Bayerns gefährliche Wandlung

Von Für SPOX in Florenz: Thomas Gaber
Tim Borowski, Bayern, Florenz, Tor zum 1:1
© Imago

Beim 1:1 im Champions-League-Spiel in Florenz wachte der FC Bayern München erneut erst nach der Pause auf. Für die wiederholte Aufholjagd benötigten die Münchner einen starken Michael Rensing und machten von ihrem Faustpfand Gebrauch.  
 

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Der FC Bayern München hat sich in den letzten Wochen einen eigentümlichen Stil angeeignet. Erste Halbzeiten werden regelmäßig in den Sand gesetzt, so auch beim 1:1 in der Champions League beim AC Florenz.

Nach passablen ersten zehn Minuten verlor die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann sukzessive die Ordnung und die Gegenspieler aus den Augen.

SPOX-Presseschau: Das sagen die anderen zu Bayerns 1:1 in Florenz

Nur Alibi

"Wir waren ängstlich und haben nur Alibi-Zweikämpfe geführt, statt dem Gegner klarzumachen: Bis hierhin und nicht weiter", sagte Kapitän Mark van Bommel schonungslos.

Miroslav Klose missfiel die Spielweise der Bayern derart, dass er nach der Partie Kritik an den Kollegen übte. "Man muss uns Stürmer auch suchen. Es nutzt nichts, wenn man blind die Dinger nach vorne schlägt und uns dann den Vorwurf macht, dass wir keine Bälle halten können", sagte Klose zu SPOX. Ein Indiz für eine ungemütliche Halbzeit in der Bayern-Kabine.

Nach der Pause habe alles schon viel besser funktioniert, ergänzte Klose. "Manchmal reicht es schon, wenn wir zehn Meter weiter vorne stehen, um die zweiten Bälle zu bekommen. Warum wir das immer erst in der zweiten Halbzeit schaffen, weiß ich nicht."

Rensing rettet Punkte

Dass die Bayern überhaupt die Chance zu einem letztlich erfolgreichen Ergebnis bekamen, lag an Michael Rensing. Mit zahlreichen starken Paraden hielt der Torhüter die Bayern im Spiel und gewann nebenbei das Privatduell mit Alberto Gilardino.

"Wir haben nie an ihm gezweifelt. Er hat in der Vergangenheit ein, zwei Fehler gemacht, aber wir wussten immer, dass er zu solchen Leistungen fähig ist", sagte van Bommel.

Erstmals in seiner Karriere als Nummer eins hat Rensing dem FC Bayern einen Punkt gerettet. Mit Lob geht der Keeper indes vorsichtig um: "Es war klar, dass meine Leistung als Nachfolger von Oliver Kahn extrem kritisch gesehen wird. Ich wusste aber, dass das irgendwann aufhören wird. Ich bin diesmal natürlich zufrieden, aber viel wichtiger ist, dass wir als Mannschaft mittlerweile besser stehen."

Tormaschine Borowski

Neben einem starken Rensing konnten sich die Münchner in der zweiten Halbzeit auf ihr doppeltes Faustpfand verlassen: Tim Borowskis Qualitäten als Torjäger und die ausgezeichnete Physis. 

"Das war ein klasse Tor von Borowski. Er hat den Ball cool reingeschoben", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Borowski reagierte darauf in aller Bescheidenheit: "Wenn man in dieser Situation und zu diesem Zeitpunkt den Torwart ausspielt, kann man durchaus von einem coolen Tor sprechen."

Hätten Klose unmittelbar nach dem 1:1 und Toni Kroos in der Schlussminute bei ihren Chancen Boros Lässigkeit an den Tag gelegt, stünden die Bayern bereits im Achtelfinale. 

"Wir haben Siegermentalität entwickelt und waren am Ende klar überlegen. Ein Sieg wäre fast noch verdient gewesen", sagte Borowski. Das wäre des Guten dann doch eher zuviel.

Aufholjagden kein Dauerzustand

Auf Dauer werden die ständigen Aufholjagden nicht gut ausgehen. Schon gar nicht in der Champions League. Zumal in einem möglichen Achtelfinale andere Kaliber auf die Bayern warten.

"Florenz war kein Meilenstein. Die kommen in der Champions League später. Wir wissen aus Erfahrung, dass es erst ab dem K.o.-System richtig zur Sache geht", sagte Rummenigge zu SPOX.

Ein Punkt gegen Steaua Bukarest am 25.11. genügt den Bayern, um die echten Highlight-Spiele zu erleben.

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