Barcelona zeigt sich gnädig

SID
Bayern am Boden - Eto'o und Messi sind natürlich obenauf
© Getty

Eine historische Schmach hat Bayern München aus allen Champions-League-Träumen gerissen und das gesamte 'Projekt Klinsmann´ ins Wanken gebracht. Der deutsche Fußball-Meister kassierte am Mittwochabend mit einem 0:4 (0:4) beim FC Barcelona die höchste Pleite in der europäischen Königsklasse und wurde über 90 Minuten von den Weltstars Lionel Messi, Samuel Eto´o und Thierry Henry gedemütigt.

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Schon beim 1:5 am Wochenende in Wolfsburg waren die Bayern den Beweis ihrer Klasse schuldig geblieben, für Trainer Jürgen Klinsmann wird der Druck vor dem Punktspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr live bei Premiere) immer größer.

'Das, was ich in der ersten Halbzeit gesehen habe, war das Fürchterlichste, war ich jemals beim FC Bayern gesehen habe. Es war ein Vorführung, fast eine Demütigung. Es war Anschauungsunterricht, wie man Fußball spielt´, sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer bei Premiere. Klinsmann verfolgte am Spielfeldrand mal wütend gestikulierend, mal fassungslos dreinblickend das Debakel.

Historische Pleite

Manager Uli Hoeneß vergrub angesichts des Fiaskos immer wieder das Gesicht in den Händen. Der alles überragende Argentinier Messi traf vor 93. 219 Zuschauern zweimal (9./38.), seine ebenso genialen Kollegen Eto´o (13.) und Henry (43.) erzielten nach Traumkombinationen weitere Tore.

Bayern-Stars wie Franck Ribery oder Luca Toni gingen unter. Am 7. Juli 1973 hatte München im damaligen Europapokal der Landesmeister mit 0:4 im Viertelfinal-Hinspiel bei Ajax Amsterdam die bis dato höchste Pleite in diesem Wettbewerb erlitten und war damals auch ausgeschieden.

Das Bayern im Rückspiel am kommenden Dienstag das Ruder gegen Barca nochmal herumreißt, ist angesichts dieser Demütigung nicht zu erwarten. Vor dem Spiel hatte Klinsmann mit einer Torhüter-Rochade für Aufsehen gesorgt.

Deutlicher Klassenunterschied sichtbar

Der Weltmeister von 1990 setzte Stammkeeper Michael Rensing auf die Bank und beorderte Routinier Hans-Jörg Butt ins Tor. Der 34-Jährige, mit Bayer Leverkusen 2002 im Champions-League-Finale, konnte das Debakel nicht abwenden.

Zu groß war der Klassenunterschied, auch wegen der personellen Ausfälle. Der angeschlagene Nationalspieler Philipp Lahm wurde durch den überforderten Christian Lell ersetzt, der auf der linken Abwehrseite gegen Messi spielte.

Zudem fehlten in Lucio und Daniel van Buyten, der zu seinem kranken Vater gereist war, zwei weitere etatmäßige Verteidiger. Klinsmann hatte einen 'richtigen Fight´ seines ersatzgeschwächten Teams angekündigt.

Messi, Eto'o und Henry treffen

Daraus wurde nichts. Im Gegenteil: Die wieselflinken Stars Messi, Samuel Eto´o und Henry stürzten den deutschen Meister von einer Verlegenheit in die nächste.

Nachdem Martin Demichelis einen Schuss von Henry von der Linie geschlagen hatte (6.), fiel drei Minuten später das 1:0 für Barca. Messi wurde von Eto´o in die Gasse geschickt und schob ein. Der überforderte Lell war nicht auf seiner Position.

Vier Minuten später bediente Messi Eto´o, der zum 2:0 traf. Butt hatte an beiden Gegentoren keine Schuld. Es ging spektakulär weiter, Messi drang in den Strafraum ein und fiel über das Knie von Lell.

Schiedsrichter Howard Webb (England) gab dem Argentinier wegen einer Schwalbe die Gelbe Karte, was Barcelonas Coach Pep Guardiola auf die Palme brachte. Weil Guardiola sich nicht beruhigte, schickte Webb diesen auf die Tribüne.

Messi wird klarer Elfer verwehrt

Wenig später nahm Butt unfreiwillig etwas Dampf aus dem Spiel. Bei einem Zusammenprall mit Henry bekam der Keeper die linke Schuhsohle des Franzosen ins Gesicht.

Zwei blutende Risse am rechten Jochbein und unter dem rechten Auge mussten von den Bayern-Medizinern geschlossen werden, Butt musste das blutverschmierte Trikot wechseln.

Vor der Pause folgten weitere demütigende Tore durch Messi (38.) und Henry (43.), die Bayern waren mit dem 0:4 noch gut bedient. In der zweiten Hälfte ließen es die Gastgeber etwas lockerer angehen, trotzdem musste Butt mit einer Weltklasseparade gegen Messi retten (58.).

Erschreckend schwach dagegen die Münchner Angriffsbemühungen, jeder Spieler gab eine klägliche Figur ab. Beim Sieger überragten neben Messi Mittelfeldspieler Xavi und Henry.

FC Barcelona - FC Bayern München: Daten und Fakten