Pragmatismus in der Drachenhölle

Vorbereitung auf Porto: Bayern-Trainer Pep Guardiola und Xabi Alonso
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Für den FC Bayern München zählt im Champions-League-Hinspiel beim FC Porto (Mi., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) nur das nackte Ergebnis. Pep Guardiola spielt das Thema Verletzungen herunter und verblüfft Klubchef Karl-Heinz Rummenigge. Portos Spielweise sollte den Bayern liegen.

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Pep Guardiola hat auf das Thema keine Lust mehr. Genug der Debatte über die Verletztenliste des FC Bayern und mögliche Auswirkungen auf den Rest der Saison.

Nach den öffentlich gemachten Sorgen des Trainers, verbunden mit einer Portion Extramotivation infolge der gewachsenen Herausforderung, spielte Guardiola die Angelegenheit auf der Pressekonferenz am Dienstagmittag in Porto herunter. "Die letzten zwei Wochen haben wir darüber gesprochen. Die Situation ist, wie sie ist."

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Dass sich mit Bastian Schweinsteiger ein weiterer wichtiger Spieler für das Viertelfinal-Hinspiel abgemeldet hat, ändert nichts an Guardiolas Sichtweise, dass Quengeln untersagt ist, weil man im Fußball gewisse Dinge nicht beeinflussen kann und es obendrein nichts bringt.

Guardiola: Porto hat große Qualität

Vielmehr beschäftigt sich der Trainer mit einer dem verbliebenen Personal angepassten Spielweise, die gegen Porto zum Erfolg führen soll. Die Gangart des Gegners spielt dabei eine wesentliche Rolle.

"Ich bin total überrascht über Portos Niveau. Sie wollen unbedingt das Spiel machen und können ein sehr gutes Angriffspressing. Porto hat eine große individuelle Qualität und ist gerade in der Spielverlagerung stark. Wir brauchen eine super Leistung und müssen gut angreifen", sagte Guardiola.

In den letzten beiden Auswärtsspielen in Dortmund und Leverkusen wurde die Defensive der Münchner intensiv gefordert, längere Erholungsphasen sind auch am Mittwoch kaum zu erwarten.

Ballbesitz und Umschaltspiel

Porto hat eine ähnliche Spielanlage wie Leverkusen. Die Mannschaft mag eigenen Ballbesitz, setzt aber auch im Gegenpressing und durch schnelles Umschalten über die Außenstürmer Duftmarken.

Trainer Julien Lopetegui verfolgt eine ähnliche Philosophie wie Pep Guardiola. Ballbesitz ist gut, bringt aber nur etwas, wenn man ihn richtig einsetzt.

"Wenn man selbst den Ball hat, fangen die Probleme an. Was stelle ich mit dem Ball an? Wo und wann ist Ballbesitz sinnvoll? Auf diese Fragen müssen wir Trainer immer eine Antwort finden", sagt Lopetegui.

Als einzige Mannschaft ist Porto im laufenden Wettbewerb noch ungeschlagen. "Das ist man nicht einfach so. Da ist schon Qualität vorhanden", sagte Thomas Müller, der davon ausgeht, dass die Bayern "mehr Räume bekommen werden, weil Porto selbst gerne den Ball hat."

Es zählt das nackte Ergebnis

Portos Spielweise könnte den Münchnern entgegen kommen; die Favoritenrolle können sie so oder so nicht von sich weisen, zumal bei Porto ebenfalls Schlüsselspieler ausfallen. Stürmerstar Jackson Martinez fehlt aller Voraussicht nach wegen Adduktorenproblemen, Barca-Import Cristian Tello fällt mit einem Muskelfaserriss gar für beide Viertelfinalspiele aus.

Für den FC Bayern steht wie in Dortmund und Leverkusen das nackte Ergebnis im Vordergrund. Kunst ist in den letzten Spielen, vor allem auswärts, Pragmatismus gewichen. "Wir sind im Champions-League-Viertelfinale. Das sind enge Spiele, in denen nur das Resultat zählt. Alles andere ist unwichtig", sagte Kapitän Philipp Lahm.

Eine Abkehr vom auf Dominanz ausgelegten Fußball hat bei Guardiola aber gedanklich nie stattgefunden. Vor allem die zweite Halbzeit in Dortmund, als die Münchner kaum in der Lage waren, sich freizuschwimmen, sei so nie geplant gewesen, versicherte der Coach.

Guardiola verblüfft Rummenigge

Das Mittelfeldzentrum in Porto werden erneut Thiago, Lahm und Xabi Alonso bilden. Thiago hat seine Stresstests in Leverkusen und gegen Frankfurt bestanden, auch wenn er zum Abschlusstraining im Estadio do Dragao mit einem Pflaster unter dem linken Auge erschien. Ein Mitbringsel aus dem Spiel gegen Frankfurt.

Welchen taktischen Dreh Guardiola im Detail im Kopf hat, geht selbst am Vorstandsboss vorbei. "Der Trainer hat ja nicht nur Plan A, B oder C, sondern das ganze Alphabet hoch und runter. Ich weiß manchmal auch nicht, mit welcher Taktik wir spielen und bin immer wieder überrascht, was er sich da alles einfallen lässt", sagte Karl-Heinz Rummenigge.

Portos Real-Ausleihspieler Casemiro ist da anderer Meinung. "Wir haben die Bayern genau analysiert und wissen, wie sie spielen. Wir können nicht versprechen, dass wir gewinnen werden, aber ich sehe gute Chancen."

Die Zeitung A Bola baut dagegen auf andere Mächte. "Die Porto-Fans müssen der zwölfte Mann werden. Eigentlich sind die Bayern zu stark, aber wer weiß, was passiert, wenn sie in die Hölle des Dragao kommen?"

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