messi zu kontrollieren. Als wir durch Rooneys Tor ins Spiel zurückkamen, dachte ich, es wird besser. Aber das war leider nicht der Fall. Große Mannschaften haben Höhen uind Tiefen, aber Barcelona ist derzeit ohne Frage das beste Team."

So kommentierten die SPOX-User während des Spiels

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Barca mit einer notwendigen Änderung: Der am Knie verletzte Puyol wird durch Mascherano ersetzt. Ansonsten die Wunschelf.

ManUnited-Coach Ferguson verzichtet auf einen dritten defensiven Mittefeldspieler und vertraut der Doppel-Sechs Carrick/Giggs. Berbatow überraschend nicht einmal auf der Bank.

8.: Abschlag von van der Sar. Der Ball fliegt bis zum Barca-Strafraum, wo sich Rooney im Laufduell gegen Mascherano durchsetzt. Valdes kommt aus seinem Kasten und rettet mit der Faust.

16.: Xavi chippt den Ball von rechts in die Mitte. Ferdinand verliert Pedro aus den Augen, doch der Spanier setzt den Ball aus sechs Metern und in Rücklage einen Meter am rechten Pfosten vorbei.

20.: Villa bekommt drei Meter vor dem Strafraum den Ball von Xavi und zieht aus halbrechter Position ab - knapp am rechten Pfosten vorbei.

27., 1:0, Pedro: Iniesta bedient Xavi, der kurz hinter der Mittellinie enorm viel Platz hat und ohne großen Widerstand bis kurz vor den Strafraum kommt. Dort passt er nach rechts flach, fest und präzise auf Pedro. Der Spanier nutzt die United-Konfusion, zieht in den Strafraum und setzt den Ball aus 13 Metern flach ins kurze Eck. Vidics Grätsche kommt zu spät.

34., 1:1, Rooney: Xavi verliert links den Ball nach einem Einwurf. Rooney zieht von rechts Richtung Strafraum, spielt mit Carrick Doppelpass und bedient Giggs im 16er. Der Waliser bekommt den Ball aus Abseitsposition mit etwas Glück zurück zum einlaufenden Rooney, der ihn aus 13 Metern zentral wunderbar ins linke Eck trifft. Alves kommt zu spät, keine Chance für Valdes.

43.: Traumangriff von Barca: Messi tunnelt Ferdinand und startet im vollen Tempo durch. Der Argentinier legt nach rechts auf Villa, der den Ball flach vors Tor bringt. Messi verpasst ihn aus wenigen Metern haarscharf.

54, 2:1, Messi: Iniesta legt 25 Meter vor dem Tor quer auf Messi. Der Argentinier hat Platz, zieht kurz an und haut den Ball unbedrängt mit links flach ins rechte Eck. Kein Gegenspieler in der Nähe. 12. CL-Tor für ihn!

63.: Wieder Messi! Der Argentinier ist zu schnell für Ferdinand und zieht mit links ab. Van der Sar pariert den Flachschuss mit Problemen.

69., 3:1, Villa:Messi macht auf rechts alle nass. Irgendwie kommt Nani im Strafraum an den Ball, verliert ihn aber umgehend an Busquets, der auf Villa zurücklegt. Der Spanier zirkelt den Ball mit rechts von der Strafraumgrenze ins rechte Kreuzeck. Traumtor!

Fazit: Eine einzigartige Demonstration. Barca war zwei Klassen besser, United hätte noch deutlicher verlieren können.

Der Star des Spiels: Lionel Messi. Es gibt verschiedene Güteklassen im Fußball - aber keine erfasst Messi in all seiner Grazie. Über ihn wurde alles geschrieben, dennoch bleibt man sprachlos ob seiner Leistung in einem Champions-League-Endspiel. Völlig frei von Versagensangst, als ob es ein Trainingsspiel wäre, nahm er United auseinander. Mit etwas mehr Konsequenz hätte er zwei, drei Tore mehr selbst erzielen oder vorbereiten können. Dennoch dürfte spätestens mit dem 28. Mai 2011 klar sein, wer der beste Fußballer der Welt ist.

Der Flop des Spiels: Ryan Giggs. Ob eine Dreier-Sechs mit aggressiven Abräumern gegen Barca eine Wirkung erzielt hätte - man weiß es nicht. Aber Fakt ist: Fergusons Versuch, das Mittelfeld mit dem schlaksigen Carrick und dem spielstarken Giggs kontrollieren zu wollen, misslang kolossal. Wechselte nach der Pause auf den linken Flügel und überließ dem ausgepumpten Park das Hinterherlaufen.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai. Durchwachsene Leistung. Hatte die Partie weitestgehend im Griff, Rooneys Ausgleichstor hätte er aber wegen der Abseitsstellung von Vorlagengeber Giggs abpfeifen müssen. Auch sonst etwas fahrig, hätte zum Beispiel Valencia nach mehreren übertriebenen Fouls früher verwarnen müssen.

Analyse: Der Beginn war ein Abziehbild des Finals von 2009: United mit Aggressivität und extremem Pressing, Barca etwas orientierungslos. Nach zehn Minuten jedoch setzten die Spanier das Pass-Räderwerk in Gang - und Manchester unter enormen Druck.

Die anfängliche Courage der Engländer verwandelte sich in nackte Angst. Beide Viererketten zogen sich aus lauter Furcht vor dem nächsten Barca-Angriff weit zurück, doch weil die schwerfälligen und passiven Carrick und Giggs in keinen Zweikampf kamen und Barca mühelos das Mittelfeld durchschreiten konnte, scheiterte selbst das stupide Einigeln.

Der spanische Meister ließ sich selbst vom Ausgleich in keinster Weise irritieren und spielte seelenruhig weiter. Messis 2:1, Villas 3:1 und Ballbesitz von 65 Prozent waren die logische Konsequenz dessen.

Erschütternd, wie sich United bereits nach einer halben Stunde mutlos und bereitwillig seinem Schicksal ergab. Angsteinflößend für alle anderen ambitionierten Vereine, wie überlegen das beste Team der Welt gegen das vermeintlich zweitbeste Team der Welt das wichtigste Spiel des Klubfußballs für sich entschied.

Selten gab es einen derart verdienten Sieger wie den FC Barcelona. Glückwunsch!

FC Barcelona - Manchester United: Daten zum Spiel

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