Schalke verliert gegen Manchester City: Zwischen Eurofightern und Euroversagern

Von Robin Haack
Der FC Schalke 04 schenkte einen Hinspiel-Sieg gegen Manchester City in den letzten Minuten her.
© getty

Unerklärliche Fehler kosten Schalke den Sieg gegen Manchester City. Die Eurofighter mutierten innerhalb von wenigen Minuten zu Euroversagern.

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Mit leeren Gesichtern stand die Mannschaft des FC Schalke 04 nach der 2:3-Niederlage gegen Manchester City im Mittelkreis und lauschte den Worten von Trainer Domenico Tedesco. Fast regungslos nahmen die Spieler die Ansprache hin, denn sie wussten, welch riesige Chance sie am Mittwochabend verpasst haben.

So nah war man an der Sensation, den englischen Meister und haushohen Favoriten im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales zu besiegen. Trotz Führung und Überzahl schaffte es Königsblau allerdings nicht, das Spiel nach Hause zu bringen. Grund dafür sind unerklärliche Fehler. "Auf diesem Niveau wird auf solche Fehler gelauert und sie werden gnadenlos bestraft", ist sich Daniel Caligiuri nach Schlusspfiff bewusst.

Denn haarsträubende Einzelaktionen haben zerstört, wofür S04 über mehr als 80 Minuten einen grandiosen Kampf abgeliefert hat. Mit 2:1 in Führung liegend, schallte zwischenzeitlich sogar das Lied der legendären Eurofighter von 1997 durch die ausverkaufte Veltins-Arena, schließlich war der Auftritt der Legendentruppe würdig - jedoch nur phasenweise.

Bastian Oczipka nimmt City-Siegtor auf seine Kappe

Spätestens mit dem Freistoßtreffer von Leroy Sane nach 85 Minuten war dieser Kampfgeist, der die Knappen vor mehr als 20 Jahren zum UEFA-Cup-Sieg trug, dahin. Statt Selbstvertrauen war die Angst in der Tedesco-Elf spürbar und es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Citizens nach dem Ausgleich trotz Unterzahl auch noch zur Führung treffen.

Als City-Keeper Ederson den Ball in der Nachspielzeit in Richtung Raheem Sterling auf den rechten Flügel schlug, sorgte Linksverteidiger Bastian Oczipka mit seiner Slapstick-Einlage für den traurigen Höhepunkt des Schalker Spiels. Nach einem Zweikampf mit dem 1,70 Meter großen Flügelflitzer fiel er stümperhaft zu Boden und konnte nur noch mit ansehen, wie der englische Nationalspieler zum 3:2 einschob.

"Wir wussten, dass Ederson einen Schuss hat wie Roberto Carlos und bis ins andere Tor kommt", analysierte der Verteidiger die Szene nach Schlusspfiff. "Deswegen habe ich mich abgesetzt und nur auf den Ball geschaut, während Sterling mir einen kleinen Schubser gab. Schreiben Sie das Tor gern auf meine Kappe", fügte er auf Nachfrage von SPOX und Goal sichtlich genervt an.

Schalke-Keeper Fährmann schenkt Manchester City die frühe Führung

Ein ähnlich folgenschwerer Fehler unterlief auch Torhüter Ralf Fährmann beim Stand von 0:0. Von City-Stürmer Sergio Agüero unter Druck gesetzt, spielte er einen schlampigen Pass auf Salif Sane, der den Ball am eigenen Strafraum an David Silva verlor. Nach Querpass auf den argentinischen Mittelstürmer stand es schließlich 0:1 aus Sicht der Schalker.

"Die Tore sind wieder sehr, sehr dämlich gefallen", gab Oczipka zu und bestätigte damit den Eindruck, dass der aktuellen Mannschaft von Königsblau auf Champions-League-Niveau womöglich die nötige Klasse fehlt. Gegen den englischen Meister waren es neben Keeper Fährmann vor allem die Außenverteidiger Oczipka und Daniel Caligiuri, die riesige Probleme gegen die quirligen Bernardo, Sterling oder auch Sane offenbarten.

Beide brachten nur 72 Prozent ihrer Pässe an den Mitspieler und fielen wiederholt durch Ballverluste auf. Ganze 19-mal verlor Caligiuri das Leder, während bei seinem Pendant zwölf Ballverluste zu Buche standen. Auch im Zweikampf machten beide mehrfach eine schlechte Figur. Während Caligiuri lediglich 42 Prozent seiner Duelle gewann, fiel Oczipka in erster Linie mit seinem Slapstick-Zweikampf gegen Sterling negativ auf.

Trotz Niederlage: Daniel Caligiuri stolz auf die Leistung von Schalke 04

Trotz dieser schwachen Zahlen und unerklärlichen Fehler war jedoch längst nicht alles schlecht, wenngleich die beiden Elfmetertreffer von Nabil Bentaleb darüber hinwegtäuschten, dass sich Schalke aus dem Spiel heraus keine nennenswerte Torchance herausspielen konnte. Defensiv stand die Mannschaft von Tedesco stets gut gestaffelt und schaffte es, die Räume für die Offensiv-Künstler Kevin De Bruyne, Agüero und Co. einzuengen.

"Im Vorfeld wurde nur spekuliert, ob wir 5:0 oder 6:0 verlieren und ich glaube, wir haben es den Kritikern trotz der Niederlage gezeigt", erklärte Caligiuri nach Schlusspfiff und führte auf Nachfrage von SPOX und Goal aus, dass man stolz sei, gegen "eine der besten Mannschaften der Welt gut mitgehalten" zu haben.

Unter dem Strich steht allerdings die Niederlage, die im Vorfeld alle Experten und Fußballfans erwartet haben. Denn obwohl Schalke zwischenzeitlich kämpfte wie die Eurofighter von 97, überwiegt aufgrund der entscheidenden Fehler am Ende das Bild der Euroversager.

Nur "gut mithalten" ist im Achtelfinale der Champions League zu wenig.

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