Flaneur mit Raketenantrieb

Von Andreas Lehner
Barcelonas magisches Dreieck: Andres Iniesta, Lionel Messi und Xavi (v.l.)
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Das Defensivverhalten

Kollektives Verteidigen und Verschieben ist ein Zauberwort des modernen Defensivfußballs. Bei Barcelona gilt das nur für neun von zehn Feldspielern. Messi ist von Defensivaufgaben komplett befreit. Er muss weder in hohem Tempo seitlich verschieben noch Sprints in die eigenen Hälfte anziehen (siehe Bild 2).

Wie sein Spiel mit Ballbesitz beginnt, endet es auch mit Ballverlust wieder. Schnell hat sich ein großer Abstand zwischen seinen Mittspielern, die auf Balljagd gehen, und Messi entwickelt. Bei Ballbesitz des Gegners ist Messi meistens der einzige Barca-Spieler vor dem Ball.

Als Mann auf der vordersten Linie muss er auch keinen der Innenverteidiger schnell anlaufen. Nur wenn der Ball aus dem Mittelfeld nach hinten gespielt wird, setzt sich Messi in Richtung des Verteidigers in Bewegung - aber auch hier eher in überschaubarem Tempo.

Für Barca ist diese Befreiung von Messi nur selten von Nachteil, auch weil die beiden offensiven Außen schnell nach hinten arbeiten und so das Dreiermittelfeld verstärken. Ein nicht zu verachtender Vorteil ist dagegen, dass Messi so ständig in der bei Ballbesitz gefährlichen Zone verharrt (siehe Bild 5).

Gewinnt Barca den Ball, geht der erste Blick nach vorne. Ist der Passweg Richtung Messi frei, wird der Ball gespielt. Messi hat in diesem Fall eine ungeordnete Abwehr vor sich und nicht das Dickicht an Verteidigern, das ihn für gewöhnlich umgibt. Seine Stärken im Dribbling und im Eins-gegen-eins kommen optimal zum Tragen.

Ein weiterer Vorteil: Wie beim 1:0 in Paris braucht sich Messi gar keine Gedanken über die Rückeroberung des Balles oder die Verdichtung von Räumen machen. Er kann sich voll und ganz auf die offensiven Räume konzentrieren und dann in diese hineinstechen. Ein punktgenauer Pass wie gegen PSG von Dani Alves und schon klingelt's.

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