Robocop-Real und Kahns Flutschfinger

Von SPOX
Cl-Achtelfinale, März 2007: Die Bayern retten den 2:1-Sieg über Real Madrid über die Zeit
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16. März 1988, Viertelfinale im Landesmeistercup, Real Madrid - Bayern München 2:0

Rund ein Jahr später treffen beide wieder aufeinander. Wieder gewinnen die Bayern das Hinspiel, diesmal aber nach einer 3:0-Führung und zwei späten Gegentreffern von Butragueno und Hugo Sanchez nur denkbar knapp.

Das Rückspiel machen 100.000 im Bernabeu wieder zu einem zweifelhaften Spektakel. Die aufreizende Lässigkeit von Pfaff im Jahr zuvor ist noch längst nicht vergessen, besonders Hugo Sanchez beginnt von der ersten Sekunde an einen Privatkrieg mit dem Belgier.

Die Zeitung "El Pais" behauptet, Sanchez habe die Mannschaft am Vorabend ins Kino eingeladen, zur Einstimmung auf die Schlacht gegen die Bayern soll der Streifen "Robocop", einer der brutalsten Filme des Jahres 1988, gedient haben."

Als die Spieler das Kino verließen, war die Anweisung klar. Gegen die Bayern gilt es, ein 'Robocop' zu sein", schrieb "El Pais". "Die Geschichte der beiden ist überlagert von Spannungen, Ellbogenchecks und Tritten ins Gesicht. Unter diesen Umständen wäre es reiner Selbstmord, mit einem Sträußchen Blumen in der Hand aufzulaufen."

Am Tag der Anreise mussten die Bayern ihr Hotel in der Stadt räumen, weil gleich mehrere Bombendrohungen eingegangen waren. Das Spiel beginnt mit einem herzhaften Tritt Sanchez' in Pfaffs Brust. Von da an jagen Augenthaler, Norbert Eder und Hansi Flick den Mexikaner förmlich über den Platz.

Pfaffs Reaktion nach dem 0:2 ist weitaus gesundheitsschonender, wenngleich auch ebenso unsportlich. Der Belgier weigert sich beharrlich, wie vorher abgesprochen sein Trikot mit Emilio Butragueno zu tauschen.

Stattdessen trägt Bayerns Zeugwart nach dem Spiel das von Flick in die Kabine. El Buitre soll dankend abgelehnt haben. Im dritten Aufeinandertreffen fliegen die Bayern durch die Niederlage übrigens erstmals gegen Real Madrid aus dem Wettbewerb.

 

29. Februar 2000, CL-Zwischenrunde, Real Madrid - Bayern München 2:4

Fast zwölf Jahre vergehen bis zum erneuten Aufeinandertreffen. Eine lange Zeit, die auch nicht mehr, wie vor den hässlichen Duellen Mitte der 80er Jahre noch üblich, mit launigen Freundschaftsspielen überbrückt wurde. Man hatte sich nichts mehr zu sagen. Vor dem Spiel sorgen beide Seiten für eine wieder einmal aufgeheizte Stimmung.

"Deutschland ist die Siegesmaschine. Bei jedem Spiel habe ich die Vorstellung, dass unter dem Rasen Hunderte von kräftigen Deutschen sitzen und in die Pedale treten, rudern oder an einer Kurbel drehen. Ich glaube sogar, das Geräusch der laufenden Maschine zu hören: Rrrrrrrrrrr....", schreibt Real-Sportdirektor Jorge Valdano in seinem Buch.

Vicente del Bosque ist damals Trainer der Königlichen, auch der sonst so besonnene Schnäuzer erkennt bei den Bayern "kein Herz, sondern nur Kampf". Oliver Kahn dagegen pflegt die Abneigung gegen bayerische Torhüter, spricht von einer "angenehmen Hölle" im Bernabeu und beginnt flugs seinen eigenen kleinen Feldzug gegen Roberto Carlos.

Was die Bayern aber auf den Rasen zaubern, sollte das Beste sein, das je eine deutsche Mannschaft auf spanischem Boden gespielt hat. Mit dem 2:4 ist Madrid noch bestens bedient, auch im Rückspiel in München kassiert Iker Casillas vier Stück. Die Bayern putzen Real zweimal weg wie nix.

Giovane Elber, erwiesenermaßen Brasilianer, prescht voreilig nach vorne. "Der Trainer von Real, Camacho, Caramba, oder wie der heißt, hat gesagt, dass die Deutschen nur kämpfen und nicht kombinieren. Heute hat er etwas gelernt. Nächstes Mal soll er seine Fresse halten."

Wäre Elber mal lieber ruhig geblieben: Ein paar Wochen später treffen sich beide im Halbfinale erneut - die Bayern scheiden mit 0:2 und 2:1 aus und Real holt sich wenig später im Finale von Paris beim 3:0 über Valencia den Titel.

Teil 1: Juanito ist Lothars bester Freund

Teil 3: Kahns Flutschfinger und van Bommels Provokation

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