"Ich kann Favre jetzt verstehen"

Thorgan Hazard (M.) wechselte vor der Saison fest zu Borussia Mönchengladbach
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SPOX: Nach zwei guten Spielzeiten in Belgien ging es für Sie per Leihe nach Mönchengladbach, die Borussia verpflichtete Sie nach der ersten Saison dann fest. Zu Beginn der aktuellen Spielzeit trat mit Trainer Lucien Favre derjenige zurück, der Sie in Gladbach haben wollte. Hatten Sie eine Vorahnung, dass er hinwerfen würde?

Hazard: Nein. Es kam aus dem Nichts und war ein echter Schock für mich. Wir hatten bis dato zwar jedes Saisonspiel verloren, aber es waren wiederum erst fünf Partien gespielt. Es wäre in meinen Augen wahrscheinlicher gewesen, dass sich nach fünf Niederlagen der Klub von ihm trennen möchte. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass Lucien Favre zu diesem frühen Zeitpunkt von sich aus hinwirft. Ich kann ihn jetzt im Nachhinein verstehen. Er wollte, dass sich etwas Grundlegendes innerhalb der Mannschaft ändert. Die Siegesserie, die wir daraufhin auf Anhieb unter Andre Schubert gestartet haben, gibt ihm letztlich Recht.

SPOX: Wie haben Sie an jenem Tag von Favres Rücktritt erfahren?

Hazard: Er hat jeden einzelnen Spieler angerufen. Es fühlte sich komisch an und ist auch das erste Mal, dass ich einen Trainerwechsel mitmache.

SPOX: Mit Favre konnten Sie sich tiefgehend auf Französisch unterhalten. Dass das nun nicht mehr geht, ist schade für Sie, oder?

Hazard: Natürlich. Lucien Favre hat häufig und intensiv mit mir gesprochen. Wir standen in regem Austausch, ich wusste genau, was er von mir wollte. Er hat mir dank der gemeinsamen Sprache den Start in einem fremden Land vereinfacht. Er war es auch, der mich davon überzeugt hat, fest nach Gladbach zu kommen. Ich bin wegen ihm hier, daher war es für mich persönlich natürlich sehr schade, dass er aufgehört hat.

SPOX: Wie läuft die Kommunikation mit Schubert?

Hazard: Mit Andre Schubert ist es etwas komplizierter. Das ist aber auch normal und ich hoffe, dass sich das mit der Zeit regeln wird. Ich verstehe auch die deutsche Sprache immer besser. Wenn wir über fußballerische Dinge reden, dann ist es für mich am besten, da vieles universell ist. Geht es um andere Themen, wird es schon ein bisschen schwieriger. Dann muss Ibrahima Traore helfen und übersetzen.

SPOX: In einem Interview hatten Sie gesagt, dass es noch kein direktes Gespräch zwischen Ihnen und Schubert gab. Wurde das zwischenzeitlich nachgeholt?

Hazard: Ich möchte zunächst klarstellen: ich habe mich nicht darüber beschwert, dass der Trainer nicht mit mir sprechen würde. Das wurde falsch wiedergegeben. Ich spreche kaum Deutsch, Andre Schubert spricht kein Französisch, wir beide sprechen nur mittelmäßig Englisch - da ist es normal, dass wir uns nicht ständig die Ohren abkauen und ich einen anderen Austausch mit ihm habe als zuvor mit Lucien Favre. Mittlerweile haben wir uns zusammengesetzt und über seine Spielidee sowie meine Rolle auf dem Feld gesprochen.

SPOX: Wie eignen Sie sich eigentlich die deutsche Sprache an, bleibt dafür viel Zeit?

Hazard: Ich habe ein Sprachbuch und versuche, so oft es geht autodidaktisch zu lernen. Leider haben wir viele englische Wochen und Termine, so dass ich nicht ständig dazu komme. Ich habe eine kleine Familie, die ich natürlich auch regelmäßig sehen möchte, so dass ich mich in der Freizeit nicht immer darum kümmern kann. Wenn wir aber mit der Borussia unterwegs sind, lerne ich im Hotel. Leider ist Deutsch ziemlich schwierig.

SPOX: Seit dem Trainerwechsel sitzen Sie häufig nur auf der Bank. Werden Sie bereits ungeduldig?

Hazard: Ich resigniere nicht, ich möchte aber mehr spielen und bin unzufrieden mit meinen aktuellen Einsatzzeiten. Alles andere wäre ja auch verwunderlich. Ich habe auch im letzten Jahr nicht extrem häufig gespielt, bin aber geduldig geblieben und habe bei meinen Einsätzen meiner Meinung nach ordentliche Leistungen gebracht. In dieser Saison lief es bislang unglücklich für mich: unter Lucien Favre durfte ich spielen, aber wir gewannen nicht. Unter Andre Schubert komme ich nur selten zum Zug, aber wir gewinnen. Blöd für mich, aber super für das Team. So kann es im Fußball eben gehen.

SPOX: Es gab bereits erste Gerüchte um einen möglichen Abgang in der Winterpause. Ist da etwas dran?

Hazard: Ich denke nicht an einen Wechsel, da ich mich hier in Mönchengladbach durchsetzen möchte. Wenn ich aber sehe, dass sich meine Situation nicht verbessert und festgefahren ist, muss ich mir über Lösungen Gedanken machen. Für den Moment werde ich im Training weiterhin alles dafür tun, damit der Trainer nicht an mir vorbeikommt.

SPOX: Ab dem Jahr 2018 greift für den FC Chelsea eine Rückkaufklausel. Wäre das für Sie noch einmal Thema?

Hazard: Da Chelsea diese Möglichkeit besitzt, kann das Kapitel für mich nicht geschlossen sein. Es bleibt also rein vertraglich möglich, dass ich eines Tages zurückkehre. Momentan ist der Gedanke an Chelsea aber ganz weit weg, da ich mich für Gladbach entschieden habe und mich hier beweisen möchte.

SPOX: Und eines Tages spielen Sie dann zusammen mit Ihren beiden Brüdern?

Hazard: Absolut. Ich hoffe, dass wir eines Tages zusammen für einen großen Klub spielen werden. Sollte das nicht möglich sein, kann ich mir auch vorstellen, dass es in fortgeschrittenem Alter passieren wird, um am Ende der Karriere etwas Spaß zu haben. Vielleicht ja in unserer Heimat Belgien.

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Thorgan Hazard im Steckbrief

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