Real Madrid nach Champions-League-Aus: Die schlimmste Woche der Vereinsgeschichte

Von SID
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© getty

Mit dem Aus im Champions-League-Achtelfinale endet bei Real Madrid eine Ära. Der stolze Klub, zuletzt drei Mal in Folge Sieger in der Königsklasse, steht vor einer Saison ohne Titel. Die Zukunft von Trainer Santiago Solari ist fraglich.
 

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Die Ära der Galaktischen endete in einer traumatischen Demontage, Real Madrid verfiel in kollektive Depression: Toni Kroos und die Superstars des spanischen Rekordmeisters, die Königlichen, die Regenten der Champions League, schritten gedemütigt, rat- und kraftlos vom Rasen des Estadio Santiago Bernabeu. Der Titelverteidiger und Rekordsieger - blamabel ausgeschieden im Achtelfinale der Champions League.

1011 Tage nach dem ersten von drei Champions-League-Titeln nacheinander wurde Real am Dienstagabend von den jungen Wilden von Ajax Amsterdam vorgeführt. Das 1:4 (0:2) markierte die höchste Europapokal-Heimpleite Madrids und nach dem 2:1 im Hinspiel das sensationelle vorzeitige Aus.

Erstmals seit 2010 steht der stolze Klub aus der spanischen Hauptstadt nicht unter den letzten Acht der Königsklasse. Die Fans machten ihrem Frust lautstark Luft, die Presse ging mit Real hart ins Gericht.

Schlimmste Woche aller Zeiten für Real Madrid?

"So fällt ein Gigant auseinander", schrieb die klubnahe Marca, die Reals "schlimmste Champions-League-Pleite der Geschichte" ausgemacht hatte. AS sprach von einem "Desaster", El Mundo Deportivo analysierte das "große Fiasko".

Denn die Pleite gegen Ajax war der traurige Tiefpunkt einer ruinösen Woche, womöglich der schlimmsten in der Geschichte des ruhmreichen Klubs: Real verspielte dabei die Champions League, den Pokal sowie die Meisterschaft und verlor zudem zweimal vor heimischer Kulisse den Clasico gegen Erzrivale FC Barcelona, der darüber hinaus in der ewigen Bilanz der direkten Duelle an Real vorbeizog.

In der Copa del Rey war im Halbfinale Endstation, in La Liga beträgt der Rückstand kaum aufzuholende zwölf Punkte.

Zukunft von Trainer Solari mehr als fraglich

Die Gemengelage dürfte Folgen haben. "Nach dem Fehlschlag des Jahrhunderts werden Köpfe rollen", schrieb die Marca. Besonders in Gefahr: Santiago Solari. Der Trainer hat das Scheitern Reals mitzuverantworten, einen Rücktritt schloss er am Dienstagabend aber aus.

"Ich bin nicht hierhergekommen und habe den Klub in einer schwierigen Phase übernommen, um aufzugeben", sagte der 42-Jährige, der seit Oktober 2018 im Amt ist. Seine Tage in Madrid dürften dennoch in absehbarer Zeit gezählt sein. Dass sich Ex-Coach Jose Mourinho aus der Ferne bereits selbst ins Gespräch brachte, passt ins Bild.

Ob der Portugiese Madrid auf Anhieb zu alter Stärke führen könnte, scheint jedoch fraglich. Der Zerfall der erfolgsverwöhnten Mannschaft begann früher. Womöglich erkannte Zinedine Zidane, dass das Team seinen Zenit überschritten hatte, als der französische Coach Ende Mai 2018 überraschend das Ende der Zusammenarbeit verkündete.

Spanische Presse kritisiert Toni Kroos

Als schwerwiegend erwies sich zudem der Abgang von Superstar und Tor-Garant Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin. Als Führungsspieler und Goalgetter ist der fünfmalige Weltfußballer nicht zu ersetzen.

Spätestens im Sommer wird Real einen Umbruch einleiten müssen. Die Zukunft gehört Spielern wie dem brasilianischen Supertalent Vinicius Junior - der sich gegen Ajax zu allem Überfluss nach Vereinsangaben auch noch am Tibiofibulargelenk verletzte und wohl acht Wochen fehlen wird.

Dem 2014er-Weltmeister Kroos droht trotz Vertrag bis 2022 hingegen das Nachsehen. Nach einer abermals schwachen Vorstellung des Mittelfeldspielers stürzte sich Spaniens Presse auf Kroos. "Seine Batterien sind leer. Er hat keine Beine mehr, um wirkungsvoll zu erscheinen", schrieb Sport.

Kroos selbst gab sich kleinlaut und selbstkritisch, er sprach von "Enttäuschung" und "fehlender Konstanz" im Team. "Es tut weh", sagte er. Auch für Kroos war eine Ära zu Ende gegangen.

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