Robben belohnt bärenstarke Bayern

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Stefan Rommel / Florian Bogner
Arjen Robben erzielte das entscheidende 1:0 gegen Olympique Lyon
© Getty

Der FC Bayern München hat das Hinspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon dank eine Treffers von Arjen Robben mit 1:0 (0:0) gewonnen und sich damit eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Dienstag in Frankreich geschaffen. Allerdings wird den Münchenern da Franck Ribery fehlen, der kurz vor der Halbzeitpause mit Rot vom Feld musste und den Bayern damit wohl auch bei einem möglichen Finaleinzug in Madrid fehlen wird.

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Vor 66.000 Zuschauern erzielte einmal mehr Mister Europacup Robben das entscheidende Tor für den deutschen Rekordmeister, der damit große Chancen auf den ersten Finaleinzug seit neun Jahren hat.

"1:0 - das ist ein sehr gutes Ergebnis, ich bin sehr zufrieden. Ich denke, dass wir ganz Europa wieder gezeigt haben, wie stark wir sind. Auch in Unterzahl haben wir dominant gespielt und mehr Chancen kreiert", sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal.

Zum Platzverweis von Ribery meinte der Niederländer: "Als Ribery Rot gesehen hat, hätte ich nicht gedacht, dass wir 1:0 gewinnen. Ich denke aber, dass das keine Rote Karte war. Vielleicht hat der Schiedsrichter Rot gezeigt, weil Ribery lange auf dem Fuß von Lisandro stand, aber nicht mit Kraft. Ich hoffe, dass er nur ein Spiel gesperrt wird."

Den Gästen wird im Rückspiel ebenfalls ein wichtiger Akteur fehlen, da Jeremy Toulalan nach zwei Fouls binnen weniger Minuten die Gelb-Rote Karte sah.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Bayern wie erwartet: Für den gesperrten Kapitän van Bommel läuft Pranjic im defensiven Mittelfeld neben Schweinsteiger auf. Contento ersetzt den ebenfalls gesperrten Badstuber links in der Viererkette. Olic stürmt als einzige echte Spitze.
Lyon muss auf die Innenverteidiger Bodmer und Boumsong verzichten. Deshalb beginnt Toulalan im Deckungszentrum. Ederson startet auf dem rechten Flügel, Spielmacher Bastos sitzt zunächst nur draußen.

13.: Ribery zieht eine Ecke von links aufs Tor. Lloris klärt zur nächsten Ecke. Diesmal Robben von der anderen Seite. Lloris segelt unten durch. Schweinsteiger setzt den Kopfball aus fünf Metern am leeren Tor vorbei.

18.: Klasse Direktpass von Contento auf Ribery. Der lässt Cris aussteigen und zieht aus 17 Metern ab. Klar vorbei. In der Mitte war Müller mitgelaufen. Muss er quer legen.

20.: Ribery mit dem langen Diagonalball auf den eingelaufenen Robben. Der nimmt die Kugel runter und legt quer auf Olic. Aber der Kroate zieht aus elf Metern am kurzen Pfosten vorbei.

37., Rot gegen Ribery: Schweinsteiger legt etwas schlampig auf Ribery ab. Der geht nach und will den Ball spielen, Lisandro ist schneller am Ball und Ribery tritt dem Argentinier auf den Fuß. Der Schiri zeigt sofort Rot. Harte Entscheidung.

43.: Källström packt aus 35 Metern mal den Hammer aus. Butt rettet mit einer Hand.

Halbzeit-Fazit: Die Bayern waren dominant und hatten einige gute Chancen zur Führung. Der Platzverweis ist besonders deshalb so bitter, weil es mit Ribery den bis dahin besten Bayern-Spieler traf.

49.: Pranjic zieht von halblinks volley ab. Der Ball fliegt Richtung linkes Außennetz. Lloris ist da.

53.: Lahm läuft bis zur Grundlinie durch und spielt den Ball zurück an den Elfer. Müller steht da völlig blank und verstolpert den Ball.

54., Gelb-Rot gegen Toulalan: Jetzt geht auch Toulalan. Mit gestrecktem Bein rauscht er im Mittelfeld in Schweinsteiger.

61.: Robben tanzt im Sechzehner Cris aus und schließt aus halblinker Position ab. Der Ball zischt hauchdünn am langen Pfosten vorbei.

66.: Schweinsteiger bittet Cris am linken Strafraumeck ins Dribbling. Der Bayer zieht mit links ab, Cris fälscht ab. Außennetz.

69., 1:0, Robben: Robben bekommt den Ball auf halbrechts und zieht aus 25 Metern ab. Müller läuft unter dem Schuss durch und hat wohl noch ein Haarbüschel am Ball. Lloris ist auf den Weg ins rechte Eck und in der Mitte schlägt's ein.

84.: Ballgewinn der Bayern im Mittelfeld. Konter drei gegen zwei. Gomez mit einem schlampigen Pass auf Robben. Der lässt Cris aussteigen und zieht aus 17 Metern ab. Lloris ist auf dem Posten und klärt.

Fazit: Völlig verdienter Bayern-Sieg gegen harmlose Gäste, die mit dem 0:1 noch bestens bedient sind.

Der Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger musste auf Grund des Spielverlaufs dreimal seine Position wechseln und bot auf allen Arbeitsplätzen eine vorzügliche Leistung. Schweinsteiger kurbelte das Spiel besonders nach Riberys Platzverweis immer wieder geschickt an, war in seiner Aushilfsphase als verkappter Mittelstürmer torgefährlich und war Sinnbild für den entscheidenden Unterschied zwischen den Bayern und Lyon an diesem Tag: Mit Willen und Entschlossenheit den Sieg einfahren zu wollen.

Die Gurke des Spiels: Miralem Pjanic. Der Bosnier sollte in Abwesenheit von Bastos, der nur auf der Bank saß, eigentlich die Struktur des Gästespiel vorgeben, irrte aber meist nur durchs Mittelfeld und brachte nicht eine vernünftige Aktion zustande.

Die Pfeife des Spiels: Roberto Rosetti legte von Beginn an eine sehr kleinliche Linie an den Tag. Der Italiener pfiff jeden noch so kleinen Körperkontakt ab, unterband damit immer wieder den Spielfluss. Und dann machte Rosetti das, was die Todsünde für einen Unparteiischen ist: Er griff mit der überzogenen Roten Karte gegen Ribery nachhaltig ins Spiel ein und gab der Partie damit einen völlig neuen Anstrich. Ein bisschen weniger Theatralik in seinen Anweisungen wäre zudem angenehm gewesen. In der zweiten Halbzeit gesellten sich dann auch noch etliche Fehler in der Zweikampfbewertung dazu - eine Leistung, die einem Champions-League-Halbfinale nicht angemessen war.

Die Lehren des Spiels: Die Bayern brauchten ein paar Minuten, um ins Rollen zu kommen. Besonders über die linke Seite mit dem sehr offensiven Contento und Ribery wurde es immer wieder gefährlich. Lahm hing in der ersten Halbzeit dagegen überraschend weit hinter Robben zurück.

Mit der Asymmetrie im Bayern-Spiel hatte Lyon erhebliche Probleme, Ribery war im sonst praktizierten Positionsspiel bei eigenem Ballbesitz immer wieder für einen überraschenden Antritt gut und fand auch oft den Weg von der Seitenlinie hin ins Zentrum, wo er dann gefährlich werden konnte.

Im zweiten Durchgang waren die Bayern trotz Unterzahl das deutlich bessere Team und nutzten die unerklärlich vielen Lücken in der Gästeabwehr konsequenter aus. Coach Louis van Gaal überraschte mit der Rochade, Schweinsteiger ins Sturmzentrum zu stellen, durfte sich aber seiner Idee bestätigt fühlen.

Sehr auffällig: Die zuletzt nicht immer sattelfeste Abwehr funktionierte ausgesprochen gut, die komplette Mannschaft hatte in der Rückwärtsbewegung erstaunlich viele gute Szenen - eine erfreuliche Komponente im Hinblick auf das Rückspiel.

Die Bayern sind ihrem großen Traum dank einer kämpferisch und spielerisch eindrucksvollen Leistung einen großen Schritt näher gekommen, während Lyon sich im Rückspiel in sieben Tagen ganz erheblich steigern muss. OL zeigte alles in allem eine blutleere Vorstellung und war sich der Größe der Aufgabe offenbar nicht ganz bewusst.

Bayern München - Olympique Lyon: Daten und Fakten