DAZN-Experte Per Mertesacker im Interview: "Ich habe Journalismus als rotes Tuch gesehen"

Per Mertesacker ist seit dieser Saison DAZN-Experte.
© dazn

Seit Beginn der laufenden Champions-League-Saison ist Per Mertesacker Experte bei DAZN. Im Interview vor den Rückspielen im Viertelfinale spricht der Weltmeister von 2014 über sein erstes Mal vor der Kamera und seinen neuen Blick auf den Journalismus.

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Zudem spricht Mertesacker, aktuell Leiter der Fußballakademie vom FC Arsenal, über die Reise des FC Liverpool unter Jürgen Klopp, ManUniteds große Lösung und den vermeintlichen Ausverkauf bei Ajax Amsterdam.

Herr Mertesacker, seit Sommer sind Sie nun Experte bei DAZN - eine Aufgabe, die Sie zuvor noch nie innehatten. Haben Sie die Entscheidung schon bereut?

Per Mertesacker: Nicht wirklich. (lacht) Ich freue mich immer wieder, den Weg in die einzelnen Stadien auf mich zu nehmen und nach und nach dieses Gefühl aufzubauen, wieder vor der Kamera zu stehen. Das war zwar während meiner Spielerkarriere permanent der Fall, aber nun hat sich die Perspektive verändert. Mich freut es einfach, in dieser neuen Funktion immer noch am Fußball teilhaben zu können.

Wie groß ist denn die Umstellung auf diese neue Perspektive?

Mertesacker: Es ist eine echte Herausforderung, weil man ja ähnlich wie auf dem Feld auf den Punkt abliefern muss. In mir kommen dann auch dieselben Gefühle auf wie Anspannung und Nervosität. Es wird aber mit jedem Male besser und routinierter - so zumindest mein Eindruck. (lacht) Das war letztlich ein Projekt, bei dem ich nicht genau wusste, wie ich es wahrnehme oder ob es zu mir passt. Ich freue mich jetzt aber, dass ich meine klare Meinung kundtun kann und dies mit meiner mir eigenen Art, ohne mich großartig verstellen zu müssen. Ich kann ich sein - das war mir am Wichtigsten.

Sie haben früher einmal in Ihrer Zeit als Spieler von einer Hassliebe zu Reportern gesprochen. Wie sehen Sie das mittlerweile?

Mertesacker: Ich musste mir vorab schon genau überlegen, ob ich künftig Journalismus betreiben möchte. Ich habe damit ja gar nichts zu tun gehabt und ihn eher kritisiert oder als ein rotes Tuch gesehen. Jetzt kann ich der ganzen Sache aktiv meinen eigenen Stempel aufdrücken und das, was man früher vielleicht kritisiert hat, anders anpacken und bewerten. Ich habe mich bewusst darauf eingelassen und versuche jetzt, auch kritikfähig zu sein. Zumal mir gerade diese Mischung gefällt: Ich kommentiere das Spiel mit, kann punktuell aber immer wieder aus eigener Erfahrung sprechen und mich in die Situation der Spieler und in ihre Gefühlswelt hineinversetzen.

Sie haben für Ihre Einsätze gute Kritiken bekommen. Waren Sie darüber erleichtert?

Mertesacker: Ich war froh, als wir speziell das erste Mal hinter uns gebracht haben und das allgemeine Feedback dann auch gut war. Das gebe ich gerne zu. Ich bin aber weiter nur Rookie in diesem Business und daher kritik- wie lernfähig, solange es konstruktiv bleibt. Natürlich interessieren mich die Rückmeldungen von DAZN am meisten. Das betrifft im Grunde auch immer die gesamte Produktion und nicht nur mich, denn hinter all dem, was man letztlich auf dem Bildschirm sieht, steckt so dermaßen viel. Und mir ist es als Teil des Teams wichtig, dass da alles läuft und eine grundsätzliche Zufriedenheit herrscht.

Kommen wir zu Ihrem Einsatzgebiet: Der Champions League. Der FC Liverpool steht nach dem 2:0 gegen Porto mit einem Bein im Halbfinale, auch in der Liga kämpft man weiter um die Meisterschaft. Sind die Reds unter Jürgen Klopp in diesem Jahr titelreif?

Mertesacker: Liverpool hat mit Klopp nun eine gewisse Reise hinter sich. Und die Erfahrungswerte dieser Reise schreien nach einem solchen Erfolg. Man spielt in der Premier League wieder eine fantastische Saison und hält mit ManCity mit - dem besten Team auf der Insel. Ich setze sehr auf Liverpool in der Champions League, weil sie es in K.o.-Spielen immer wieder schaffen, die Intensität ihrer Spielweise einzubringen. Ich bin auch von Klopps Fähigkeiten als Motivator überzeugt. Er wird die Mannschaft zu diesen Spielen punktuell immer noch hungriger machen können. In der Liga glaube ich eher an City, weil ich dort das intensive Spiel der Reds auf Strecke problematisch sehe, um dort bis zum Schluss um die Krone mitzukämpfen.

City hat bei Tottenham jedoch 0:1 verloren und in den Medien kam sofort die Frage auf: Kann Pep Guardiola, gerade auch nach den Erfahrungen beim FC Bayern, keine Champions League?

Mertesacker: Natürlich kann Pep Champions League und City wird sich auch durchsetzen.

Weil?

Mertesacker: Wenn City unter Pep im zweiten Spiel zu Hause spielt und das Gefühl hat, etwas gutmachen zu müssen, dann ist die Mannschaft immer am besten und bringt eine Top-Leistung. Zudem hatten die Spurs in der Vergangenheit in Manchester häufig große Probleme und haben teils heftige Niederlagen kassiert. Das sehe ich jetzt zwar nicht, aber ihnen wird wohl Harry Kane fehlen. City hat das klare Ziel vor Augen, die Königsklasse zu gewinnen - und da wird ihnen Tottenham letztlich kein Bein stellen können. Ich glaube vielmehr an ein Finale zwischen ManCity und Barcelona.

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