1:1 in Florenz! FC Bayern auf Achtelfinalkurs

Von Thomas Gaber / Sebastian Steegmüller
Van Bommel machte einen ungewohnt ängstlichen Eindruck. Dachte wohl, er sei beim Ballett
© Getty

Der FC Bayern München kam beim AC Florenz am 4. Spieltag der Champions League zu einem 1:1 (0:1). Dank einer deutlichen Steigerung in der zweiten Hälfte und dem späten Ausgleich durch Tim Borowski ein verdienter Punkt für die Elf von Jürgen Klinsmann.

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Damit führt der FC Bayern (8 Punkte) weiter in der Tabelle der Gruppe F punktgleich mit Olympique Lyon. Der französische Meister bezwang parallel Steaua Bukarest mit 2:0.

Damit reicht den Münchnern am kommenden Spieltag gegen Bukarest ein Punkt, um sich sicher fürs Achtelfinale zu qualifizieren.

Vor 40.000 Zuschauern im Artemio Franchi Stadion in Florenz geriet der FC Bayern München, bei dem Lukas Podolski für den verletzten Luca Toni in der Startelf stand, schon früh durch Adrian Mutu (11.) in Rückstand.

Den dank einer deutlichen Steigerung in der zweiten Halbzeit verdienten Ausgleich für München erzielte Tim Borowski in der 78. Minute. Damit blieben die Bayern im achten Spiel in Folge ungeschlagen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Der FC Bayern spielt mit zwei Stürmern, sprich: Podolski rückt wieder in die Startelf und darf neben Klose auf Torejagd gehen. Im Mittefeld geben van Bommel und Borowski die Doppel-Sechs. Oddo beginnt für Lell auf rechts.

5.: Die Bayern machen das Spiel. Schweinsteiger zieht vom rechten Sechzehnereck ab, sein Schuss geht jedoch übers Tor.

11., 1:0, Mutu! Kaum lassen die Bayern etwas nach, knippst Mutu. Zauri flankt von rechts genau zwischen die Verteidiger. Mutu nimmt den Ball aus acht Metern mit vollem Risiko und schießt das Ding ins rechte obere Eck!

27.: Santana flankt vollkommen unbedrängt von links auf den freistehenden Gilardino, der köpft aus sechs Metern ins linke kurze Eck. Rensing zeigt, dass er auf der Linie stark ist, und pariert mit einem tollen Reflex.

42.: Die Bayern kontern: Van Bommel schnappt sich den Ball an der Mittellinie, dann geht es schnell über Klose und Schweinsteiger. Der zieht von halblinks an der Strafraumgrenze ab und verpasst das kurze Eck nur knapp.

47.: Bayern mit den Gedanken noch in der Pause. Van Bommel mit einem haarsträubenden Fehlpass, Gilardino enteilt Lucio und hebt aus 20 Metern den Ball über den herausstürmenden Rensing. Zum Glück auch über die Querlatte.

48.: Jetzt mal die Bayern: Podolski sprintet die linke Außenbahn runter und bedient Klose flach, der verfehlt das Tor aus sieben Metern - knapp rechts.

56.: Schon wieder Florenz! Santana flankt von rechts, Mutu per Kopf aus kurzer Distanz knapp über die Latte. Die Bayern-Defensive ist zu weit weg!

68.: Erste Prüfung für Frey: Van Bommel bedient Podolski auf links, der zieht vom 16er ab, doch AC-Keeper Frey holt den Ball aus dem langen Eck.

78., 1:1, Borowski! Ribery steckt am 16er durch und hat Glück: Sein abgefälschter Ball landet beim freistehenden Borowski - und der verwandelt aus acht Metern souverän ins linke untere Eck.

80.: Das wäre es gewesen. Klose läuft Dainelli weg und hebt aus neun Metern über den Keeper, verfehlt aber auch das Gehäuse knapp.

So lief das Spiel: Die Anfangsoffensive der Fiorentina blieb aus. Die Gastgeber versuchten es zu Beginn mit langen Bällen auf Alberto Gilardino. Bayern stand gut gestaffelt und versuchte selbst, die Initiative zu übernehmen. Die erste vernünftige Offensivaktion des Spiels wurde gleich mit einem Tor belohnt. Adrian Mutu ließ Michael Rensing in der 11. Minute keine Chance. In der Folge dominierte Florenz die Partie, war robuster im Zweikampf und erspielte sich durch gutes Flügelspiel weitere Torchancen.

Die Bayern vertändelten viele Bälle schon im Spielaufbau. Es dauerte bis zur 30. Minute, ehe die Münchner das Spiel vermehrt in die Hälfte der Fiorentina verlagern konnten. Die Zuspiele in die Spitze waren jedoch ungenau, sodass sich kaum Chancen zum Ausgleich ergaben. In der 42. Minute hatte Schweinsteiger das 1:1 auf dem Fuß, verzog aber aus zwölf Metern.

In der zweiten Halbzeit erhöhte Florenz das Tempo, verpasste aber durch viele vergebene Chancen eine vorzeitige Entscheidung der Partie. Die Bayern konnten sich kaum vom Druck der Fiorentina befreien, Entlastung gab es lange Zeit keine. Erst ab der 70. Minute stemmten sich die Bayern gegen die drohende Niederlage und lieferten Florenz fortan einen offenen Kampf.

Borowski nutzte eine Unachtsamkeit in der Florenz-Abwehr zum Ausgleich. In der Schlussphase waren die Bayern dem Sieg näher, Klose vergab unmittelbar nach dem 1:1 freistehend aus acht Metern, der eingewechselte Toni Kroos traf in der Nachspielzeit mit einem Volleyschuss nur das Außennetz.

Star des Spiels: Alberto Gilardino. Ständiger Unruheherd und Torvorbereiter, dazu mit einer überragenden Technik und Spielintelligenz ausgestattet. Einen weiteren Treffer Gilardinos verhinderte der starke Rensing mit mehreren Glanzparaden. Gilardino zeigte gegen die Bayern, dass er derzeit zu Recht in der Stammelf der italienischen Nationalmannschaft steht.

Gurke des Spiels: Das Mittelfeldtandem Mark van Bommel/Tim Borowski. Das neu formierte Pärchen auf der Doppel-Sechs war schlecht aufeinander abgestimmt, leistete sich viele unnötige Ballverluste und schlampige Pässe. Seine beste Szene hatte Borowski allerdings in der 78. Minute, als er den Ball cool an Florenz-Keeper Sebastien Frey vorbei ins Netz schob.

Lehren des Spiels: Trotz des Punktgewinns fehlt dem FC Bayern München wohl ein Stück zur europäischen Spitze.

Lukas Podolski ist in Spielen auf hohem Champions-League-Niveau nur bedingt zu gebrauchen. Podolski wählte meist den falschen Laufweg, und wenn er sich für Kurzpässe anbot, ließ er den Ball abtropfen, um anschließend stehenzubleiben anstatt sich wieder in die Spitze zu orientieren. In der zweiten Halbzeit steigerte sich Podolski, bekam sein Passspiel in den Griff und prüfte Frey mit seinem starken linken Fuß.

Das Experiment mit Ze Roberto auf der linken Abwehrseite ist gegen Mannschaften wie Florenz eigentlich zu riskant. Durch den Offensivdrang des Brasilianers fand Florenz über rechts immer wieder Löcher, um gefährliche Angriffe vorzubereiten. Die Weigerung von Franck Ribery, in der Defensive auszuhelfen, machte die Sache für Ze Roberto in Florenz nicht einfacher. So entstand auch der Gegentreffer.

Äußerst positiv fiel dagegen Michael Rensing auf. Der Bayern-Keeper verhinderte mehrfach einen höheren Rückstand. Wer an Rensings Qualität zweifelte, wurde in Florenz eines Besseren belehrt.

Zudem wurde einmal mehr sichtbar, in welch herausragender körperlicher Verfassung die Bayern sind. Florenz war ab der 75. Minute stehend K.o., während die Münchner in der Schlussphase noch zulegen konnten.

So steht's in Bayerns Gruppe F