Donezk gewinnt Offensiv-Feuerwerk in Rom

Von Christian Bernhard / Martin Rösch
Romas John Arne Riise leitete mit seinem Fehler das 3:1 für Donezk ein
© Getty

Schachtjor Donezk hat überraschend das Achtelfinal-Hinspiel beim AS Rom mit 3:2 (3:1) gewonnen und sich so eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel gesichert. Für die Ukrainer war es der zwölfte Pflichtspielsieg in Serie und der achte Champions-League-Sieg in den letzten neun Partien.

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Im Stadio Olimpico erzielten Jadson (29.), Douglas Costa (36.) und Luiz Adriano (42.) die Tore für die Ukrainer. Für die Roma waren Simone Perrotta (28.) und Jeremy Menez (61.) erfolgreich.

Bitter für die Giallorossi: Menez ist nach seiner Verwarnung genau wie Teamkollege Marco Cassetti im Rückspiel gesperrt. Für die Roma war es die dritte Pflichtspielniederlage in Folge, für Kapitän Francesco Totti der 50. Champions-League-Einsatz.

Die Reaktionen:

Mircea Lucescu (Trainer Schachtjor Donezk): "Rom hat sehr starke Spieler, aber wir haben heute ihre Fehler ausgenutzt. Man merkt, dass die Roma momentan sehr unter Druck steht. Darüber haben wir in der Vorbereitung auf das Spiel gesprochen. Wir wussten, dass sie Fehler machen, wenn wir sie unter Druck setzen und die haben wir eiskalt ausgenutzt."

John Arne Riise (AS Rom): "Ich fühle mich schlecht und habe mich bei den Teamkollegen sowie den Fans entschuldigt. Meine ersten 30 Minuten waren gut, dann kam der Fehler - mir geht es wirklich schlecht. Klar sind die Fans jetzt schlecht auf mich zu sprechen. Jetzt liegt es an mir, sie wieder auf meine Seite zu ziehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Die Roma im 4-3-1-2-System mit Vucinic und Totti im Sturm sowie Menez dahinter. Borriello sitzt auf der Bank. Die Gäste im 4-2-3-1, Ex-Barca-Spieler Tschyhrynskyj ist der Abwehrchef.

22.: Riesen Ding für Burdisso. Bei der Totti-Ecke von links stiehlt er sich im Rücken von Hübschman davon und steht am zweiten Pfosten komplett blank. Den Kopfball aus acht Metern legt Burdisso unbedrängt am rechten Pfosten vorbei.

28., 1:0, Perrotta: Nach einer Taddei-Hereingabe von links kommt Perrotta am zweiten Pfosten an die Kugel und köpft Rat an. Von dessen Oberschenkel hüpft die Kugel über die Linie. Der Ball wäre aber wohl auch so rein gegangen.

29., 1.1, Jadson: So schnell kann's gehen. Nach William-Flanke von links klärt Burdisso genau vor Jadsons Füße. Der zieht aus 20 Metern flach ab. Der Schuss wird noch von einem Römer abgefälscht und es schlägt unhaltbar links neben Doni ein.

36., 1:2, Douglas Costa: Blitzsauberer Konter der Ukrainer über rechts. Vor dem Strafraum wird Douglas angespielt, der einmal schaut und das Leder dann ganz fein aus 20 Meter ins linke Eck schlenzt. Herrlicher Treffer!

41.: Jetzt kontert mal die Roma. Vucinic mit einem mächtigen Antritt über rechts. Der Strich aus 18 Metern rauscht dann knapp am langen Eck vorbei.

42., 1:3, Luiz Adriano: Jetzt kommt es knüppeldick für die Gastgeber. Riise setzt sich ohne ersichtlichen Grund auf den Hosenboden und überlässt damit Douglas auf rechts den Ball. Douglas legt mit Übersicht auf Adriano quer, der den Ball aus zehn Metern locker am herausgeeilten Doni vorbeischiebt. Sein vierter Treffer in der Königsklasse.

61., 2:3, Menez: Absolutes Traumtor! Erst Kraft, dann Technik. Menez tankt sich über die Mitte energisch durch und schnibbelt den Ball aus 20 Metern mit ganz viel Gefühl in den rechten Winkel. Da hat Pyatow nicht den Hauch einer Chance.

69.: Super Rettungstat von Doni. Nach einem Steilpass von Jadson aus dem rechten Halbfeld ist Adriano durch. Der Roma-Schlussmann spielt aber gut mit und rettet  an der Strafraumgrenze mit allem, was er hat.

81.: Eine flache Perrotta-Hereingabe von links findet irgendwie den Weg durch fünf Mann hindurch zu Totti. Der zielt aus zehn Metern genau in die Arme von Pyatow.

Fazit: Offener Schlagabtausch zwischen zwei offensivstarken Teams. Der Roma kamen 13 Horrominuten in der ersten Halbzeit teuer zu stehen.

Der Star des Spiels: Douglas Costa. Der 20-Jährige musste in der Anfangsphase hinten mit aushelfen, um Riises Offensivdrang zu bremsen. Dann konzentrierte er sich aber auf das, was er am besten kann: angreifen. Erzielte das 2:1 wunderschön selbst und bereitete das 3:1 vor. Jedes Mal, wenn er am Ball war, wurde es gefährlich. Kein Wunder, dass halb Europa angeblich hinter ihm her war - und in Zukunft wohl bald wieder sein wird.

Der Flop des Spiels: John Arne Riise. Der Norweger schaltete sich immer wieder in die Offensive ein, bei Ballbesitz stand er meistens höher als Mittelfeldmann De Rossi. In der Rückwärtsbewegung hatte der Linksverteidiger allerdings seine liebe Müh und Not mit den quirligen Donezk-Brasilianern, besonders mit Douglas Costa. Die Krönung: Sein unverzeihlicher Fehler, der zum 3:1 für die Gäste führte. Blieb zur Halbzeit folgerichtig in der Kabine.

Der Schiedsrichter: Olegario Benquerenca. Gute Vorstellung des Portugiesen, der die Partie gut im Griff hatte. Hätte Cassetti in der zweiten Halbzeit wegen Trikotzupfens mit Gelb-Rot vom Platz stellen können, aber nicht müssen. Bewies Fingerspitzengefühl, indem er die zweite Gelbe nicht zückte.

Analyse: Die Roma gab wie gewohnt wenige Anhaltspunkte in der Offensive, Vucinic wich immer wieder auf links aus und Kapitän Totti ließ sich auch oft nach hinten fallen. Menez hatte ohnehin alle Freiräume. Das Offensivspiel der Giallorossi ging aber zumeist über die Außenverteidiger Riise (links) und Cassetti, die immer wieder zur Grundlinie zogen und viele Flanken in die Mitte brachten.

Die Gäste standen bei Roma-Ballbesitz teilweise mit neun Mann hinter dem Ball und schalteten dann im Stile einer perfekten Kontermaschine blitzschnell um. Beeindruckend, mit welcher Ballsicherheit die Mittelfeldspieler und Angreifer, selbst die Sechser, ausgestattet sind.

Der Führungstreffer der Hausherren nach einer knappen halben Stunde durch Perrotta war verdient, doch kurz nach Wiederanpfiff pennten die Römer und ermöglichten Donezk so postwendend den Ausgleich. Von diesem Schlag erholten sich die Italiener nicht, im Gegenteil. Ein weiterer Konter und ein Riesen-Patzer von Riise, der in Ballbesitz wegrutschte und so den Weg für Douglas Costa frei machte, führten zu den Toren zwei und drei für Schachtjor - und das alles innerhalb von nur 13 Minuten.

Die Ukrainer spielten auch danach munter nach vorne, dadurch gab es auch für die Hausherren Platz in der Offensive. Vucinic und Menez vergaben noch vor der Pause Möglichkeiten für den Anschlusstreffer.

Nach der Pause schnürte die Roma die Ukrainer ein, Chancen waren allerdings Mangelware. Dann brachte Menez mit seinem Traumtor aber Richtung Stimmung in den Laden. Durch die Einwechslung von Borriello erhöhte Roma-Coach Ranieri die Durchsetzungskraft im Strafraum. Schachtjor igelte sich ein und startete zwischendurch Konter, meist über William. Es ging im wahrsten Sinn des Wortes rauf und runter, Tore fielen aber keine mehr.

Beeindruckend, wie Donezk keinen Ball wegschlägt und jede Situation spielerisch löst, bzw. es zumindest versucht. Dem Team um das brasilianische Offensivquartett gehört die Zukunft: Kein Stammspieler ist über 30, die Hälfte gar jünger als 24 Jahre. Damit ist Schachtjor eines der jüngsten Teams, das noch im Europacup vertreten ist.

Rom - Donezk: Daten & Fakten zum Spiel