WM

Der Zyklon aus Malaga

Von Norbert Pangerl
Ein gewohntes Bild in Malaga: Isco beim Jubeln
© Getty

Gegen Zenit St. Petersburg glänzte Francisco Roman Alarcon Suarez mit zwei Toren und einer großartigen Vorstellung. Im Schatten der beiden großen spanischen Vereine hat sich Isco beim FC Malaga zu einem der begehrtesten europäischen Youngster entwickelt. Wohin der Weg des 20-Jährigen führt ist noch unklar. Einzig die Richtung steht fest: nach oben.

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Ruud van Nistelrooy, Joris Mathijsen, Jeremy Toulalan, Santi Cazorla - als der FC Malaga im vergangenen Sommer seine Einkaufstour durch Europa beendet hatte, standen illustre Namen auf der Einkaufsseite des neureichen andalusischen Erstligisten. Doch nicht nur das: auch ein Minus von rund 60 Millionen Euro zierte die Transferbilanz. Für den neuen Besitzer des Klubs, Scheich Abdullah Al-Thani aus Katar, schienen rote Zahlen aber ebenso wenig ein Problem, wie das fortgeschrittene Alter seiner vermeintlichen Top-Neuzugänge.

Fast schon exotisch wirkte da der Einkauf des erst 19-jährigen Mittelfeldspielers Isco, der für stattliche sechs Millionen Euro aus der zweiten Mannschaft des FC Valencia verpflichtet wurde und dessen Wechsel nicht wenigen die Augenbrauen unter die Geheimratsecken wandern ließ.

Seit dieser Zeit hat sich an der Costa del Sol viel verändert. Der potente Scheich hat nach nur zwei Jahren die Lust an seinem Spielzeug verloren. Die Spieler warten auf Gehaltszahlungen oder sind wie Ruud van Nistelrooy, Joris Mathijsen und Santi Cazorla schon wieder weg. Nur Isco ist noch da - und glänzt mittlerweile in allen Wettbewerben.

Über Umwege zurück nach Malaga

"Er ist der beste Spieler seiner Generation und kann der beste Spieler Spaniens werden", versicherte Malagas damaliger Sportdirektor Antonio Fernandez bereits kurz nach der Verpflichtung des Jungstars. Dass der Verein den aus der Region Malaga stammenden Spieler überhaupt für teures Geld kaufen musste, dürfte einigen Scouts wohl heute noch schlaflose Nächte bereiten.

"Als ich klein war, spielte ich bei Benamiel schon bei den Älteren mit. Ich habe mich dort wohlgefühlt, konnte zu Hause sein und mit meinen Freunden kicken. Obwohl ich in der Malaga-Auswahl gespielt habe, hat man mir nicht vorgeschlagen nach Malaga zu kommen", so Isco im Interview mit der "AS". Isco weiter: "Dann hat mich ein Scout von Valencia bei einem Turnier mit der Auswahl in Andalusien gesehen und mir ein Probetraining angeboten."

Fünf Jahre blieb Isco bei den Valencianern und durchlief die Jugendakademie des Klubs, bevor er auch in der ersten Mannschaft debütierte. "Emery (damaliger Trainer des FC Valencia, Anm. d. Red.) sagte, dass er auf mich baue, doch gespielt habe ich nicht. Das war ein weiterer Grund zu sagen, 'ich gehe'. Außerdem wollte ich mein Glück hier probieren. Das ist ein tolles Projekt und ich konnte nach Hause zurückkehren."

Publikumsliebling im La Rosaleda

Zunächst musste das Talent aber auch in Malaga häufig auf der Bank Platz nehmen. Doch der Lokalmatador hatte schnell die Zuschauer im La Rosaleda auf seiner Seite. Schnell, dynamisch, unberechenbar, dazu noch einer von ihnen. "Bevor ich nach Valencia gegangen bin, war ich Mitglied und bin mit meinem Vater ins Stadion gegangen. Ich kann mich an kein euphorischeres Publikum erinnern."

Von Spiel zu Spiel verbesserte sich der quirlige Mittelfeldmann und ist mitterweile aus dem Spiel der Boquerones nicht mehr wegzudenken. "Er hat sich unglaublich verbessert. Anfangs fehlte ihm noch der Rhythmus und die Erfahrung in der Primera Division, aber mit jedem Spiel wird er kompletter", lobte ihn auch sein Trainer Manuel Pellegrini. Isco selbst gibt das Lob bescheiden auch an die Routiniers wie Toulalan weiter: "Die Umkleidekabine mit Spieler von ihrem Format zu teilen, ist wichtig für uns Junge. Sie machen uns Tag für Tag ein Stück besser."

Neben seiner spielerischen Klasse überzeugte Isco auch menschlich auf ganzer Linie. Anders als bei vielen Altersgenossen gilt die volle Konzentration seiner Karriere. Sein ruhiges und überlegtes Auftreten im Training und außerhalb bringt ihm viele Sympathien bei Fans und Mitspielern. Nur auf dem Fußballplatz explodiert der Youngster mit der "Stärke eines Zyklons", wie es die "AS" beschreibt.

Zukunftsangst weicht Euphorie

Seine herausragenden Leistungen auf dem Platz sind einer der Gründe, warum die Zukunftsangst des Sommers inzwischen einer wahren Euphorie gewichen ist. Nach Platz vier in der vergangenen Saison und der Champions-League-Qualifikation starteten die Blanquiazules auch in diese Saison hervorragend.

Ungeschlagen auf Platz drei der La-Liga-Tabelle, dazu ein souveränes 3:0 inklusive Isco-Doppelpack zum Auftakt der Champions-League-Gruppe-C gegen Zenit - trotz finanzieller Schwierigkeiten und den Verkaufsabsichen Al-Thanis und trotz Abgängen von Leistungsträgern wie Cazorla oder Rondon.

Wie lange die Welle der Euphorie den FC Malaga noch tragen wird, steht in den Sternen. Doch mit jedem Klassespiel, das Isco abliefert, rückt auch sein Abgang ein Stück näher. Bereits im Sommer streckte Tottenham die Fühler nach Isco aus und bot den vermeintlich klammen Andalusiern 12 Millionen Euro plus die Dienste von Giovani dos Santos. Auch Anschi soll mit Scheinen gewedelt haben, der neue Sportdirektor Mario Husillos sagte jedoch "no". "Er bleibt bei uns. Niemand hat seine Ausstiegsklausel bezahlt."

Debüt in der Seleccion als nächstes Ziel

Bis 2016 steht Isco noch in Malaga unter Vertrag. Wer ihn haben will muss 21 Millionen Euro auf den Tisch legen. Jedes Jahr kommt vertraglich vereinbart noch eine Million hinzu. Nichtsdestotrotz will der Verein ihn unbedingt halten. "Wir werden mit ihm sprechen, sobald es geht. Wir kennen sein Potenzial, seine Fortschritte, die mit der Champions League noch weiter zunehmen werden", so Husillo.

Ähnlich wie im Verein ging der Weg von Isco auch in der Nationalmannschaft stetig nach oben. Innerhalb von nur drei Monaten wanderte er von der U 19 über die U 20 direkt in die U 21 der Spanier. Doch auch das soll nur eine Zwischenstation werden. "In der Seleccion zu spielen, ist der Traum, den jeder Spieler von Kindesbeinen an träumt. Ich warte sehnsüchtig darauf, das dieser Moment kommt", so Isco vor seiner ersten Nominierung im Mai gegen Serbien.

Zu einem Einsatz reichte es dabei noch nicht, doch Isco will weiter für seinen Traum arbeiten: "Man muss mit Bescheidenheit Schritt für Schritt nach vorne gehen und dabei mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Der Fußball kann viele Wendungen nehmen."

Zunächst dürfen die Zuschauer aber die Wendungen des Dribblers bewundern. Gegen den RSC Anderlecht (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) will der FC Malaga in der Champions League wieder ordentlich Wind machen. Es wäre kein Wunder, wenn daraus ein Zyklon werden würde.

Isco im Steckbrief