Wolfsburg: Kein Tor, dafür Rot für Grafite

Von Haruka Gruber / Martin Rösch
Das Duell Ex- gegen Neu-Nationalspieler: Der Ex-Schalker Ernst (l.) gegen Wolfsburgs Schäfer
© Getty

Enttäuschung für den VfL Wolfsburg: Der deutsche Meister hat im Heimspiel gegen Besiktas Istanbul nur 0:0 gespielt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 26.500 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen-Arena war der VfL die bessere Mannschaft, doch vor allem in der zweiten Hälfte fehlte die Durchschlagskraft.

Zu allem Überfluss sah der formschwache Grafite in der 74. Minute nach einer Tätlichkeit die Rote Karte.

Kleiner Trost: Nach drei Spielen rangiert Wolfsburg (4 Punkte) weiterhin auf dem zweiten Tabellenplatz hinter Manchester United (9). Dahinter folgen ZSKA Moskau (3) und Besiktas (1).

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Wolfsburg nur mit einer Änderung: Grafite stürmt statt Martins. Besiktas hingegen tauscht gleich viermal aus. Tabata, Simsek, Köybasi und Toraman raus, der Ex-Frankfurter Fink, Tello, Üzülmez und Kas rein. Der frühere Schalker Ernst beginnt neben Fink im Mittelfeld.

4.: Ecke Misimovic von links, Keeper Rüstü fliegt am Ball vorbei, Costa kommt mit dem Kopf aber nicht hinter den Ball.

9.: Gentner darf auf links in aller Ruhe flanken. Dzeko steht acht Meter vor dem Kasten völlig frei, köpft aber knapp drüber.

16.: Schäfer zieht von links aus spitzem Winkel ab. Rüstü lässt in die Mitte abklatschen und hat Glück, dass weder Grafite noch Dzeko in der Nähe sind.

28.: Schöne Ballstafette von Besiktas. Bobo schickt Tello steil, der Chilene nimmt den Ball schön mit dem Seitenrißt mit, aber Benaglio kommt aus dem Kasten und hat den Ball.

Halbzeit-Fazit: Wölfe überlegen, hätten gegen biedere Türken in Führung gehen müssen. Was fehlte, war Effektivität und Entschlossenheit.

48.: Costa stellt im Strafraum Kahveci ein Bein, der Türke fällt - aber Rosetti entscheidet auf Weiterspielen. Fehlentscheidung!

50.: Rüstü irrt nach einer Hereingabe von rechts in seinem 16er umher. Riether passt quer zu Gentner, der nur noch ins verwaiste Tor einschieben muss. Der Nationalspieler haut den Ball aus zehn Metern aber drüber.

53.: Gentner mit tollem Steilpass auf Dzeko. Der erste Schuss des Bosniers wird noch von Ferrari abgeblockt, der Zweite landet aus spitzem Winkel am Außenpfosten. Die Führung ist überfällig.

61.: Jetzt wird es kuschelig. In der Besiktas-Kurve werden einige Bengalos gezündet. Es ziehen dicke Rauchwolken auf und Rosetti unterbricht die Partie. Das sehen die UEFA-Deligierten gar nicht gerne.

74., Rot für Grafite: Bei einem Eckball für Wolfsburg wird Grafite von Rüstü und Kas in die Mangel genommen. Dem Brasilianer wird es zu bunt und wischt Kas über die Backe. Tätlichkeit, Platzverweis.

86.: Misimovic aus 28 Metern per Freistoß - knapp drüber.

Fazit: Eine enttäuschende Nullnummer. Wolfsburg zeigte gute Ansätze, mehr nicht. Wegen der schwachen zweiten Halbzeit wäre ein Sieg mehr glücklich als verdient gewesen.

Der Star des Spiels: Marcel Schäfer. Krabbelt langsam aus dem Formloch. Startete über links etliche Angriffe, harmonierte prächtig mit Vordermann Gentner sowie Spielmacher Misimovic und schlug gut getimte, präzise Flanken auf Dzeko. Die Partie gegen Besiktas war die beste der Saison - auch wenn es ob des enttäuschenden Saisonstarts nicht viel aussagt.

Die Gurke des Spiels: Rüstü Recber. 36 Jahre alt ist der Keeper mittlerweile - und er hat sich kein Stück geändert. Einigermaßen sicher auf der Linie, aber seine Strafraumbeherrschung ist gelinde formuliert abenteuerlich. Quasi bei jeder zweiten Flanke stand er falsch, sprang an der Hereingabe vorbei oder faustete den Ball zum Gegner. Erstaunlich, dass man mit so einem Keeper die Meisterschaft und den Pokal gewinnen kann. Spätenstens nach seiner Roten Karte ebenfalls erwähnenswert: Wolfsburgs Totalausfall Grafite.

Die Pfeife des Spiels: Roberto Rosetti. Ordentliche Leistung, hatte aber einen großen Fehler dabei: In der 48. Minute hätte er auf Elfmeter für Besiktas entscheiden müssen, nachdem Costa Kahveci gefoult hatte. Die Rote Karte gegen Grafite war hingegen gerechtfertigt.

Die Lehren des Spiels: Das Besiktas-Spiel war in vielen Aspekten ein Kaleidoskop der bisherigen Saison der Wolfsburger. Recht ansehnliche Spielanlage, ein guter Spielmacher (Misimovic), ein guter Stürmer (Dzeko), zuverlässige Arbeiter (Hasebe, Riether). Aber auch: Schlechte Chancenauswertung, Wackler in der Abwehr und ein erschreckend schwacher, an sich zweifelnder Grafite, der zum Überfluss nach einer Tätlichkeit auch noch vom Platz flog.

Positiv: Wolfsburgs Bemühung, in der Offensive zu variieren. Zunächste operierte man vor allem über die starke linke Seite mit vielen Flanken und hohen Steilpässen, und als sich Besiktas darauf einstellte, wurde das Mittelfeld mit Kurzpässen überbrückt. Die Vielseitigkeit verkam jedoch zur Makulatur, weil speziell in der zweiten Hälfe in den letzten 30 Metern vor dem Besiktas-Tor schlicht kein Durchkommen war.

Ein Grund: Neben Dzeko fehlte ein zweiter Brecher. So einer, wie es Grafite noch im vergangenen Jahr war.

VfL Wolfsburg - Besiktas Istanbul: Daten zum Spiel