Paul Pogba bei Manchester United in der Kritik: Bröckelnde Unantastbarkeit

Von Christian Schmidt
Paul Pogba war zuletzt bei Manchester United nicht immer unumstritten.
© getty

Vor dem Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Sevilla (20.45 Uhr im LIVETICKER) hat Paul Pogba seinen Status der Unantastbarkeit bei Manchester United verloren. Auch im entscheidenden Rückspiel gegen die Andalusier wird der Franzose wohl zunächst mit einem Bankplatz Vorlieb nehmen müssen.

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"Wir - die Spieler und ich - wissen alle, dass manche Spieler unser Team auf ein anderes Level heben. Mit Pogba hatten wir heute im Spiel viel mehr Kreativität. Seine Leistung war großartig, er hatte großen Einfluss auf unser Spiel", jubelte Mourinho Mitte November über das Traum-Comeback seines französischen Mittelfeldspielers.

Mit einem Tor und einem Assist war Pogba nach neun Wochen Verletzungspause gegen Newcastle United eine starke Rückkehr auf den Rasen gelungen. "Unverzichtbar" sei der Franzose laut Mourinho für das Spiel der Red Devils.

Diesen Status der Unverzichtbarkeit hat der Franzose im Team des englischen Rekordmeisters in letzter Zeit allerdings eingebüßt.

Pogba spielt immer, wenn er fit ist

Nachdem Pogba im Sommer 2016 zwischenzeitlich zum teuersten Spieler der Welt aufgestiegen war, war zumindest ein Platz im zentralen Mittelfeld der Red Devils fest vergeben. Meldete sich der Franzose einsatzbereit, führte kein Weg an Pogba vorbei. In der Premier League wurde er lediglich am Ende der vergangenen Spielzeit geschont, als der Fokus auf den Gewinn der Europa League gelegt wurde.

Von Oktober 2016 bis Januar 2018 war Manchester United mit Pogba auf dem Platz zwischendurch 465 Tage ungeschlagen, was den Wert des Franzosen für die Red Devils belegt.

Innerhalb von nur zwölf Tagen musste der englische Rekordmeister im Januar dann aber gegen Tottenham und Newcastle gleich zwei Niederlagen hinnehmen, bei beiden Partien wurde Pogba nach rund 65 Minuten und unauffälliger Leistung ausgewechselt.

McTominay bekam gegen Sevilla den Vorzug

Es folgte das Achtelfinal-Hinspiel beim FC Sevilla, das Pogba trotz Einsatzbereitschaft zunächst von der Ersatzbank aus verfolgen musste. Youngster Scott McTominay bekam den Vorzug von Jose Mourinho.

Obwohl Pogba gegen Sevilla bereits nach 18 Minuten für den verletzten Herrera eingewechselt wurde, musste Mourinho sich im Anschluss vehement für seine Entscheidung rechtfertigen.

Ausschlaggebender Grund für den anfänglichen Bankplatz des Franzosen waren laut dem portugiesischen Startrainer taktische Überlegungen. Zudem habe sich Pogba eigenen Angaben zu Folge selbst nicht bei hundert Prozent gewähnt. Mit diesen Erklärungen ließ sich die englische Presse allerdings nicht einfach abspeisen.

Mourinho reagiert genervt auf mediale Spekulationen

In französischen Medien wurde prompt darüber spekuliert, dass Pogba sich als Sechser im Mittelfeld falsch aufgehoben sehe und die dortigen, defensiven Aufgaben nur widerwillig wahrnehme. Ins selbe Horn stieß die Manchester Evening News. Der Telegraph berichtete von "kreativen Spannungen" zwischen Trainer und Spieler.

Mourinho reagierte gereizt auf die Spekulationen, die Berichte von internen Differenzen seien "alles Lügen."

Unstrittig ist allerdings, dass sich Mourinho mit den Leistungen Pogbas im neuen Jahr nur selten zufrieden zeigte. Ausgerechnet die Niederlage im Rückspiel gegen Newcastle kreidete Mourinho zum Großteil dem Franzosen an, da dieser vor dem Gegentreffer den entscheidenden Zweikampf verlor.

Spätestens diese Partie dürfte Mourinho endgültig gezeigt haben, dass die Sechser-Position in Manchester Uniteds 4-2-3-1-Sytsem nicht die ideale Stellenbeschreibung für Pogba darstellt.

Pogbas Statistik bei Manchester United

WettbewerbSpieleToreAssists
Premier League52813
FA Cup3-1
EFL Cup81-
Europa League1631
Champions League4/1
UEFA Supercup1--

Pogba als Achter wirkungsvoller für Manchester

Mit der Implementierung des 4-3-3-Systems als Alternative zum gewohnten 4-2-3-1 zollte Mourinho dem Umstand Tribut, dass Pogba als Sechser zu häufig Probleme offenbarte, die richtige Balance zwischen offensiven Vorstößen und defensiver Absicherung zu finden.

Dynamische Vorstöße in den gegnerischen Strafraum und bereits neun Torvorlagen in der Liga wechselten sich zu häufig mit folgenschweren Ballverlusten wie bei der Niederlage gegen Newcastle ab.

Als halblinker, offensiv ausgerichteter Achter scheint Pogba deutlich besser aufgehoben, und kann auf seiner Lieblingsposition mit der doppelten Absicherung durch Nemanja Matic und McTominay seine Offensivstärken wirkungsvoll ausspielen, ohne dass seine defensiven Nachlässigkeiten zu sehr ins Gewicht fallen.

Beim Last-Minute-Sieg gegen Crystal Palace sammelte Pogba auf genau dieser Position als unermüdlicher Antreiber 124 Ballaktionen und gab die meisten Torschüsse seines Teams ab.

Medien spekulieren über Pogbas Abgang

Ungeachtet der neuen Rolle Pogbas im Mittelfeld waren bereits Spekulationen aufgekommen, wonach der Franzose im kommenden Sommer die Flucht aus dem Old Trafford ergreifen könnte. Die Sun brachte dabei vor allem die Königlichen von Real Madrid als Favorit auf eine Verpflichtung ins Rennen.

Berater Mino Raiola zerstreute gegenüber Rai Sport jedoch alle Gerüchte, deutete allerdings auch an, dass ein Transfer seines Klienten bei einem fortwährenden Bankplatz keineswegs auszuschließen sei: "Wenn die Dinge nicht gut laufen, bin ich natürlich bereit, meinen Job zu machen. Und der besteht darin, Lösungen für den Verein und den Spieler zu finden."

Auch wenn in Pogbas Vertrag laut der L'Equipe eine Ausstiegsklausel verankert sein soll, die Pogba für 60 Millionen Euro eine Rückkehr zu Juventus Turin erlauben würde, dürfte ein Abgang des ehemals teuersten Spielers der Welt jedoch eher kein realisitsches Szenario darstellen.

Pogba wird nichts anderes übrigbleiben, als sich bei den Red Devils den Status der Unverzichtbarkeit wieder durch überzeugende Leistungen zu erarbeiten.

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