Brutalo-Leeds, Cognac-Doping, Teddy & Ole

Von SPOX
Finale Nummer eins: Gerd Müller beim Kopfball gegen Atletico Madrid 1974 in Brüssel
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27. Mai 1987: FC Bayern München - FC Porto 1:2

Wer erinnert sich nicht ans Halbfinale damals gegen Real Madrid? Im Hinspiel in München fegte die Mannschaft von Udo Lattek über die Königlichen gnadenlos hinweg und gewann 4:1. Im Rückspiel regnete es dann Wurfgeschosse, Klaus Augenthaler wurde vom Platz gestellt - und Jean-Marie Pfaff machte das Spiel seines Lebens. Im Finale galten die Bayern als der große Favorit, denn der FC Porto war damals noch keine große Nummer - oder besser gesagt: eine graue Maus. Ludwig "Wiggerl" Kögl erinnert sich: "Damals hieß es: Porto ist spielstark, und die Stürmer sind ganz gut. Das war's."

Trotz der eher laxen Einstimmung auf die Partie im Wiener Praterstadion und trotz des Ausfalls des gesperrten Liberos Augenthaler wurden die Bayern ihrer Favoritenrolle zunächst gerecht. Der kleine Kögl sorgte nach einem Einwurf von Hansi Pflügler ausgerechnet mit dem Kopf für die Führung. Da waren erst 25 Minuten gespielt. Doch statt den Außenseiter weiter unter Druck zu setzen, lehnten sich die Bayern im sicheren Gefühl ihrer Überlegenheit bequem zurück und gaben das Spiel Stück für Stück aus der Hand. Der Algerier Rabah Madjer schockte die Bayern mit seinem berühmten Hackentor, und zwei Minuten später erzielte der eingewechselte Brasilianer Juary gar das 2:1, von dem sich der deutsche Rekordmeister nicht mehr erholte und eine traumatische Niederlage einstecken musste. Der Sündenbock war schnell gefunden: Lothar Matthäus habe sich versteckt, hieß es, und sich das Spiel aus der Hand reißen lassen. Doch kollektives Versagen wäre eine treffendere Analyse gewesen.

26. Mai 1999: FC Bayern München - Manchester United 1:2

Was soll man eigentlich über dieses Spiel noch erzählen? Man könnte ein paar Anekdoten aufwärmen, wie die von UEFA-Präsident Lennart Johansson, der auf dem Weg zur Siegerehrung war, im festen Glauben, gleich Stefan Effenberg den Henkelpokal zu überreichen, bis ihm ein Mitarbeiter die Information zuwisperte: "It's Manchester, Mr. President." Oder die von Alex Ferguson, der Ottmar Hitzfeld zu ganz später Stunde durch Zufall in den menschenleeren Katakomben des riesigen Camp Nou in Barcelona begegnete und den Bayern-Coach nach einigen Augenblicken des betretenen Schweigens in die Arme schloss und "Sorry" sagte. Und sonst noch? Was man nie vergessen wird, ist die unglaubliche Intensität der Enttäuschung bei den geschlagenen Bayern. Fußballer, die nach einer Niederlage zu Boden sinken, hat man schon viele gesehen, doch das lähmende Entsetzen, das Kahn, Tarnat, Linke und ihre Kameraden ergriffen hatte, wird man nie vergessen. Vom Sekundentod der Bayern sprach man hinterher und von der Nacht der Tränen, von den 102 Sekunden, die aus dem größten Triumph der Münchener seit fast einem Vierteljahrhundert das schlimmste Ereignis der Klubgeschichte machten. 102 Sekunden, in denen auf ziemlich engem Raum, im 16er der Bayern nämlich, die nackte Panik herrschte. 102 Sekunden, in denen David Beckham zwei Ecken zur Mitte schickte, die den Spielverlauf und die Kräfteverhältnisse der 90 vorangegangenen Minuten aufs Brutalste ad absurdum führten. 102 Sekunden, die auf ewig mit den Namen Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer verbunden sein werden. 102 Sekunden, die niemand, der sie erlebt hat, je vergessen wird.

1974 und 1975: Katsches Glücksschuss und Brutalo-Leeds

1976 und 1982: Bulles Hammer und das große Frustsaufen

2001 und 2010: Kahn, Kahn, Kahn und der geplatzte Traum vom Triplel