Inter vor einer titellosen Saison des Umbruchs

SID
Dejan Stankovic von Inter kann es nicht fassen: Das Aus in der Champions League
© Getty

Es war fast die gleiche Mannschaft wie am 22. Mai 2010. Neun Spieler standen am Dienstagabend auf dem Platz, die damals im Estadio Bernabeu den FC Bayern München 2:0 besiegt und damit den ersten Champions-League-Triumph für Inter Mailand perfekt gemacht hatten.

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662 Tage später erlebten die Italiener einen der bittersten Abende der Vereinsgeschichte und stehen damit vor der ersten Saison ohne Titel seit acht Jahren, vor einer kommenden Saison ohne Europapokal und damit vor einem längst überfälligen Umbruch.

Im Rückspiel des Achtelfinals gewann das Team von Trainer Claudio Ranieri zwar 2:1 gegen den französischen Außenseiter Olympique Marseille. Doch aufgrund der 0:1-Niederlage drei Wochen zuvor in Südfrankreich reichte der knappe Sieg nicht zum Weiterkommen. "Ich fühle mich schlecht, weil meine Mannschaft alles gegeben hat, um zu gewinnen", sagte Ranieri, dem mal wieder die Tatsache zum Verhängnis wurde, dass ein Spiel nicht nur 90 Minuten dauert.

Die erste Saison ohne Titel seit 2004

Schon in Marseille vor drei Wochen kassierte Inter das 0:1 in der Nachspielzeit. Im Rückspiel standen die Zeichen nach der 1:0-Führung durch Diego Milito (75.) auf Verlängerung, ehe der eingewechselte Brasilianer Brandao erneut in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielte. Das 2:1 durch Giampaolo Pazzini noch einmal vier Minuten später, war nur noch Nebensache.

"Bei allem Respekt vor dem Gegner glaube ich nicht, dass wir verdient haben, auszuscheiden", sagte Inter-Kapitän Javier Zanetti nach dem Spiel. "Wir haben viele Chancen herausgespielt und sind auch verdient in Führung gegangen, doch dann kam der Ausgleich und alles war vorbei."

Wirklich alles, denn die Champions League war für Mailand die letzte Chance auf einen Titel: Im Pokal war für das Team im Viertelfinale Schluss, und in der Liga dümpelt Inter im oberen Mittelfeld herum und muss, sechs Punkte hinter dem fünftplatzierten Udinese Calcio, gar um die Teilnahme an der Europa League bangen.

Präsident Moratti sieht "keinen Grund zu handeln"

Diese Krise wäre die Chance für einen längst überfälligen Umbruch in einem überalterten Team, in dem allein 14 Profis 30 Jahre oder älter sind. Doch bis dahin versucht man, die Fehler der Vergangenheit zu erklären.

"Es war eine sehr komplizierte Saison - vom ersten Tag an", sagte Zanetti, der damit auf den im Sommer engagierten Trainer Gian Piero Gasperini anspielte, der bereits nach dem vierten Spieltag gefeuert wurde. "Aber wir werden versuchen, sie so gut wie möglich zu Ende zu spielen. Wir können uns jetzt voll auf die Liga konzentrieren und müssen alles dafür geben, noch in die Spitzengruppe zu stoßen und den dritten Platz zu erreichen."

Siege braucht auch Ranieri, um nicht der vierte Ex-Trainer bei Inter innerhalb von nur zwei Jahren zu werden. Trotz des Abschieds aus der Champions League sieht Präsident Massimo Moratti "nach einem Abend wie diesem" allerdings "keinen Grund zu handeln", wie er der italienischen Nachrichtenagentur "ANSA" sagte.

"Ich sehe nicht die Schuld von Ranieri, sondern viel mehr das Glück seines Gegenübers Deschamps. Wenn wir 4:0 verloren hätten, würde ich die Dinge vielleicht anders sehen, aber so kann ich keine negative Bewertung abgeben, da würde ich Ranieri unrecht tun." Am Samstag empfängt Inter in der Serie A Aufsteiger Bergamo. Gut möglich, dass Moratti seine Meinung nach einer weiteren Niederlage ändert.

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