ManUtd besiegt den Fluch

Von Florian Bogner / Felix Mattis
"Kuckt mal, wie hoch der springt!" - Vier Inter-Spieler schauen Nemanja Vidic beim 1:0 zu
© Getty

Manchester United hat es als erster Titelverteidiger seit fünf Jahren ins Viertelfinale der Champions League geschafft. Gegen Inter Mailand kam die Elf von Sir Alex Ferguson zu einem ungefährdeten 2:0 (1:0)-Erfolg (Hinspiel: 0:0).

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Nemanja Vidic (4.) und Weltfußballer Cristiano Ronaldo (49.) schossen die Tore für die überlegenen Hausherren. Für Ronaldo war es der erste Treffer im laufenden Wettbewerb.

Manchester blieb damit zum 21. Mal in Folge in der Königsklasse unbesiegt und stellte damit einen neuen Rekord auf. Im heimischen Old Trafford sind die Red Devils zudem bereits seit 19 Spielen ungeschlagen.

Für Inter, das seit 44 Jahren auf einen Triumph im Landesmeistercup wartet, war mal wieder früh im Wettbewerb Endstation.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Sir Alex Ferguson hat hinten rechts Probleme (Neville, Brown, Rafael verletzt) und bietet dort den frisch genesenen O'Shea auf. Mourinho überrascht mit zwei Spitzen: Balotelli läuft neben Ibrahimovic auf. In der Verteidigung fehlen auch Inter drei Mann (Burdisso, Materazzi, Chivu), Samuel ist rechtzeitig fit geworden.

4., 1:0, Vidic: Ecke Giggs von rechts. Vidic stiehlt sich von Vieira weg, der Franzose rutscht kurz aus. Vidic köpft aus sieben Metern wuchtig und platziert links unten ein, am langen Pfosten steht kein Inter-Spieler.

20.: Giggs kommt über links und will in der Mitte Berbatow anspielen. Samuel rutscht aus und landet mit der Hand auf dem Ball. Schiri Stark sagt weiterspielen.

28.: Maicon schlägt einen langen Freistoß von rechts zum linken Pfosten. Ferdinand springt unter dem Ball durch, Ibrahimovic' Kopfballaufsetzer geht an die Oberkante der Latte.

38.: Direktkombination über links, über Giggs und Rooney auf O'Shea. Der Rechtsverteidiger steht alleine vor Julio Cesar, schießt aber den Inter-Keeper an.

39.: Ibrahimovic chippt den Ball von halblinks ans rechte Fünfereck. Dort ist Stankovic etwas überrascht, schießt drüber.

40.: Super Ball von Balotelli zwischen den Innenverteidigern durch auf Ibrahimovic. Der Schwede nimmt aus halbrechter Position Maß - knapp links vorbei.

49., 2:0, Ronaldo: Rooney bekommt den Ball am linken Sechzehnereck von Scholes, Maicon greift ihn nicht an. Gefühlvolle Flanke an den Fünfer, Samuel pennt, Julio Cesar kommt zu spät raus, Ronaldo hält die Stirn hin: 2:0.

59.: Ibrahimovic stört Scholes im Mittelfeld. Adriano auf Cambiasso, der legt den Ball butterweich in den Strafraum zurück auf den Brasilianer. Der liegt plötzlich quer in der Luft, trifft per Seitfallzieher aber nur den linken Innenpfosten.

60.: Im Gegenzug zieht Rooney aus 22 Metern ab, Cesar pariert nach vorne. Giggs legt klug auf Berbatow, der schießt den Inter-Keeper aus vier Metern an.

74.: Der eingewechselte Muntari flankt von links. Ibrahimovic schleicht sich am langen Pfosten zwischen Rooney und Evra durch, bugsiert den Ball mit dem Körper aber nur ans Außennetz.

So lief das Spiel: Die erste Chance des Spiels brachte United gleich die Führung und Inter in Zugzwang, selbst was fürs Spiel zu tun. Das schaffte die Mourinho-Elf, die trotz zweier Spitzen eher defensiv aufgestellt war, erst nach gut einer halben Stunde. ManUtd kontrollierte ansonsten den Ball gewohnt sicher und war vor allem über die Außen gefährlich, Giggs leitete viele gefährliche Aktionen ein. Auf der anderen Seite vergab Ibrahimovic zwei der raren Möglichkeiten zum Ausgleich.

Den erneuten Tiefschlaf der Inter-Abwehr zu Beginn des zweiten Durchgangs nutzte Ronaldo eiskalt zum 2:0. Inter war danach vollends überfordert, ManUtd spielte sein Pensum kühl und effizient runter. Erst der Pfostenschuss des eingewechselten Adriano riss Inter aus der Lethargie, die Angriffe der Gäste blieben jedoch viel zu bieder. Am Schluss erging sich Inter in einem Fernschuss-Festival, das die Hilflosigkeit der kreativarmen Inter-Elf wunderbar veranschaulichte.

Der Star des Spiels: Ryan Giggs. Der Waliser machte gegen Inter bereits sein 110. Spiel in der Königsklasse, dribbelte und rackerte aber immer noch wie am ersten Tag. Der 35-Jährige war im Mittelfeld überall zu finden - links, rechts, in der Mitte - und spielte mit seinen Gegenspielern ein ums andere Mal Katz und Maus. Stark, mit welcher Übersicht er immer wieder seine Mitspieler in Szene setzte. Kurzum: Giggs ist und bleibt ein ganz Großer.

Die Gurke des Spiels: Zlatan Ibrahimovic, der Gegenentwurf zu Giggs. Sein Coach Jose Mourinho hält den Schweden für einen der besten vier Fußballer auf dem Planeten. Nur: Dann muss der Stürmer auch mal in einem wichtigen Spiel was reißen. In Manchester kam Ibrahimovic in seiner phantomesken Art - abwarten, lauern, im Abseits stehen - nur selten an den Ball. Wenn er an der Kugel war, sah das ganz ordentlich aus. Insgesamt sieben Torschüsse - aber eben auch drei vergebene Chancen, die den Unterschied ausmachten. Es bleibt dabei: Ibrakadabra trifft in der K.o.-Phase keinen LKW.

Die Lehren des Spiels: Manchester United war für Inters gut organisierte aber auch offensiv viel zu einfallslose Truppe eine Nummer zu groß. Mourinhos Aufstellung zielte auf ein lange ausgeglichenes Spiel ab, das war jedoch nach vier Minuten hinfällig.

Mit vier Verteidigern und drei defensiven Mittelfeldspielern auf dem Platz dauerte das Umschalten von Defensive auf Offensive bei Inter viel zu lange, vorne gaben Balotelli und Ibrahimovic bis zu den Einwechslungen von Adriano und Figo die Alleinunterhalter.

So hatte Manchester Ball und Gegner eigentlich immer im Griff und profitierte seinerseits von der Variabilität der eigenen Offensivkräfte. Rooney, Giggs und Ronaldo rochierten permanent und rissen so immer wieder Lücken ins Defensivkonstrukt der Italiener, davor war Berbatow um einiges beweglicher als sein Gegenüber Ibrahimovic.

Manchester United - Inter: Daten und Fakten