United versohlt die Wenger-Boys

Von Thomas Gaber
Die Partie war bereits nach elf Minuten so gut wie gelaufen. Das wusste auch Rio Ferdinand
© Getty

Manchester United steht nach einem 3:1 (2:0)-Sieg im Halbfinal-Rückspiel beim FC Arsenal im Champions-League-Finale und könnte am 27. Mai in Rom als erste Mannschaft den Titel in der Königsklasse verteidigen. Die Tore für die Mannschaft von Trainer Sir Alex Ferguson erzielten Ji-Sung Park (8.) und Cristiano Ronaldo (11./61.). Robin van Persie traf zum 1:3 (76./FE). Das Hinspiel hatte Manchester mit 1:0 gewonnen.

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Im ausverkauften Emirates Stadium geriet Arsenal durch eigene Fehler früh auf die Verliererstraße. Für die Gunners war es die erste Heimniederlage in der Champions League nach fünf Jahren.

Der Finalgegner von Manchester United, wird am Mittwoch im zweiten Halbfinale zwischen dem FC Chelsea und dem FC Barcelona (Hinspiel 0:0) ermittelt.

Im Endspiel muss ManUtd auf Darren Fletcher verzichten. Der Mittelfeldspieler sah nach einer Notbremse gegen Cesc Fabregas die Rote Karte (75.).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Arsenals Trainer Arsene Wenger setzt auf Offensivpower. Hinter Adebayor, Walcott und van Persie spielen Nasri, Fabregas und Song. Manchester im Vergleich zum Hinspiel mit einer Änderung. Im linken Angriff ersetzt Ji-Sung Park Carlos Tevez.

8., 0:1, Park: Anderson schickt auf der linken Seite Ronaldo. Der spielt den Ball flach vor das Tor. Arsenals Youngster Gibbs rutscht weg, Park ist da und löffelt die Pille über den heranstürzenden Almunia ins Netz.

11., 0:2, Ronaldo: Unfassbar! Ronaldos Freistoß aus knapp 30 Metern, halbrechte Position, flattert über die Mauer. Almunia schlabbert Richtung Ball, kommt aber nicht vom Fleck und greift daneben. Tor, 0:2, bitte, danke!

18.: Rooney von links aus 20 Metern! Almunia diesmal auf der Höhe. Mit den Fingerspitzen holt er den Ball aus der langen Ecke.

30.: Ronaldo marschiert auf der linken Seite alleine los. Viele gucken zu, keiner greift an. Und dann schießt der Portugiese aus 18 Metern. Aber Almunia darf diesmal fangen.

61., 0:3, Ronaldo: Aus einer Ecke von Arsenal jagt der ManUtd-Express über das Spielfeld. Park passt in Höhe der Mittellinie steil auf die linke Seite zu Rooney und der spielt im richtigen Moment quer auf Ronaldo, der den Ball aus sieben Metern unter die Latte schlenzt.

72.: Park im Strafraum, tankt sich ans Tor ran und zieht aus fünf Metern ab. Almunia kriegt gerade noch die Fäuste hoch.

75.: Elfmeter für Arsenal! Fletcher legt Fabregas im Strafraum!

75.: Fletcher sieht für sein Vergehen die Rote Karte und fehlt im Finale! Schiedsrichter Rosetti wertet das Foul als Notbremse. Verdammt harte Entscheidung!

76., 1:3, van Persie: Der Niederländer hämmert den Strafstoß in den rechten Torwinkel.

So lief das Spiel: Ganze acht Minuten währte die Hoffnung der Arsenal-Fans auf den zweiten Einzug in ein Champions-League-Finale nach 2006. Ihre Mannschaft begann forsch, United igelte sich ein. Doch dann rutschte Youngster Gibbs aus und Park schoss die Gäste in Führung (8.). Arsenal in der Schockstarre, der Torhüter von allen guten Geistern verlassen. 0:2 nach elf Minuten. Die Luft war raus, Manchester traktierte die Gunners nach Belieben. Arsenal ließ sich nicht hängen, brachte aber bis zur Pause nichts auf die Kette.   

Die zweite Halbzeit begann ungewöhnlich. Die Sicherheitskräfte ließen einen ganzen Zuschauerblock räumen und suchten das Gebiet mit Polizeihunden ab, während das Spiel normal weiterlief. Grund der Aktion ist bis dato unbekannt. 

Auf dem Rasen änderte sich wenig. Arsenal bemühte sich, Struktur ins Spiel zu bringen und sich Torchancen zu erarbeiten - ohne Erfolg. Manchester behielt stets die Kontrolle, setzte wie beim 0:3 einige brillante Konter und hätte durchaus höher gewinnen können.

Der Star des Spiels: Schwierig aus dem Gesamtkunstwerk Manchester United einen Akteur herauszuheben. Cristiano Ronaldo hat sich den Titel als Doppeltorschütze, Anteiber und ständiger Unurheherd verdient. Der Portugiese war für die Arsenal-Verteidiger nie zu greifen. Sieben von neun Torschüssen gingen aufs Tor, 30 von 44 Pässen zum Mitspieler. Almunia verhinderte mit zwei klasse Paraden weitere Tore von Ronaldo.

Die Gurke des Spiels: Cesc Fabregas. Schon im Hinspiel war vom Spanier nichts zu sehen. Auch im Rückspiel gelang ihm wenig. Geniale Pässe in die Spitze? Fehlanzeige. Ärmel hochkrempeln nach dem Rückstand als Kapitän? Fehlanzeige. Und zu allem Überfluss war Fabregas "schuld", dass Flechter das Champions-League-Finale verpasst. Alles in allem zwei verhunzte Abende für den 22-Jährigen.

Die Lehren des Spiels: "Manchester hat im Hinspiel einen höheren Sieg versäumt. Das werden sie bereuen", hatte Arsene Wenger vor dem Spiel prophezeit. Heraus kam einer der wohl bittersten Abende seiner Trainerlaufbahn.

Ausrutscher Gibbs, Fehler Almunia - unglücklicher hätte die Partie aus Arsenal-Sicht nicht beginnen können. Dabei waren die Gunners mit viel Engagement aus der Kabine gekommen.

Nach der frühen 2:0-Führung war das Spiel durch, Arsenal konnte sich nie von diesem Schock erholen. Die Beine schwer, das Nervenkostüm zerfleddert, der Glaube an ein Wunder schlichtweg nicht vorhanden.

Manchester hatte leichtes Spiel. Der Platz für Ballstafetten war da, den Rest erledigten die Red Devils mit aller Routine und Gelassenheit. Auffällig: Trotz aller Überlegenheit blieb United hochkonzentriert, hielt die Positionen und vermied überflüssige Gelbe Karten. Trainer Ferguson leistete sich den Luxus, seine Leistungsträger nach und nach vom Feld zu nehmen.

Arsenals Spielgestalter Fabregas war bei Carrick und Flechter in den besten Händen, die Innenverteidiger Ferdinand und Vidic fingen die langen Bälle auf Adebayor mühelos ab und im Angriff wirbelten Rooney, Park, Anderson und Ronaldo Staub auf.

Teilweise spielten die Red Devils Katz und Maus mit dem Rivalen aus London. Nimmt man das Hinspiel dazu, gab es selten ein so einseitiges Halbfinale in der Champions League. Konserviert Manchester die Form aus dem Duell mit Arsenal, könnte die Leidenszeit der Titelverteidiger in der der Königsklasse in Rom ein Ende nehmen.

Manchester United - FC Arsenal: Daten & Fakten