Nächste Ohrfeige für Markus Babbels Stuttgarter

Von Thomas Gaber/Andreas Lehner
Sevillas Stürmer Luis Fabiano (hinten) wurde zur Pause ausgewechselt
© Getty

Der VfB Stuttgart verlor am 3. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase gegen den FC Sevilla mit 1:3 (0:1) und wartet damit weiter auf den ersten Sieg in der Königsklasse. Sebastien Squillaci (23./72.) und Jesus Navas (55.) erzielten die Tore für Sevilla, Elson (73.) schoss den Ehrentreffer für die Mannschaft von Trainer Markus Babbel.

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Sevilla liegt mit neun Punkten an der Spitze der Tabelle der Gruppe G, der VfB ist Dritter mit zwei Punkten hinter Unirea Urziceni (4:1 in Glasgow/vier Zähler).

"Wir machen im Moment zu viele leichte Fehler. Aber heute passen die Leistung und das Resultat nicht zusammen. Wir müssen weiter hart daran arbeiten, über 90 Minuten hochkonzentriert zu spielen. Ich bin aber zuversichtlich, denn ich habe insgesamt ein gutes Spiel von uns gesehen", sagte Babbel auf SKY.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Babbel setzt auf ein 4-3-2-1 mit Julian Schieber als einziger Spitze und Alex Hleb und Cacau auf den Halbpositionen. Pawel Pogrebnjak und Thomas Hitzlsperger bleiben draußen. In der Viererkette kommt Ricardo Osorio auf rechts zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison.

Der FC Sevilla muss auf die kranken bzw. verletzten Andres Palop, Renato und Alvaro Negredo verzichten. Coach Manolo Jimenez verzichtet zudem auf Diego Perotti. Für den Argentinier spielt Adriano im linken Mittelfeld.

8.: Klasse öffnender Pass von Cacau aus der Zentrale auf Osorio. Der geht auf rechts bis zur Grundlinie und legt den Ball zurück. Sergio Sanchez mit einem Querschläger im eigenen Strafraum. Aber Schieber ist zu überrascht, dass er vier Meter vor dem Tor frei an den Ball kommt und verstolpert.

13.: Und da klingelt's! Hleb mit dem Freistoß von rechts. Dragutinovic klärt direkt vor die Füße von Kuzmanovic. Der schiebt den Ball aus 16 Metern durch Boulahrouz ins linke Eck, aber der Niederländer steht im Abseits und irritiert Javi Varas. Richtige Entscheidung!

23., 0:1, Squillaci: Jesus Navas spielt die Ecke kurz auf Adriano. Der flankt vom linken Strafraumeck auf den zweiten Pfosten. Dort sprint Boulahrouz nicht hoch und der Franzose wuchtet die Kugel aus vier Metern ins kurze Eck.

44.: Guter Angriff der Stuttgarter. Zunächst verpasst Hleb das Abspiel auf links zu Cacau. Dann löst er sich aber wieder gut von Lolo und bedient Kuzmanovic. Der zieht aus 16 Metern aus der Drehung ab. Knapp drüber.

Halbzeit-Fazit: Der VfB war klar überlegen, hatte gute Torchancen, doch der Abschluss war katastrophal. Ein bescheidenes Sevilla macht nach ener Standard-Situation das Tor.

55., 0:2, Navas: Perotti setzt sich auf links durch und darf unebdrängt von der Grundlinie flanken. Lehmann faustet den Ball zur Mitte, anstatt über die Latte. Jesus Navas ist einen Schritt schneller als Boka und schiebt aus vier Metern ein.

66.: Kanoute auf dem Weg zur Vorentscheidung. Der Stürmer läuft allein auf Lehmann zu, macht zwei Übersteiger, geht rechts an Lehmann vorbei, wird aber im letzten Moment von Boulahrouz abgegrätscht.

72., 0:3, Squillaci: Dragutinovic mit dem Freistoß aus dem rechten Halbfeld. In der Mitte ist Boulahrouz wieder zu passiv gegen Squillaci. Und der nickt aus sechs Metern ein. War aber sehr abseitsverdächtig.

73., 1:3, Elson: Der Brasilianer zirkelt einen Freistoß aus 24 Metern perfekt über die Mauer. Die Kugel fliegt in den linken Winkel und Javi Varas ins Nichts.

90.: Navas mit einem albernen Rückpass in die Füße von Schieber. Der läuft von halblinks allein aufs Tor zu und schiebt die Kugel ans Außennetz.

90.: Flanke von Hitzlsperger von links. Tasci ist in der Mitte völlig offen und setzt das Ding aus zehn Metern volley an die Latte.

Fazit: Es bleibt dabei: Der VfB kann in der Champions League nicht gewinnen. Stuttgart spielte in der zweiten Halbzeit hilflos, Sevilla nutzte alle Fheler gnadenlos aus.

Der Star des Spiels: Sebastien Squillaci. In den ersten 20 Minuten hatte der Innenverteidiger Probleme, doch sein Führungstor stellte den Spielverlauf auf den Kopf. In der Folgezeit bekam Squillaci den Laden in den Griff, meldete Schieber komplett ab und setzte mit dem 3:0 in der zweiten Halbzeit noch einen drauf. Der Mann spielt zurecht in der französischen Nationalmannschaft.

Die Gurke des Spiels: Jens Lehmann. Der VfB-Keeper wurde selten geprüft, doch jeder Schuss auf sein Tor war drin. Bei Squillacis Kopfballtreffern ist ihm kein Vorwurf zu machen Das 0:2, das Stuttgarts vorzeitigen K.o. bedeutete, geht dagegen klar auf seine Kappe.

Die Pfeife des Spiels: Pieter Vink und seine Assistenten hatten keinen einfachen Job. Das Spiel war fair, doch es gab einige knifflige Abseitsentscheidungen. Mal lag Vink richtig, mal lag er daneben. Insgesamt aber eine solide Leistung des Niederländers.

Die Lehren des Spiels: Es ist wie in einem schlechten Film, besser gesagt: wie in einer schlechten Serie. Der VfB Stuttgart begann im dritten Gruppenspiel zum dritten Mal hoch konzentriert und engagiert. Zum dritten Mal riss nach knapp 20 Minuten der Faden und zum dritten Mal gab es am Ende lange Gesichter beim VfB.

Stuttgart machte zu Beginn viel richtig. Sevilla wurde beschäftigt, der Ball lief schnell und direkt über die Flügel, die Flanken waren gut und Torchancen gab's auch. Hleb, Kuzmanovic und der emsige Cacau setzten Sevilla unter Druck. Doch eine eklatant schwache, fast schon armselige Verwertung hielt die Gäste im Spiel. Sevillas Ersatzkeeper Varas musste nicht einmal eingreifen.

In der Champions League sollte man jede sich bietende Chance nutzen und die Fehler minimieren. Für den ersten bezahlte der VfB mit dem Gegentor.

Die Moral stimmte beim VfB, allerdings nur bis zum 0:2 durch Navas. Der Rest bestand größtenteils aus spielerischer Limitiertheit und kraftlosem Eskortieren der Gegenspieler. Hinzu kamen schlimme individuelle Fehler wie Lehmanns Fehlgriff vor dem zweiten Gegentor.

Sevilla-Coach Jimenez nahm in der Halbzeit Luis Fabiano vom Platz und stellte auf 4-3-3 um. Der VfB war mit dieser taktischen Variante komplett überfordert. Der eingewechselte Perotti spielte dem in der ersten Halbzeit starken Osorio Knoten in die Beine und Navas krönte seine gute Leistung mit einem Treffer.

Sevilla spielte keineswegs brillant. Den Andalusiern genügte eine durchschnittliche Leistung für einen nie gefährdeten Sieg.

Der Gesamteindruck der Stuttgarter in drei Spielen nimmt ihnen die Berechtigung, in der Königsklasse zu spielen. Daran ändert auch das Aufbäumen in der Schluss-Viertelstunde nichts. Doch die Chancen auf das Achtelfinale sind weiterhin vorhanden, weil die Glasgow Rangers gegen Urziceni Unirea mit 1:4 eingingen.

Ob Markus Babbel in den nächsten drei Spielen noch an Bord ist, wird allerdings immer unwahrscheinlicher.

Stuttgart - FC Sevilla: Daten zum Spiel