FC Barcelona scheitert im Viertelfinale am AS Rom: 90 Minuten Schockstarre

Lionel Messi vom FC Barcelona sah sich in der Roma-Defensive von Gegenspielern umringt
© getty

Der FC Barcelona ist mit einer 0:3-Niederlage gegen den AS Rom im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Es war ein Spiel, das nicht als Sinnbild für die Saison gelten darf, aber dennoch einige Fragen aufwirft.

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Zum Ende der zweiten Halbzeit zoomte das TV-Bild für einige Sekunden auf Andres Iniesta. Mit Tränen in den Augen verfolgte der alternde Mittelfeldspieler die letzten Minuten der Partie von der Seitenlinie aus. "Das war vielleicht meine letzte Partie in der Champions League", sollte er im Anschluss feststellen.

Barcelona, mit einer 4:1-Führung in die ewige Stadt gereist, wirkte satt, zufrieden und vermochte es nach dem ersten Gegentor nicht, die Dynamik des Spiels noch zu verändern. Es war kein Abbild der Saison oder eine Folge letzter Ereignisse, sondern schlichtweg ein Totalausfall großer Teile der Mannschaft zum absolut falschen Zeitpunkt.

Busquets ein Sinnbild für Barcas Leistung

Sinnbildlich die Leistung von Sergio Busquets. "Wer Busquets beobachtet, sieht das ganze Spiel", hatte Spaniens ehemaliger Nationaltrainer Vicente del Bosque einst gesagt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Wer Busquets gegen die Roma beobachtete, sah das ganze Debakel.

Der Mittelfeldspieler war überall auf dem Feld gefragt, kam deshalb immer einen Schritt zu spät und schaffte es auch in Ballbesitz nicht, das Spiel zu beruhigen oder zu steuern. Busquets war angeschlagen in die Partie gegangen, derart hilflos und überfordert hat man den 29-Jährigen aber trotzdem nur selten gesehen.

Seine Schuld? Mitnichten. Busquets kann in seiner Spielweise nur funktionieren, wenn das Team eine gute Kompaktheit aufweist, ein ordentliches Gegenpressing auf das Feld bringt und mit Ball eine gute Struktur aufbaut, um die Ballzirkulation zu ermöglichen. Vieles davon hat an diesem Abend gefehlt.

Barca-Trainer Valverde trifft merkwürdige Entscheidungen

Ernesto Valverde schickte schon vor dem Spiel ein klares Zeichen: Die rechte Seite besetzte er mit Nelson Semedo und Sergi Roberto. Eine vergleichsweise defensive Besetzung im favorisierten 4-4-2 des Trainers. Er wollte das 4:1 verteidigen und nicht seine Offensivpower einsetzen, um die Ansetzung schnell zu entscheiden.

Ob dieser Ansatz der richtige war, konnte erst nach der Partie beurteilt werden. Gerade im Hinblick darauf, dass die große Stärke Barcelonas eigentlich in der Offensive liegt und eine Partie zu Null gegen Lionel Messi und Luis Suarez praktisch unmöglich ist, hat sich der Trainer falsch entschieden.

Bliebt die Frage, warum er lange nicht reagierte. Selbst nach dem 2:0 verstrich viel Zeit, ehe Valverde endlich wechselte. Er nahm Iniesta vom Platz und brachte mit Andre Gomes einen Spieler, der eine grauenvolle Saison im Barca-Trikot durchlebt. Eine merkwürdige Entscheidung zu diesem Moment, wieder entschied sich Valverde defensiv.

Auch Messi mit einigen Fehlern

Nur eine Minute später fiel das 3:0 - und Valverde warf Ousmane Dembele sowie Paco Alcacer ins Gemenge. Mit fünf regulären Minuten auf der Uhr kamen beide Offensivkräfte aber deutlich zu spät. Barca hatte über den Verlauf des Spiels hinweg keine Entlastung gefunden, selbst Messi (4) oder Iniesta (3) leisteten sich zu viele Ballverluste im Vorwärtsgang.

"Ich bin für alles verantwortlich", sagte Valverde im Anschluss. Er machte deutlich: "Der Trainer entscheidet über das Team, die Wechsel, den Matchplan, er plant das Spiel und die Saison." Dass der Trainer auch die gesamte Saison in seine Buße aufnahm, ist interessant. Denn bislang schien Barca auf einem guten Weg.

Die Meisterschaft ist fest in katalanischer Hand, auch im Pokal stehen die Zeichen auf Titel. Das Spiel gegen Rom ist kein Abbild der Saison oder der neueste Tiefpunkt zuletzt immer schlechterer Leistungen, sondern es ist eine krasse Ausnahme. Für 90 Minuten Schockstarre. Wichtig wird es sein, diese bis zum Wochenende aufzuheben.

Barcas Leistungen in der Saison 2017/18

SpieleSiegeUnentschiedenNiederlagenTordifferenz
La Liga31247079:16
Champions League1063117:6
Copa del Rey861119:2

Barcelona hat Handlungsbedarf auf vielen Ebenen

Auf Vereinsebene werden aber Fragen beantwortet werden müssen. Zum dritten Mal in Folge ist der FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League gescheitert. Das ist mitunter auch darauf zurückzuführen, dass ein Spieler wie Philippe Coutinho nicht zur Verfügung stand und dass der Kader nach wie vor nicht bis in die Tiefe ohne deutliche Qualitätsverluste besetzt ist.

Spieler wie Andre Gomes, Paco Alcacer oder Nelson Semedo, alle Akteure am Dienstagabend, verkörpern derzeit nicht das nötige Niveau. Die Innenverteidigung ist schwach besetzt, Samuel Umtiti ein großes Fragezeichen für die kommende Saison. Trotz zuletzt enormer Ausgaben besteht erneut Handlungsbedarf.

Handeln muss ebenfalls die Mannschaft. Am Samstag geht es gegen den FC Valencia, eine Woche später wartet Celta Vigo. Der Clasico steigt am 6. Mai, bis dahin könnte das Team schon Meister sein. Es wäre zumindest eine kleine Wiedergutmachung für die Nacht in Rom. Für die Fans.

Und für Iniesta. Der Spanier grübelt derzeit über einen Wechsel nach China. Die Niederlage gegen die Roma sollte für ihn eigentlich ein triftiger Grund sein, um weiterhin in Europa zu spielen. Denn, das muss nach diesem Abend klar sein, so darf die internationale Klubkarriere eines derart großartigen Fußballers eigentlich nicht zu Ende gehen.

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