Werder verpatzt den Start

Von Stefan Rommel / Florian Bogner
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© Getty

Werder Bremen hat den Start in die Gruppenphase der Champions League verschlafen. Gegen den krassen Außenseiter Anothosis Famagusta kamen die Bremer im heimischen Weserstadion nicht über ein enttäuschendes 0:0 hinaus.

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Vor 34.690 Zuschauern im Weserstadion erkämpften sich die wackeren Zyprer mit Leidenschaft und einer gehörigen Portion Glück das Remis. Bremen dagegen enttäuschte über weite Strecken der Partie vor allem spielerisch gegen einen extrem defensiv eingestellten Gegner.

Allofs sauer: "So geht das nicht"

"So kann man international nicht auftreten", war Geschäftsführer Klaus Allofs nach dem Spiel sauer. "Wir haben nicht den nötigen Biss gehabt und es heute nicht erzwungen. So geht das nicht."

Die Highlights des Spiels bei SPOX.TV!

Trainer Thomas Schaaf war ähnlich enttäuscht: "Man muss energischer angreifen. Das ist keine Kopfsache - da gibt es nur ein Kommando: draufgehen." Und Abwehrchef Per Mertesacker meinte: "Im Abschluss hat uns ein Schuss Qualität gefehlt. Aber Werder Bremen ist berühmt dafür, zurück zu kommen."

Durch das Remis und die gleichzeitige Niederlage von Panathinaikos Athen ist Werder in der Gruppe B zusammen mit Famagusta Zweiter. Inter Mailand steht an der Tabellenspitze.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Baumann verletzt nicht im Kader, Özil ersetzt ihn. Ansonsten die gleiche Elf, die Cottbus 3:0 schlug. Famagustas prominenteste Spieler heißen Dellas, Savio und Paulo Costa.

15.: Jensen flankt rechts von der Torauslinie, Leiwakabessy fälscht ab. Beqaj muss sich lang machen, fischt den Ball auf der Linie vor Rosenberg weg.

23.: Fritz geht rechts durch bis zur Grundlinie, flankt in die Mitte. Özil am langen Pfosten völlig frei, drückt den Ball aber nicht aufs Tor, sondern in die Mitte. Pizarro im Rückwärtsfallen, köpft den Ball Beqaj auf der Linie in die Arme.

40.: Boenisch flankt von links. Der Ball rutscht ihm über den Schlappen, so dass er ganz hinten noch aufs Lattenkreuz tropft.

45.: Pizarro tritt nach einer Bogenlampenflanke von Jensen freistehend am Fünfer am Ball vorbei.

50.: Der eingewechselte Taher links frei, prüft Wiese aus spitzem Winkel.

52.: Ecke Diego. Hoch und weit auf den zweiten Pfosten. Mertesacker hält die Birne hin, Leiwakabessy klärt auf der Linie.

79.: Langer Ball von Özil auf Almeida. Der steht frei vor dem Tor, verzieht aber katastrophal.

84.: Sanogo vergibt freistehend und vor allem kläglich am linken Fünfereck.

85.: Dellas mit langen Schritten, zieht aus 25 Metern ab. Wiese boxt den Ball zur Seite.

90.+3: Diego hoch in den Strafraum. Sanogo fliegt heran, köpft vom Elfmeterpunkt aber über den Kasten.

So lief das Spiel: Mit dem sparsamen Platzangebot im Mittelfeld hatte Werder einige Mühe, Spielmacher Diego bekam im grimmigen Laban und Europameister Dellas quasi zwei Manndecker abgestellt. Trotzdem machte Werder von der ersten Minute an gegen den krassen Außenseiter mächtig Druck und hatte vor allem durch Pizarro dicke Chancen.

Die Gäste verzichteten ihrerseits auf große Angriffsbemühungen und lauerten auf Konter. Erst in der 50. Minute schoss Famagusta zum ersten Mal aufs Tor. In der zweiten Halbzeit verlor Werder seine Linie, auch Diego vermochte dem Bremer Spiel nicht mehr die nötige Struktur zu verleihen. Chancen ergaben sich nur noch vereinzelt. Der eingewechselte Almeida hatte - ausgerechnet nach einem Konter - elf Minuten vor dem Ende noch die größte Chance.

Der Star des Spiels: Famagustas Defensivbollwerk. In der ersten Halbzeit hatten die Zyprer noch Mühe und produzierten viele Fehler in der Rückwärtsbewegung. In der zweiten Hälfte aber hatten sie die Werder-Offensive gut im Griff und verdarben den Gastgebern die Lust am Spiel. Vor allem an Routinier Dellas in der Defensiv-Zentrale prallten zahllose Angriffe ab.

Bereits in der Qualifikation brachten Famagusta mit seiner Defensivstärke in den Auswärtsspielen etablierte Teams wie Rapid Wien und Olympiakos Piräus zur Verzweiflung. Werder weiß jetzt auch, warum.

Die Gurke des Spiels: Claudio Pizarro vergab vor allem in der ersten Halbzeit Chancen en masse und verpasste dadurch schon früh die Entscheidung für Werder. Der Peruaner wirkte ungewohnt unentschlossen und fahrig vor dem Tor. Selbst großzügige Einladungen ließ Pizza ungeniert liegen. Gerade in den engen Matches in der Champions League hatte sich Werder vom Ex-Chelsea-Stürmer Tore versprochen - bei der Pflichtnummer gegen den Underdog Famagusta konnte Pizarro die Hoffnungen leider nicht erfüllen.

Die Lehren des Spiels: Werder hatte gegen den Fünfer- und Viererriegel der Gäste erhebliche Mühe, kaum Ideen, und versuchte es viel zu oft durch die Mitte.

Von den beiden Außenverteidigern Fritz und Boenisch kam so gut wie keine Unterstützung in der Offensive, vor allem Fritz blieb im Spiel nach vorne ähnlich blass wie in den vorangegangenen Spielen in der Bundesliga und bei der Nationalmannschaft.

Im Zentrum hatte Diego zwar viele Ballkontakte, blieb aber in seinen Aktionen weitgehend uneffektiv. Gegen den unsicheren Beqaj versuchten es die Grün-Weißen zudem viel zu selten aus der zweiten Reihe. Die Standards wurden sowohl von Diego als auch von Özil zu harmlos ausgeführt.

Aus den drei fest eingeplanten Punkten wurde es einmal mehr zum Auftakt nichts.

Werder muss den beiden verlorenen Zählern nun wieder hinterher laufen. Angesichts der nun anstehenden Auswärtsaufgaben in Mailand und Athen nicht die beste Ausgangslage.

Die Ergebnisse der Gruppe B im Überblick