Niko Kovacs erfolgreicher Start als Trainer des FC Bayern: Der mit dem goldenen Händchen

Von Dennis Melzer
Niko Kovac feiert mit dem FC Bayern seinen ersten Sieg in der Champions League.
© getty


Der FC Bayern München hat auch zum Champions-League-Auftakt bei Benfica Lissabon gewonnen und bliebt in dieser Saison somit verlustpunktfrei. Das liegt vor allem an Trainer Niko Kovac, der stets aufs Neue ein goldenes Händchen beweist.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Sechs Pflichtspiele, sechs Siege, ein Torverhältnis von 17:2: Nackte Zahlen, die für sich sprechen. Mit dem 2:0 zum Champions-League-Auftakt bei Benfica hat der FC Bayern den Traum vom perfekten Saisonstart endgültig realisiert. Trainer Niko Kovac hat ganz nebenbei allen gezeigt, dass er auch Königsklasse kann und dass ihm schwarze Einreiher mindestens genauso gut stehen wie Chinos und pastellfarbene Pullover.

Sein Team, in dem erstmals in dieser Spielzeit auch Renato Sanches einen Platz in der Startelf bekommen hatte, trat wieder einmal souverän auf, ließ sich auch vom zu Beginn pressenden portugiesischen Vizemeister nicht aus der Ruhe bringen.

Immer wieder liefen die Adlerträger früh an, immer wieder fand die Viererkette, die von Javi Martinez im Aufbauspiel unterstützt wurde, Lösungen, um das aggressive Vorgehen der Hausherren im Keim zu ersticken. Nach zehn Minuten vollendete Robert Lewandowski einen lehrbuchmäßigen Angriff, der aus einer solchen Situation entstanden war, zur Führung und Arjen Robben vergab gleich zweimal die Chance, noch vor der Halbzeit alles klar zu machen.

"Wir haben fußballerisch einen guten Job gemacht", fasste Mats Hummels das Geschehen kurz und knapp zusammen und führte seine Einschätzung aus: "Wir haben gut aus den Halbräumen rausgedreht, sodass wir das Pressing des Gegners überwinden konnten. Da haben wir dann auch ihre Schwachstelle ausgemacht."

FCB: Niko Kovac ermutigt Renato Sanches

Zehn Minuten nach Wiederanpfiff kam dann der große Auftritt von Sanches, der ebenjene Schwachstelle eiskalt ausnutzte: Zunächst lösten Joshua Kimmich und Arjen Robben eine dieser zahlreichen Drucksituationen Benficas mit spielerischer Extraklasse, ehe der 21-Jährige seinen ehemaligen Kollegen im Mittelfeld entwischte, die Kugel mit Übersicht rauslegte und zwei Stationen später zur Stelle war, um eine maßgenaue Flanke von James Rodriguez einzuschieben.

"Ich glaube, das war heute seine leichteste Aufgabe", sagte Hummels mit Blick auf den Torabschluss. Auf einen Jubel verzichtete Sanches aus Respekt, obwohl er vermutlich nach zwei Horror-Jahren am liebsten all den Frust lauthals herausgebrüllt hätte, der mit diesem einen Moment plötzlich von ihm abfiel.

Dass es zu diesem märchenhaften Abend aus Sicht des gebürtigen Lissaboners überhaupt kam, hatte er seinem Coach zu verdanken. Er hatte sich im Sommer dafür ausgesprochen, mit Sanches arbeiten zu wollen, er hatte ihm in der Vorbereitung stets Mut zugesprochen, gegenüber den kritischen Medien beteuert, dass der Portugiese sich sehr gut mache - und er belohnte das einstige Sorgenkind für sein Engagement mit einem Einsatz gegen die alte Liebe.

Die Trainerstatistiken von Niko Kovac

MannschaftSpieleSiegeUnentschiedenNiederlagenPunkte pro Spiel
FC Bayern München66--3,00
Eintracht Frankfurt914117331,54
Kroatien (Nationalmannschaft)1910541,84

Niko Kovac: Seine Arbeitsweise kommt beim FCB an

Kovac besitzt das nötige Fingerspitzengefühl, um seine komplette Mannschaft bei Laune zu halten. Man vernimmt dieser Tage keine grummeligen Nebengeräusche. Stattdessen funktioniert auch die zweite Reihe hervorragend, das wird nicht nur am Beispiel Sanches deutlich.

Ob Leon Goretzka, der in Stuttgart groß auftrumpfte, Corentin Tolisso, der bis zu seinem Kreuzbandriss gegen Leverkusen auf dem besten Wege war, sich die Bestnote zu verdienen, oder auch arrivierte Spieler wie Hummels, der ebenfalls schon mehrfach in dieser Saison Bekanntschaft mit der Bank machen musste: Kovac ist in der Lage, seine Entscheidungen zu begründen und sie vernünftig zu kommunizieren. "Jeden dritten Tag auf Top-Niveau spielen, geht nicht", sagte er vor wenigen Tagen im Interview mit SPOX und Goal.

Er erklärte: "Das wissen die Spieler und das weiß ich. Mir braucht niemand vormachen, dass er jedes Spiel machen kann. Man muss mit den Spielern sprechen. Wenn er weiß, dass er am Wochenende spielt, dafür in der nächsten Woche draußen bleibt, dann kann er sich darauf einstellen." Eine Vorgehensweise, die im hochdekorierten Kader des FCB ganz offensichtlich Anklang findet.

FC Bayern zufrieden mit der Arbeit von Niko Kovac

Die Mannschaft präsentiert sich unter seiner Führung noch facettenreicher, besonders in der Defensive ausbalancierter, als sie es schon während der vierten Ägide von Jupp Heynckes war. Vor allem an der Arbeit im Umschaltspiel hat Kovac angesetzt, nachdem er mit Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinale dort eine der wenigen Schwächen der Bayern offengelegt hatte.

"Sensationell" mache der Kroate seinen Job, schwärmte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Mixed Zone des Estadio da Luz. Wenn er über Kovac spricht, überschlägt sich die Stimme vor lauter Lob, immer wieder werden die Worte "akribisch" und "fleißig" im Zusammenhang mit ihm genannt.

Karl-Heinz Rummenigge äußerte sich nüchterner, aber nicht weniger zufrieden zum Champions-League-Debüt des neuen Übungsleiters. Er habe einen "seriösen" Auftritt gesehen, befand der Bayern-Boss, während Kovac selbst schon wieder einen Schritt weiterdachte: "Wir müssen jetzt fokussiert sein, wir werden von allen gejagt", warnte der 46-Jährige.

Man hat zur Zeit allerdings nicht das Gefühl, als liefe irgendjemand aus dem Bayern-Kader Gefahr, nicht fokussiert genug zu sein. Selbst wenn es so wäre: Kovac würde sofort das Gespräch suchen und das ändern.

Artikel und Videos zum Thema