Inter wacht spät auf - aber nicht zu spät

Von Thomas Gaber
Inters Wesley Sneijder (r.) hatte einen schweren Stand gegen ZSKA Moskau
© Getty

Inter Mailand fährt mit einem knappen Vorsprung zum Viertelfinal-Rückspiel der Champions League zu ZSKA Moskau. Diego Milito erzielte in der 66. Minute den einzigen Treffer bei Inters 1:0 (0:0)-Sieg.

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70.000 Zuschauer im Giusepe-Meazza-Stadion sahen eine lange Zeit schwache Inter-Mannschaft, die erst in der letzten halben Stunde die Initiative ergriff und die Partie letztlich verdient für sich entschied.

Mourinho bemängelt knappes Ergebnis

"Das Resultat ist ein bisschen dünn, aber dennoch gut. In der 1. Halbzeit hatten wir schon Probleme, in der 2. Hälfte war unser Spiel dann schneller. Wir hatten mehr Platz und konnten so auch mehr Pressing spielen. Aber ich muss schon sagen, ein paar mehr Tore hätten es schon sein können", ärgerte sich Inter-Coach Mourinho nach dem Abpfiff über die schlechte Chancenverwertung seiner Mannschaft.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Inter ohne den gelb-gesperrten Lucio, Materazzi spielt in der Innenverteidigung neben Samuel. Pandev ersetzt den ebenfalls gelb-gsperrten Motta im Mittelfeld. In Mourinhos 4-2-3-1 beginnt Eto'o auf dem linken Flügel, Milito ist einzige Spitze. Balotelli steht abermals nicht im Kader.

ZSKA im Vergleich zum 2:1-Sieg in Sevilla im Achtelfinale mit nur einer Änderung. Mamaev spielt für den angeschlagenen Gonzalez im linken Mittelfeld. Die Gäste spielen mit Trauerflor in Gedenken der Opfer des Terroranschlags in der Moskauer U-Bahn am Montag.

22.: Pandev bekommt die Kugel von Sneijder zugeschoben. Der Mazedonier fackelt nicht lange und packt aus über 20 Metern den Hammer aus - knapp drüber!

44.: Per One-Touch gelangt die Kugel über Pandev und Milito zu Sneijder, der den Ball im vollen Lauf artistisch mitnimmt, vom Elfmeterpunkt aber nur noch mit der Fußspitze abschließen kann. Knapp rechts vorbei.

Halbzeit-Fazit: Ganz schwaches Spiel in San Siro. Inter fällt nichts ein. ZSKA verteidigt geschickt, ist aber im Angriff ebenfalls höchst ungefährlich.

55.: Die Schüsse der Moskowiter gefährlicher. Diesmal ist Aldonin an der Reihe, seinen Kracher aus der Zentrale lenkt Cesar mit den Fingerspitzen über sein Gehäuse.

60.: Cambiasso steckt an der Strafraumgrenze mit dem richtigen Timing auf Stankovic durch. Der Serbe muss die Kugel nur noch ins Tor schieben, mutterseelenallein vor Akinfeev verstolpert er dann aber kläglich!

64.: Sneijder lässt mit dem Rücken zum Tor auf Pandev prallen. Der Mazedonier versucht's aus vollem Lauf mit dem Schlenzer aufs lange Eck, Akinfeev bekommt gerade noch eine Hand an den Ball.

66., 1:0, Milito: Sneijder marschiert in Richtung Sechzehner und spielt die Kugel an die Strafraumkante. Milito nimmt den Ball kurz an, bringt sich mit einem Haken in Schussposition und vollstreckt trocken flach ins linke Eck.

71.: Ganz großes Kino von Pandev! Allein gegen alle tanzt er sich durch den Strafraum, lässt Akinfeev aussteigen und schiebt die Kugel aufs Tor - Berezutskiy bewahrt Moskau mit seiner beherzten Grätsche auf der Torlinie in höchster Not vor dem zweiten Gegentreffer!

84.: Eto'o spielt mit viel Übersicht Sneijder frei, der über links in den Strafraum eindringt und sich nur noch Akinfeev gegenüber sieht. Statt ihn ins lange Eck zu schieben, donnert Sneijder die Kugel am kurzen Eck vorbei.

Fazit: Inter wacht spät auf, aber nicht zu spät. Danke einer enormen Steigerung in den letzten 30 Minuten gehen die Nerazzurri als Sieger vom Platz.

Der Star des Spiels: Igor Akinfeew. Der russische Nationaltorwart hielt, was zu halten war und verhinderte in der zweiten Halbzeit mit starken Paraden eine höhere Niederlage seiner Mannschaft. Sicher bei Flanken und reaktionsschnell auf der Linie. Beim Gegentor chancenlos.

Die Gurke des Spiels: Keisuke Honda. Moskaus Japaner war der gefeierte Mann nach dem Sieg in Sevilla. In Mailand ging gar nichts. Nur 58 Prozent der Pässe kamen an. Honda schoss kein einziges Mal aufs Tor und verlor die Mehrzahl seiner Zweikämpfe. Der 23-Jährige wurde in der 68. Minute ausgewechselt.

Die Pfeife des Spiels: Howard Webb. Souveräne Leistung des Engländers in einem weitgehend fairen Spiel. Fackelte nicht lange mit der Vergabe Gelber Karten, alle Entscheidungen waren aber vertretbar.

Die Lehren des Spiels: Angesichts der Leistung von Inter in der ersten Stunde lassen sich die zwei Siege im Achtelfinale gegen Chelsea kaum erklären. Die Mourinho-Elf spielte komplett ohne Ideen. Die Außenverteidiger Maicon und Zanetti hielten sich vornehm zurück, meistens ging's über Sneijder durch die Mitte, wo ZSKA sein Bollwerk errichtete. Inters Passspiel war schlampig und die langen Bälle waren gegen die Riesen in der ZSKA-Abwehr wenig hilfreich.

Mourinhos Schachzug, Eto'o zu Beginn ins linke Mittelfeld zu stellen, ging nicht auf. Beresutski stellte den Kameruner zu. Nach 25 Minuten wechselte Eto'o in die Mitte und war deutlich präsenter.

Inter war aber dennoch nur aus der zweiten Reihe gefährlich. Von zehn Torschüssen in der ersten Halbzeit wurden acht außerhalb des Sechzehners angegeben. ZSKA spielte aus einer sicheren Defensive gefällig nach vorne, leistete sich aber einige unnötige Ballverluste.

Es dauerte eine Stunde, ehe Inter endlich Druck aufbaute. Moskau verlor die Ordnung, Mailand kam zu Chancen. ZSKA bekam keinen Zugriff mehr, jeder zweite Ball landete bei Inter. Akinfeew war unter Dauerbeschuss, hielt aber Moskaus Chancen auf den Einzug ins Halbfinale am Leben.

Allerdings müssen die Russen im Rückspiel auf die gesperrten Aldonin und Krasic verzichten.

Inter Mailand - ZSKA Moskau: Daten und Fakten