Neue deutsche Welle

Von SPOX
Der BVB bejubelt den Sieg über Real Madrid
© Getty

Noch ist nichts gewonnen - trotzdem geben die Leistungen der drei deutschen Champions-League-Vertreter Grund zur Hoffnung auf die erfolgreichste Saison seit langer Zeit.

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Jürgen Klopp hatte es vor der Saison angedeutet. Zweimal nacheinander war Borussia Dortmund in Europa ein Spielball seiner Gegner. So gut einzelne Partien vom BVB auch gespielt wurden, so schlecht waren letztlich immer die Ergebnisse. In der Europa League und später auch in der Champions League flog der deutsche Meister jeweils hochkant nach der Gruppenphasen raus.

Also definierte die Borussia, nach zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg im eigenen Land ein neues Ziel: den Angriff auf Europa. Es sei quasi irrelevant, sagte Klopp vor der Saison, ob man im Achtel- oder Viertelfinale ausscheide. "Aber wenn bei uns was geht, dann geht richtig was."

BVB: Speerspitze der Troika

Wie das dann aussehen könnte, hat der BVB nicht erst mit dem famosen 2:1-Sieg über Real Madrid gezeigt. In der schwersten aller acht Gruppen führt Dortmund nach der Hälfte der absolvierten Spiele die Tabelle an und darf sich als Speerspitze einer deutschen Troika fühlen, die nach einigen Jahren mit kleinen und großen Enttäuschungen endlich mal wieder geschlossen in die K.o.-Runde der Königsklasse einziehen könnte.

Neben dem BVB (mit sieben Punkten aus drei Spielen) ist auch der FC Schalke 04 (ebenfalls sieben Punkte) Spitzenreiter seiner Gruppe B. Bayern München hat den Betriebsunfall von Borissow wieder glattgebügelt und strebt der Spitze entgegen. Die Münchener sind punktgleich mit BATE und dem FC Valencia unterwegs (alle sechs Punkte).

Drei Teams im Achtelfinale: Zuletzt vor acht Jahren

Vor acht Jahren hat die Bundesliga zuletzt drei Klubs bis in die K.o.-Runde der Champions League gebracht. Werder Bremen, Bayer Leverkusen und die Bayern überstanden damals die Gruppenphase. Werder und Bayer scheiterten daraufhin gleich im Achtelfinale an Lyon beziehungsweise Liverpool, die Bayern flogen eine Runde später gegen den FC Chelsea raus.

Trotzdem sollte diese Saison in der Breite für lange Zeit die erfolgreichste bleiben. Danach folgten einige ganz schwache Auftritte deutscher Vertreter (Hamburger SV, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund) und ließen bis auf Schalkes Highlight vor zwei Jahren nur die Schlussfolgerung zu: Am Ende sind es die Bayern, die die deutschen Fahne in Europa hochhalten.

Diese Saison aber scheint anders. Nicht deshalb, weil sowohl Schalke als auch der BVB bisher mehr Punkte erzielt haben als die Bayern, die zudem die bisher einzige Niederlage einer deutschen Mannschaft einstecken mussten. Sondern, weil sich beide Klubs in schweren Gruppen bisher fast ausnahmslos konzentriert und fokussiert gezeigt haben und auch vor den ganz großen Namen keinen Respekt zeigen.

Schalke und Dortmund knacken Serien

In den letzten Jahren waren einige deutsche Mannschaften in den entscheidenden Spielen zu schmalbrüstig - heute gewinnt Borussia Dortmund gegen Real Madrid und Schalke im Emirates. Davor hatte Arsenal seit neun Jahren kein Heimspiel in der Gruppenphase mehr verloren, bei einer Bilanz von 16 Heimsiegen und drei Unentschieden.

Es war zudem Schalkes erster Auswärtssieg in der Königsklasse in England überhaupt und die erste Niederlage eines englischen Klubs daheim seit dem 0:1 von Manchester United gegen die Bayern aus dem Jahr 2001.

Schalke hat überdies streng genommen die beste aller Ausgangspositionen. Die Königsblauen haben die schweren Auswärtsspiele in Piräus und beim FC Arsenal gewonnen, blicken jetzt in der "Rückrunde" auf noch zwei ausstehende Heimspiele.

Auch der BVB knackte gegen Real eine lange Serie. Die Königlichen hatten zuletzt vor zwei Jahren in der Gruppenphase Punkte liegen lassen, damals gegen den AC Milan. Danach folgten zehn Siege aus zehn Spielen in der Vorrunde - bis zum Abend von Dortmund.

Keine großen Jubelstürme

Überhaupt ist die Bilanz der deutschen Klubs gegen die vermeintliche Übermacht aus Spanien und England bisher makellos: In allen drei Spielen gab es einen Sieg. Die Bayern bezwangen den FC Valencia, Dortmund Real Madrid und Schalke den FC Arsenal. Die einzigen beiden Niederlagen aus zwölf Spielen (bei zehn Siegen) mussten spanische Vertreter gegen die beiden deutschen Mannschaften einstecken.

Erfreulich unaufgeregt gehen alle drei Klubs mit ihrem Status quo um, wohlwissend, dass bisher lediglich ein Grundstein gelegt ist, aber noch lange nichts erreicht. "Wir haben jetzt in der Kabine nicht mit Weinflaschen um uns geworfen vor lauter Begeisterung. Wir wissen sehr gut, dass jetzt erst Halbzeit ist und wir noch einen langen Weg zu gehen haben", sagte Mats Hummels.

Mourinho zollt BVB Respekt

Immerhin hat der BVB mit seinen bisherigen Leistungen und der Punktausbeute seine Gegner schon enorm unter Zugzwang gesetzt. "Der Druck liegt jetzt im Rückspiel in zwei Wochen bei Real", sagte Siegtorschütze Marcel Schmelzer. "Die hatten schon einen gewissen Respekt vor uns, wir sind ja nicht umsonst zweimal souverän deutscher Meister geworden. Aber so stark und aggressiv hatten sie uns wohl trotzdem nicht erwartet."

Eine "Qualität wie Real" bescheinigte Jose Mourinho den Siegern von Dortmund, ein vermutlich noch sehr stark vom eben erlebten Spiel geprägtes Prädikat aus dem Mund des zweimaligen Champions-League-Siegers.

Aber auch wenn die Feststellung noch ein wenig übers Ziel hinausschießt, zeigt sie doch: Es gibt in der Champions League aus deutscher Sicht wieder die Hoffnung, dass da mehr ist als nur Bayern München.

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