Mario Götze im Interview: "Sehe bei Eriksen gewisse Ähnlichkeiten zu mir"

Von Matthias Faidt
Mario Götze (r.) musste sich erst an Lucien Favres Ideen gewöhnen.
© getty
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Marco Reus ist wahrscheinlich in der besten Verfassung seiner Karriere. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?

Götze: Sehr wichtig. Er bringt fußballerisch ohnehin eine enorme Qualität mit und hat zudem im Sommer das Kapitänsamt übernommen. Das war eine neue Aufgabe für ihn, die er mit Bravour gemeistert hat. Man darf nicht vergessen: Es zählt nicht nur das, was er auf dem Platz leistet. Er ist ein wichtiger Fixpunkt für uns.

Was zeichnet den Kapitän Marco Reus außerhalb des Platzes aus?

Götze: Dafür, dass er das Amt erst in diesem Sommer übernommen hat, hat er es sehr gut gemacht. Sei es, mit dem Mannschaftsrat die Verantwortung zu verteilen oder auch mal neben dem Platz lauter werden. Er schafft es, Dinge zu sehen und anzusprechen und das Gefühl dafür zu entwickeln, was gerade wichtig ist und was nicht. Dass er dazu seine Leistung auf dem Platz bringt, macht es noch besser.

Auch für Sie läuft es immer besser. Beim 2:1-Sieg am 17. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach haben Sie beide Tore vorbereitet. Ein Zeichen, dass es für Sie wieder bergauf geht?

Götze: Auf jeden Fall. Wenn man die gesamte Hinrunde betrachtet, muss man sie zumindest mit einem positiven Ausgang bewerten. Das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach war zudem noch ein sehr wichtiges, weil es gegen den Tabellenzweiten ging. Es hätte definitiv schlechter laufen können am Jahresende.

Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Trainer Lucien Favre im Laufe der Saison entwickelt?

Götze: Ich glaube, dass wir eine gewisse Anlaufzeit gebraucht haben. Am Anfang war es ein bisschen schwieriger. Ich musste mich an seine Idee und Philosophie gewöhnen, an das, was er fordert. Ich habe versucht, ihm zu zeigen, dass ich das auch kann und möchte. Ich kann nicht in seinen Kopf reinschauen, aber zum Ende der Hinrunde hatte ich zumindest das Gefühl, dass er darauf eingegangen ist. Das hat sich dann auch in den Einsatzzeiten widergespiegelt. Ich denke, dass ich der Mannschaft einen gewissen Wert geben kann, und dass der Trainer diesen auch schätzt.

In den ersten sechs Bundesligaspielen sind Sie nicht zum Einsatz gekommen, dennoch hatte man das Gefühl, dass Sie ruhig geblieben sind und nicht für Unruhe gesorgt haben. Waren Sie schon immer so gelassen, auch wenn es mal nicht läuft?

Götze: In der Hinrunde war das nicht immer der Fall. Man lernt mit der Zeit viel dazu, mit den Erlebnissen, die man hat, gerade im jungen Alter. Mit den Jahren entwickelt man eine gewisse Gelassenheit. Man findet immer neue Situationen vor und muss damit umgehen. Es ist eine Eigenschaft, die ich mir angeeignet habe. Dass ich für mich schaue, dass ich das Beste aus meiner Situation mache - unabhängig von externen Faktoren.

Wie schwierig war es, sich diese Eigenschaft anzueignen?

Götze: Das kommt nicht von heute auf morgen. Man macht auch Fehler, durchläuft Prozesse. Es gibt Aufs und Abs. Es ist wie im Leben. Man muss einfach für sich filtern, was wichtig ist, und hier und da den Fokus neu definieren. Man lernt sich selbst mit zunehmender Erfahrung besser kennen und kann dann dementsprechend die verschiedenen Themen angehen.

Wie sehr nervt sie die Schwarz-Weiß-Malerei im Profifußball?

Götze: Ich habe mich dazu schon einmal geäußert. Ich finde es komisch, aber es gehört mittlerweile zum Geschäft. Der Fokus liegt gerade im Fußball darauf, dass eine gewisse Vermarktungsmöglichkeit gegeben ist. Deshalb wird das auch so gehandhabt. Das hat in meinem Fall natürlich auch schon stattgefunden.

Als Profisportler wird man mit Zielen und Erwartungen der Öffentlichkeit konfrontiert. Setzt man sich selbst auch Ziele?

Götze: Es kommt auf die Situation an. Natürlich ist es bei uns im Verein mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf so, dass man sich gewisse Ziele setzt - auch persönliche. Im Fußball geht das aber eher von Sommer zu Sommer. Der Jahreswechsel ist eher eine kurze Pause, nach der es sofort weitergeht.

Gibt es ein konkretes Ziel für 2019?

Götze: Nein, ein konkretes Ziel gibt es nicht. Aber aufgrund der jetzigen Situation, wollen wir in der Bundesliga konstant unsere Leistungen bringen. Es wird entscheidend sein, die restlichen Spiele auf Top-Niveau zu bestreiten. Wie ich schon gesagt habe: Es gibt viele externe Faktoren, die eine Rolle spielen. Wir müssen schauen, dass wir gut durchkommen und unser Niveau halten.

Haben Sie die Nationalmannschaft noch im Hinterkopf?

Götze: Auf jeden Fall. Ich habe ja schon einige Länderspiele gemacht, ich war schon sehr früh dabei und weiß, wie wertvoll die Zeit dort ist und welche Erfolge man dort feiern kann. Ich kenne das Umfeld und die Spieler, weiß, welcher Fußball dort gespielt wird. Das alles sind positive Faktoren. Jeder, der Fußball spielt, möchte auch zur Nationalmannschaft, das ist doch klar.

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