Königsblaue Königsklasse

Von Stefan Rommel
Der FC Schalke 04 eleminierte in der Youth League den FC Chelsea
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Identifikation als Schlüssel

Eine echte Erklärung für die Masse an Spielern, die Schalke Jahr für Jahr hervorbringt, ist das aber nur bedingt. Der eigentliche Motor ist die Identifikation mit dem Klub. "Wir haben hier hohe Ausschläge im positiven aber auch im negativen Bereich. Es bedarf vieler guter Charaktereigenschaften, um sich hier durchzusetzen. Wer sich nicht mit Leib und Seele auf uns einlässt, ist fehl am Platz", sagt Heldt.

Um den Bezug zum Ausbildungsverein und eine gewisse Wertschätzung zu verdeutlichen, hat Schalke deshalb für seine Jugendteams auch eine Fülle an Freundschaftsspiele gegen internationale Gegner organisiert und unterhält mit dem European Talents Tournament eine Spielrunde für Talente von der U 17 bis zur U 23. Das alles verursache zwar Kosten, "schafft aber Identifikation", betont Heldt.

Eigenes Stadion für Jugend- und U 23?

U-19-Trainer Elgert und NLZ-Chef Chef Ruhnert sind die beiden Köpfe der Bewegung. Das auswuchernde Geschäft mit den Jugendlichen, mit Beratern bereits für 14-Jährige, mit Handgeldern und großen Versprechungen - das nehmen sie zur Kenntnis. Dem gegengesteuert wird auf ganz herkömmliche Art und Weise.

"Nachwuchsfußball ist ein Geschäft. Oder es wird immer mehr zu einem Geschäft", sagt Elgert. "Für mich stehen die Liebe zum Fußball und das Menschliche im Vordergrund. Damit befasse ich mich lieber."

Elgert hat noch einen Vertrag bis 2015 und im SPOX-Interview vor einigen Monaten bereits angedeutet, dass er danach womöglich andere Aufgaben übernehmen will. "Er ist einer der besten Nachwuchstrainer Europas, der Mann ist eine Koryphäe", sagt Heldt, der seinen erfolgreichsten Trainer natürlich gerne halten würde.

Vielleicht kann einen wie Elgert ja die Aussicht auf ein Stadion nur für die Jugendmannschaften und die U 23 noch umschwenken lassen. Erste Pläne für ein Mini-Stadion im Stil des Mini Estadi des FC Barcelona liegen in der Schublade. Zwischen 5000 und 10.000 Fans könnte das Stadion fassen. Allerdings fehlt es derzeit am nötigen Geld, um die Idee in naher Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen.

Die nächsten Talente warten

Dass auch auf Schalke der eine oder andere Spieler nicht bis ganz nach oben durchgezogen werden kann, zeigt das Beispiel von Tammo Harder. Der war in der abgelaufenen Saison der gefährlichste Angreifer der A-Jugend. Statt den Sprung aber in Gelsenkirchen zu wagen, wechselte er ein paar Kilometer weiter zu Borussia Dortmund.

Mit Harder und dem erst 17-jährigen Donis Avdijaj hatte Schalke zwei der begehrtesten Talente der Republik in seinen Reihen. Avdijaj sorgte in der B-Jugend mit sagenhaften 56 Scorerpunkten in nur 25 Spielen (44 Tore und 14 Assist) in Nachwuchskreisen für großes Aufsehen.

Vor wenigen Wochen wurde bei seiner Vertragsverlängerung bis 2019 bekannt, dass Schalke eine noch höhere Ausstiegsklausel in den Kontrakt des Teenagers hat einbauen lassen als die von Julian Draxler - die beträgt bekanntlich 45 Millionen Euro. Neben Offensivspieler Avdijaj sind Innenverteidiger Marvin Friedrich und Mittelfeldspieler Leroy Sane die hoffnungsvollsten Talente der U 19.

Griff nach Europas Krone

Wenn Mitte April die Profis längst aus der Champions League ausgeschieden sein werden, geht es für Elgerts Mannschaft im schweizerischen Nyon um die Krone Europas. "Unter den letzten Vier Europas zu stehen ist für unsere Mannschaft und unseren Klub ein großer Erfolg und zeigt, dass wir auf einem richtig guten Weg sind, was die Ausbildung betrifft", sagt der Trainer schon jetzt.

Innerhalb von nur vier Tagen wird in Nyon dann der erste Champions-League-Sieger für Jugendmannschaften gekürt. Im Halbfinale erwartet Schalke entweder der FC Barcelona oder der FC Arsenal. Real Madrid ist bereits qualifiziert und wird im zweiten Semifinale gegen den Sieger der Begegnung Manchester City gegen Benfica antreten.

Sehr wahrscheinlich wird dann auch ein großer Teil der Schalker Profis an ihre Jungs denken. Acht Spieler hat der FC Schalke im erweiterten Stamm seiner Lizenzspielerabteilung in der eigenen Jugend ausgebildet. Am Freitag in Augsburg, beim wichtigen Spiel um die Königsklasse, waren dabei erstmals in dieser Saison alle acht auch im Einsatz.

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