Kloses Abseitstor stachelt Florenz an

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber / Christian Bernhard
Nach dem Treffer von Miroslav Klose: die Bayern jubeln, Florenz am Boden
© Getty

Ein indiskutabler Fehler des Schiedsrichter-Gespanns um Tom Henning Övrebö hilft den Bayern gegen Florenz. Die Fiorentina reagiert nicht hysterisch, fühlt sich aber betrogen - und will im Rückspiel deshalb besonders kämpfen.

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Am Rande der EM-Quali-Gruppenauslosung am 7. Februar sprach Michel Platini ein Machtwort. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, so was bringt der Job des höchsten Mannes im europäischen Fußball gelegentlich mit sich.

Die Angelegenheit war jedoch besonders heikel. Es ging um die Nominierung von Schiedsrichter Martin Hansson für die WM 2010 in Südafrika. Der Schwede Hansson ist jener Referee, der Thierry Henrys Handspiel übersah und Irland die lang ersehnte WM-Teilnahme verweigerte.

Muss sich die FIFA rechtfertigen?

Dass der Weltverband FIFA Hansson trotzdem nach Südafrika entlässt, um Fußballspiele zu leiten, ist mit allgemeinem Unverständnis aufgenommen worden.

Nicht von Platini. "Hansson ist nicht verantwortlich für das, was passiert ist", sagte der UEFA-Boss. Ein solches Zitat muss man erstmal verdauen, nachdem man es vielleicht irgendwann kapiert hat.

In den nächsten Tagen muss sich Platini wohl erneut für einen Schiedsrichter rechtfertigen.

Der gute alte Herr Övrebö

Es geht um einen guten Bekannten: Tom Henning Övrebö. Der Norweger hatte im Mai 2009 zweifelhafte Berühmtheit erlangt, weil er dem FC Chelsea im Halbfinal-Rückspiel der Champions League drei bis vier klare Elfmeter verweigerte. Didier Drogba war so außer sich, dass er Övrebö am liebsten von der Stamford Brücke geworfen hätte.

Övrebö bekam daraufhin die grässliche Fratze des Fußballs zu spüren. Hotelwechsel und Flucht inkognito aus London, gefolgt von anonymen Morddrohungen im Internet. Övrebö reagierte mit wahrer Größe, indem er seine Fehler zugab.

Ein indiskutabler Fauxpas

Am Mittwoch wurde der Norweger erneut in der Champions League eingesetzt und erneut beging er einen folgenschweren Fehler. Bayern-Stürmer Miroslav Klose köpfte den Ball in der 89. Minute zum 2:1-Siegtreffer gegen den AC Florenz ins Tor, obwohl er bei der Kopfballvorlage von Ivica Olic zwei Meter im Abseits stand.

Der Assistent ließ die Fahne unten, Övrebö entschied auf Tor. Ein indiskutabler Fauxpas.

De Silvestri: "Wir sind mehr als nur stinksauer"

Die Leitragenden reagierten nicht hysterisch, aber bestimmt. "Ich finde es peinlich, in einem Achtelfinale der Champions League solche Sachen zu sehen. Das Abseits habe ich sogar von der Bank aus erkannt. So beklaut zu werden, ist einfach frustrierend. Wir fühlen uns schon etwas verarscht. Mich regt am meisten auf, dass Klose nicht in Bewegung war, sondern stand. Dass muss der Linienrichter sehen", sagte Riccardo Montolivo.

Florenz fühlt sich zu Recht betrogen und die Bayern müssen sich für ihr Glück beinahe schon entschuldigen. Die Münchner Spieler betonen die Notwendigkeit des Siegtreffers, die Fiorentina ist angestachelt und lechzt nach Revanche im Rückspiel am 9. März.

"Wir sind mehr als nur stinksauer", sagte Außenverteidiger Lorenzo De Silvestri. Und Montolivo kündigte an, dass alle Florenz-Spieler in drei Wochen um ihr Leben kämpfen werden.

Einfach mal den Gang rausnehmen

In München machte die Mannschaft von Trainer Cesare Prandelli bereits viel richtig. Die Fiorentina hielt über die gesamte Spielzeit die Ordnung, wirkte geistig frischer und war fußballerisch ebenbürtig. "Sie haben ihren Job erledigt. Sie haben gut verteidigt, die Räume eng gemacht und ein Tor geschossen. Auch wenn es ein Zufallsprodukt war", sagte Mario Gomez.

Dem Bayern-Spiel dagegen fehlte es an Struktur. Eroberte Bälle wurden überhastet wieder hergegeben. Der Steilpass wurde als probates Mittel vermutet, die Ausführung war jedoch mangelhaft.

"Wir haben zu hektisch gespielt. Wir wollten nach vorne zu viele Risikobälle spielen. Es wäre manchmal sinnvoller gewesen, den Gang rauszunehmen, eher mal quer zu spielen und die Italiener laufen zu lassen", sagte Siegtorschütze Klose.

Robben: "Müssen uns weiterentwickeln"

Arjen Robben bemängelte zudem die fehlende Spielverlagerung: "Wir hatten zu viele unnötige Ballverluste und haben etwas zu langsam die Seiten gewechselt. So kommt man selten in eine gute Eins-gegen-Eins-Situation."

Der Niederländer sieht deutliches Steigerungspotential. "Wir haben eine verhältnismäßig junge Mannschaft, die immerhin 13 Spiele in Folge gewonnen hat. Wir können und müssen uns weiterentwickeln. Am besten wäre, wenn wir schon im Rückspiel einen Schritt weiter sind."

Kein Kommentar zu Övrebö

In Florenz werden die Bayern die Dinge selbst regeln müssen. Weitere Geschenke wird es wohl nicht geben. Genauso wenig wie einen weiteren Champions-League-Einsatz für Tom Henning Övrebö.

Darüber entscheidet nicht zuletzt Michel Platini. Der saß in München auf der Tribüne und freute sich laut Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge über ein sehr gutes Spiel. Einen Kommentar zu Övrebö ließ sich Platini nicht entlocken. Ist vielleicht auch besser so.

Kloses Abseits-Tor rettet Bayern