Bayern eiskalt und mit Glück

Von Thomas Gaber / Florian Bogner
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© Getty

Bayern München steht nach dem 3:0 (2:0) gegen den AC Florenz im dritten Gruppenspiel bereits mit einem Bein im Achtelfinale der Champions League.

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Vor 66.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena schossen Miroslav Klose (4.), Bastian Schweinsteiger (25.) und Ze Roberto (90.) die Tore für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann.

Die Münchner lieferten eine über weite Strecken gute Partie ab, ließen aber vor allem in der ersten Halbzeit eine Reihe guter Torchancen der Gäste aus Italien zu.

Klose: "Wir waren abgezockter"

"Der Sieg war sehr wichtig für uns, das gibt Auftrieb für die nächsten Wochen. So wollen wir weitermachen", sagte Klinsmann. "Wir sind gut drauf. Besonders freut es mich für Miro Klose."

Der Nationalstürmer meinte: "Wir waren abgezockter. Ich fühle mich gut, dann kann ich auch meinen Teil dazu beitragen." Franz Beckenbauer urteilte am Premiere-Mikrofon: "Ein verdienter Sieg der Bayern, allerdings zu hoch."

Mit sieben Punkten führen die Bayern die Tabelle der Gruppe E deutlich vor Olympique Lyon (5), Florenz (2) und Steaua Bukarest (1) an.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Toni kann trotz Rippenprellung auflaufen. Die Bayern damit mit der gleichen Elf, die am Samstag 1:0 in Karlsruhe gewann. Florenz im offensiven 4-3-3 mit 100-Serie-A-Tore-Mann Gilardino in der Sturmmitte.

4., 1:0, Klose: Langer Ball auf Toni. Der verlängert mit dem Kopf auf Klose. Laufduell mit Vargas, Klose setzt sich durch und schiebt den Ball ganz lässig rechts am chancenlosen Frey vorbei.

6.: Toni steckt durch auf Ze Roberto. Der ist frei am Fünfer, verzögert, Frey sitzt auf dem Hosenboden, pariert dann aber doch.

8.: Rensing fliegt an einer Ecke vorbei. Montolivo schießt aus dem Hintergrund - Lahm lenkt den Ball mit einer Grätsche um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei.

14.: Felipe Melo spaziert an drei Bayern vorbei und steht alleine vor Rensing - der Bayern-Keeper pariert mit dem Körper.

21.: Mutu tunnelt Oddo und zieht in die Mitte. An seinem scharfen Schuss fliegt Gilardino in der Mitte nur um Zentimeter vorbei.

25., 2:0, Schweinsteiger: Vargas rutscht am Sechzehner an einem Querpass von Ribery vorbei. Schweinsteiger nimmt ihn an, lässt den hilflosen Vargas ins Leere laufen und versenkt mit links ins linke Eck.

43.: Melo chippt den Ball aus dem Mittelfeld in den Sechzehner. Gilardino startet und nimmt den Ball mit dem langen Bein artistisch aus der Luft - Zentimeter links vorbei.

51.: Kuzmanovic spaziert durchs Mittelfeld, keiner greift an. Satter Rechtsschuss aus 25 Metern, die Pille saust knapp links am Kasten vorbei.

68.: Ribery flankt von rechts. Demichelis steigt am Fünfer hoch, Frey kratzt den Ball großartig aus dem Eck.

70.: Ze Roberto mit Zuckerpässchen auf Klose, der Gamberini abschüttelt, dann aber aus 14 Metern am starken Frey scheitert.

78.: Kuzmanovic flankt von rechts. Oddo steht bei Gilardino, dahinter ist Mutu frei - köpft aber völlig freistehend rechts am Pfosten vorbei.

90., 3:0, Ze Roberto: Demichelis spielt den Ball nach vorne. Ze Roberto tänzelt auf Gamberini zu und schlenzt den Ball dann aus 20 Metern links oben in den Giebel. Frey reagiert gar nicht.

So lief das Spiel:

Furioser Start des FC Bayern. Der Ball lief in höchstem Tempo durch die eigenen Reihen, das Mittelfeld wurde schnell überbrückt. Kloses Führungstor war die logische Konsequenz einer richtig starken Anfangsphase. Dass die Fiorentina ebenfalls mit dem Ball umgehen kann, zeigten die Gäste zwischen der 10. und 25. Minute. Ein Tor gelang Florenz trotz mehrerer guter Chancen jedoch nicht. Einen der wenigen Konter der Bayern schloss Schweinsteiger zum 2:0 ab. Florenz ließ sich davon nicht beeindrucken, stürmte weiter und kam vor der Pause im Minutentakt zu weiteren guten Tormöglichkeiten.

Nach dem Wechsel entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Florenz brachte Härte ins Spiel, konnte den Bayern damit aber nicht den Schneid abkaufen. Der deutsche Rekordmeister brachte den Sieg schadlos über die Zeit und erhöhte in der Schlussphase sogar noch.

Der Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge würde den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit Schweini gerne verlängern. Gegen Florenz rechtfertigte der 24-Jährige das in ihn gesetzte Vertrauen einmal mehr. Kämpferisch ist Schweinsteiger seit Wochen in Bestform, gegen die Fiorentina glänzte er als unermüdlicher Antreiber auf seiner rechten Mittelfeldseite und abgezockter Torschütze.

Die Gurke des Spiels: Cesare Prandelli. Dass Italiener nicht automatisch einen guten Mode-Geschmack haben, bewies der Coach der Fiorentina. Sich voll mit dem Verein zu identifizieren, ist ja schön und gut, aber Prandellis lilafarbener Baumwoll-Sweater war ein absolutes "No-Go". Aber Florenz ist ja auch nicht Mailand.

Die Lehren des Spiels: Im alten System zu neuen Erfolgen! Nach dem Sieg in Karlsruhe setzte Klinsmann auch gegen Florenz auf ein 4-4-2 mit doppelter Absicherung im defensiven Mittelfeld. Die Bayern wandten gegen die offensive Ausrichtung der Fiorentina die richtigen Mittel an. Gegen das schnelle, gepflegte Passspiel stand die Dreier-Mittelfeldreihe der Gäste auf verlorenem Posten.

Durch das Nachrücken der Außenverteidiger Lahm und Oddo hatten die Münchner im Mittelfeld teilweise doppelte Überzahl. Allerdings offenbarten die Münchner Schwächen in der Rückwärtsbewegung, so dass Florenz insbesondere in der ersten Halbzeit, meist aus der Distanz, zu Chancen kam. Dank der Abschlussschwäche der Italiener kam der Sieg der Münchner aber nie ernsthaft in Bedrängnis.

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