Mourinhos Kämpfer überrumpeln Barca

Von Thomas Gaber / Andreas Lehner
Barcelonas Maxwell (l.) bereitete Pedros 1:0 vor, Eto'o leitete den Ausgleich durch Sneijder ein
© Getty

Inter Mailand hat einen großen Schritt Richtung Champions-League-Finale gemacht. Die Mannschaft von Trainer Jose Mourinho besiegte den FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel mit 3:1 (1:1). Barca ging durch Pedro (19.) in Führung, Wesley Sneijder (30.), Maicon (48.) und Diego Milito (61.) drehten die Partie zugunsten der Nerazzurri im ausverkauften San Siro.

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Für große Diskussionen sorgte nach dem Spiel der Auftritt von Schiedsrichter Olegario Benquerenca. Der Portugiese gab Inters dritten Treffer, obwohl Torschütze Milito - wenn auch knapp - im Abseits stand. Kurz vor Schluss verweigerte Benquerenca Barca einen klaren Elfmeter.

Besonders pikant an der Sache: Benquerenca ist ein Landsmann von Mourinho und soll laut Angaben von Barca-Spielern während der Partie sehr viel mit dem Inter-Coach kommuniziert haben. Zudem soll Inters Ex-Spieler Luis Figo ständig auf den vierten Mann eingeredet haben - ebenfalls auf portugiesisch.

Xavi stellt Mourinho zur Rede

Barca witterte nach dem Schlusspfiff eine portugiesische Verschwörung. Noch im Spielertunnel stellte Xavi Mourinho wegen des Schiedsrichters zur Rede.

"Xavi? Ich liebe ihn und ich könnte niemals Probleme mit ihm haben. Aber nach dem Spiel wollte ich ihm 'Hallo' sagen und er hat mich auf den Schiedsrichter angesprochen", sagte Mourinho. "Generell mochte ich den Schiedrichter, weil er keine schweren Fehler machte: keine Elfmeter, keine Rote Karte und keine Fehler bei den Gelben Karten. Er hat nichts falsch gemacht, was das Spiel verändert hätte."

Barca-Coach Pep Guardiola wollte sich nicht öffentlich über den Unparteiischen beschweren. "Ich gratuliere Inter einfach und sage nur, dass wir ein Rückspiel zu spielen haben. Ich bin sehr optimistisch, denn ich kenne meine Spieler und ich weiß, was sie zu leisten im Stande sind."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mourinho entscheidet sich für das 4-2-3-1 mit Milito als einziger Spitze. Zanetti links und Cambiasso in der Mitte sollen die Kreise ihres argentinischen Landsmanns Messi stören.

Barcelona traditionell im 4-3-3. Puyol spielt diesmal Innenverteidiger, Maxwell und Alves verteidigen außen. Ibrahimovic darf im Sturmzentrum beginnen.

17.: Cambiasso spielt Eto'o 25 Meter vor dem Tor an. Der schlenzt den Ball mit links Richtung linkes Eck. Valdes wehrt den Ball nach vorne ab. Milito kommt angerauscht, setzt den Nachschuss aber rechts am Tor vorbei.

19., 0:1, Pedro: Xavi und Messi schieben sich auf links den Ball zu und werden nicht attackiert. Dann Xavi auf Maxwell, der zieht das Tempo an. Maicon und Lucio machen auf und lassen ihn in den Strafraum. Den Rückpass von der Grundlinie verpasst Ibrahimovic, aber Pedro schiebt aus zwölf Metern ein.

27.: Wieder Milito! Wieder rechts vorbei! Inter wurstelt sich von links in den Strafraum. Pandew steckt schön auf Milito durch. Der setzt die Kugel aus spitzem Winkel aber knapp am rechten Pfosten vorbei.

30., 1:1, Sneijder: Eto'o spielt den Ball flach von rechts vors Tor. Milito nimmt den Ball mit dem Rücken zum Tor an und spielt quer auf Sneijder. Der steht zehn Meter vor dem Kasten völlig blank und schiebt links unten ein. Keine Chance für Valdes.

Halbzeit-Fazit: Rasante erste Halbzeit mit zwei Toren, die beide aus dem Nichts fielen. Barcelona mit gewohnt viel Ballbesitz und Spielkontrolle, aber auch mit Fehlern in der Defensive.

48., 2:1, Maicon: Sneijder mit dem Steilpass auf Milito. Der ist auf rechts frei durch. Der Ball kommt von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr. Maicon nimmt den Ball kurz an und schiebt links unten ein.

51.: Puyol mit einem angeblichen Foul an Milito. Dafür gibt's auch noch Gelb. Ziemlich alberne Entscheidung. Aber eine mit Folgen. Puyol ist im Rückspiel gesperrt.

54.: Ecke durch Xavi von rechts. Busquets kommt aus fünf Metern völlig frei zum Kopfball, aber Cesar taucht den Ball raus. War auch nicht gut platziert. Danach entscheidet Benquerenca auf Foul am Torwart.

61., 3:1, Milito: Wieder Ballverlust von Barca im Spielaufbau und dann geht's Ratzfatz! Eto'o bekommt den Ball auf rechts. Dessen Flanke bringt Sneijder als Aufsetzer per Kopf aufs Tor. Milito läuft ein und nickt aus zwei Metern ein. Aber war das nicht Abseits?

83.: Alves setzt sich im Dribbling gegen Sneijder durch und ist im Strafraum. Der Holländer packt die Grätsche aus und haut dem Brasilianer von hinten in die Hacken. Benquerenca entscheidet auf Schwalbe. Lächerlich!

Fazit: Verdienter Sieg für eine heroisch kämpfende Inter-Mannschaft gegen diesmal vor allem in der Abwehr fahrlässige Katalanen, die vom Schiedsrichter klar benachteiligt wurden.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Der Star des Spiels: Diego Milito. Der Argentinier rannte sich die Seele aus dem Leib und war mit zwei Vorlagen und einem Tor an allen Treffern von Inter maßgeblich beteiligt. Puyol und Pique bekamen Milito nie zu fassen. Nach 75 Minuten war für den von Krämpfen geplagten Stürmer Schluss.

Die Gurke des Spiels: Zlatan Ibrahimovic. Der Ex-Inter-Stürmer hatte in vorderster Front gegen Samuel und Lucio einen schweren Stand, tat aber viel zu wenig, sich aktiv am Spiel zu beteiligen. Ibrahimovic war kaum anspielbar und wenn die Bälle mal auf ihn kamen, verlor er den Zweikampf. Statt seinen stattlichen Körper einzusetzen, versuchte er es mit Artistik. Ein Fremdkörper im Barca-Angriff. Wurde in der 62. Minute ausgewechselt.

Die Pfeife des Spiels: Olegario Benquerenca aus Portugal. Viele kleine Fehler bei der Zweikampfbewertung, übertriebene Gelbe Karten und ein brutale Fehlentscheidung in der Endphase. Sneijder brachte Alves im Sechzehner klar zu Fall, Benquerenca entschied auf Schwalbe - ein schlechter Witz! Zudem war Militos 3:1 knapp Abseits.

Die Lehren des Spiels: Jose Mourinho hätte vor dem Spiel ein 0:0 sofort unterschrieben. Dementsprechend schickte er seine Mannschaft mit der Marschroute safety first aufs Feld. Barcas Spiel kaputt zu machen, erfordert eine Menge Laufarbeit. Bis auf Milito verteidigten alle Inter-Spieler tief in der eigenen Hälfte. Die Mittelfeldspieler inklusive Eto'o schufteten mit der nötigen Aggressivität in der Defensive.

Barcelona hatte traditionell viel Ballbesitz und gab die Spielkontrolle selten ab. Ballstafetten mit 20 Kontakten waren keine Seltenheit. Den Angriffen, meist von Xavi ausgehend, fehlte aber die Präzision und das Überraschungsmoment.

Sobald Inter den Ball erobert hatte, ging es schnell nach vorne. Meist mit dem langen Ball auf Milito, den die aufgerückte Abwehr der Gäste oft Abseits stellte. Inter kam in der ersten Halbzeit selten in Strafraumnähe, spielte dann aber die richtigen Bälle und profitierte zudem von vielen ungewohnten Fehlern der Barca-Defensive.

Barca kam insbesondere Anfang der zweiten Halbzeit überhaupt nicht zurecht mit der Aggressivität und zermürbenden Zweikampfstärke der Nerazzurri, verlor viele Bälle schon in der eigenen Hälfte und wurde bei den Gegentoren zwei und drei überrannt.

Cambiasso und Motta im Zentrum und der überragende Zanetti bissen sich in Messi und Co. fest und machten der besten Offensive in Europa mit fairen Mitteln den Garaus.

Inter nutzte seine Torchancen gnadenlos und erarbeitete sich mit enormer taktischer Disziplin eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel im Camp Nou in acht Tagen.

Inter Mailand - FC Barcelona: Daten und Fakten