Der Dirigent von Camp Nou

Von Für SPOX in Barcelona: Andreas Lehner
Bastian Schweinsteiger agierte im Bayern-Mittelfeld in Barcelona als Lenker und Denker
© imago

Bastian Schweinsteiger führt den FC Bayern auch in Barcelona zu einem glanzvollen Sieg und bestätigte die Lobeshymnen von Trainer Jupp Heynckes. Selbst die Fans des Gegners verneigen sich vor dem Vize-Kapitän. Wer hätte das nach der schlimmen letzten Saison gedacht?

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Es war ein schmaler Weg, der die Spieler des FC Bayern nach ihrem Sieg über den FC Barcelona aus dem Bauch des riesigen Camp Nou hinaus zu ihrem Mannschaftsbus führte.

Bastian Schweinsteiger tippte die paar Meter zwischen Stadionausgang und Buseingang auf seinem Smartphone herum. Ein schwarze Plastiktüte des Ausrüsters lässig über die Schulter geworfen.

Die auf der anderen Seite des Absperrbandes wartenden Journalisten beachtete er nicht. Er sagte nichts. Schweinsteiger spricht fast nie in der Mixed Zone nach den Spielen, er macht sich rar. Für öffentliche Stellungnahmen sind eher Kapitän Philipp Lahm und der immer lockere Thomas Müller verantwortlich.

Schweinsteiger bestätigt Heynckes

Schweinsteiger musste auch nichts sagen, er hatte in den Stunden zuvor eine beeindruckende Leistung sprechen lassen. Es war eine Demonstration seines ganzen Repertoires und die finale Bestätigung der Aussagen des Trainers, der Schweinsteiger schon zu Beginn seiner Amtszeit auf eine Stufe mit Xavi und Andres Iniesta stellte.

Das direkte Duell mit den beiden Mittelfeld-Granden des spanischen Fußballs wurde zu einer einseitigen Angelegenheit, an deren Ende Xavi und Iniesta von ihrem Trainer vorzeitig vom Platz geholt wurden. Es war das letzte Zeichen von Resignation eines demoralisierten FC Barcelona.

Heynckes hatte am Dienstag vor der Partie auf der Pressekonferenz eine wahre Lobeshynme auf den Vize-Kapitän gesungen. Eine Mischung aus Xavi und Iniesta sei Schweinsteiger.

Eine Harmonie, eine Symphonie

"Er hat alle Tugenden, die ein Mittelfeldspieler braucht, offensiv wie defensiv. Er ist ein Leader, stark im Kopfballspiel, taktisch hat er es drauf, eigentlich ein Zehner", sagte Heynckes.

Die Partie im Camp Nou rechtfertigte diese Einschätzungen. Anders als beim Auswärtsspiel in Turin, als er 20 Minuten brauchte, um ins Spiel zu finden und sein Team darunter litt, führte Schweinsteiger sein Team in Barcelona von der ersten Minute an. Er gab taktische Anweisungen, war immer in Ballnähe und kontrollierte das Spiel seiner Mannschaft durch kluges Passspiel.

Das Bild vom verlängerten Arm des Trainers auf dem Platz trifft es ganz gut. Die Kommunikation mit Schweinsteiger sei perfekt, sagte Heynckes. "Das ist eine Harmonie, eine Symphonie", schwärmte er. Nicht nur in Barcelona, sondern die gesamte Saison über ist Schweinsteiger der Dirigent im Zentrum des Bayern-Spiels.

Martinez macht Schweinsteiger besser

Sechs Spieler der Münchner gingen gelbvorbelastet in die Partie, eine Sperre Schweinsteigers wäre wohl das schlimmste Szenario gewesen. Er umging diese Gefahr spielerisch und kam ohne ein einziges Foul aus.

Souverän und mit großer Leichtigkeit beherrschten er und sein unverwüstlicher Kompagnon Javi Martinez die Zentrale. Den Ort, an dem Barcas Spiel seinen Ursprung hat.

Auch Martinez musste nicht einmal Foul spielen, gewann dafür bärenstarke 71,4 Prozent seiner Zweikämpfe. Es liegt auch an seiner Arbeit im Verborgenen, dass Schweinsteiger so glänzen kann.

Applaus vom Gegner

Selbst die Fans des Gegners erkennen diese Leistung an. Sowohl bei Schweinsteigers als auch bei Martinez' Auswechslung, gab es Applaus von den Barca-Anhängern. Selbst einige spanische Journalisten fühlten sich auf der Pressetribüne zum Klatschen veranlasst.

Die spanische Tageszeitung "El Pais" schrieb, dass Schweinsteiger das Zentrum mit "den Füßen und dem Kopf beherrschte". Er sei Xavi in allen Belangen überlegen gewesen und habe gleichzeitig auch noch die hängende Spitze Fabregas kontrolliert.

Der Pott muss her

Schweinsteiger bejubelte den Einzug ins Finale ausgiebig. Zur endgültigen Versöhnung mit diesem Wettbewerb braucht er am 25. Mai aber den Henkelpokal. Das fatale Ende der letzten Saison hat ihn angestachelt.

Der Pfostenschuss im Elfmeterschießen hat nicht wie von vielen befürchtet einen psychischen Knacks hinterlassen, sondern Schweinsteiger zu neuen Höchstleistungen getrieben. Er nutzte den Sommer, um mental Kraft zu tanken und seine Blessuren auszukurieren. Seine Physis ist beeindruckend und die Grundlage seines laufintensiven Spiels.

Ein Jahr nach dem Drama dahoam hat Schweinsteiger erneut die Chance, endlich den ersehnten internationalen Titel zu gewinnen. Und mit Borussia Dortmund hat nicht nur er noch eine Rechnung offen.

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