Wie die Demokratische Republik Kongo

Von Florian Bogner
Da half selbst das Nikolaus-Outfit nichts: Manchester City verpasste den Einzug ins CL-Achtelfinale
© Imago

Die Champions-League-Gruppenphase lässt ein konsterniertes Manchester und feiernde Zyprer zurück. Olympique Lyon brach mehrere Rekordmarken, andere wie Dortmund, Villarreal, Porto und Co. bekleckerten sich überhaupt nicht mit Ruhm. Trabzonspor wäre beinahe Unmögliches gelungen und Milan schraubt weiter am Bad-Boy-Image. Fehlt eigentlich nur noch ein Achtelfinale wie Nikosia gegen Basel... Das Gruppenfazit.

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1. Wer zuletzt lacht...: FC Porto? Europa-League-Sieger 2011. Schachtjor Donezk? UEFA-Cup-Sieger 2009. Zenit St. Petersburg? UEFA-Cup-Sieger 2008. APOEL Nikosia? Klarer Gruppenletzter.

So jedenfalls dachte man nach der Auslosung, schließlich lagen die Zyprer im UEFA-Team-Ranking vor der Saison nur auf Platz 125 im näheren Umfeld von Größen wie Mlada Boleslav oder Pacos de Ferreira. Am Ende war Nikosia aber der lachende Vierte, spielte nicht schön, aber effizient und zog mit nur einer Niederlage im letzten Spiel gegen Donezk (0:2) als Gruppensieger ins Achtelfinale ein.

Das ist in etwa so, wie wenn der 125. der FIFA-Weltrangliste, die Demokratische Republik Kongo, bei der WM die Großen aufmischen würde. Zypern jedenfalls feiert Athlitikos Podosfairikos Omilos Ellinon Lefkosias (so heißt APOEL nämlich ausgeschrieben) als ersten CL-Achtelfinalisten des Landes.

2. Das Manchester-Drama: Was München, Mailand (2x), Madrid, Moskau und Marseille vergönnt war, schaffte Manchester nicht - ein Team im Achtelfinale der Champions League.

Wobei man sagen muss: Manchester Citys Premiere in der Königsklasse verlief allem Hohn zum Trotz schon ein bisschen unglücklich. Mit ihren zehn Punkten wären die Citizens in den Gruppen B und G schließlich Erster gewesen und in jeder anderen außer der United-Gruppe weitergekommen. Die Gruppe A jedoch war hart - zu hart für ManCity.

Letztlich war es das eine Tor von Edinson Cavani in Neapel, das Citys Aus besiegelte. Da konnte sich die Mancini-Truppe gegen den FCB noch so anstrengen. Warum Jens Lehmann den City-Auftritt in diesem Spiel mit einer Freizeitmannschaft verglich, bleibt rätselhaft.

Richtig albern war allerdings, was Stadtrivale Manchester United in einer Gruppe mit Benfica, Basel und irgendwas mit Ozelot ablieferte. Nur zwei Siege gegen die Newbies von Galati waren wenig, ein Remis in Basel hätte trotzdem zum Weiterkommen gereicht.

Sir Alex Fergusons Kaugummi litt im letzten Gruppenspiel in Basel Höllenqualen, seine Spieler dagegen gingen den Zweikämpfen weitestgehend aus dem Weg und verloren verdient. Unterm Strich: Nach drei Finalteilnahmen in den letzten vier Jahren ist United erstmals seit 2005 wieder in der Vorrunde gescheitert. Witzig: Auch damals war Benfica Spielverderber.

3. Die anderen Enttäuschten: Der FC Villarreal versprühte in der "Mega-Hammer-Chuck-Norris-Todes"-Gruppe A ungefähr soviel Glamour wie Gina-Lisa Lohfink bei den Oscars - 2:14 Tore und null Punkte waren richtig mies und stellten unter Beweis, dass das gelbe U-Boot ohne Giuseppe Rossi und Nilmar nur die Hälfte wert ist.

Über Porto lässt sich von der positiven Seite betrachtet sagen, dass der Europa-League-Sieger mit sieben Treffern in sechs Spielen noch die meisten in der Gruppe G erzielte (zusammen mit Zenit) und letztlich nur um ein lausiges Tor an Platz eins vorbeischrammte.

Warum Valencia ausschied, wissen die Spanier selbst nicht so genau - letztlich wohl wegen der Nullnummer in Genk gleich am ersten Spieltag.

Richtig übel mitgespielt wurde dafür Ajax Amsterdam, das am letzten Spieltag zwei blitzsaubere Tore gegen Real erzielte, die Ajax 2:1 in Führung gebracht hätten. Weil Zagreb zeitgleich 1:0 gegen Lyon führte, hätte Amsterdam zu diesem Zeitpunkt virtuell sechs Punkte und neun Tore Vorsprung gehabt. Die Tore wurden Ajax aber wegen angeblichen Abseits' aberkannt - der Rest ist bekannt.

4. Das ewige Duell: Es bleibt dabei - die zwei spanischen Giganten Barcelona und Real setzen auch 2011/12 Maßstäbe und sind Titelfavoriten Nummer eins. Die Königlichen fuhren erstmals sechs Siege in der Gruppenphase ein (19:2 Tore). Ein Kunststück, das zuvor vier anderen Teams (Milan, PSG, Spartak Moskau, Barca) gelang, keins davon holte jedoch am Ende den Titel.

Insgesamt hat Real damit zum 15. Mal in Folge die Gruppenphase überstanden - einsamer Rekord. Barcelona hielt sich dafür Milan recht souverän vom Leib. Lionel Messi trifft weiter, wie er will (6 Tore), und defensiv passte mit null Gegentoren gegen Pilsen und Borissow auch alles.

Im Rückspiel gegen BATE konnte sich Pep Guardiola gar eine Preview auf die CL-Saison 2014/15 erlauben, indem er den weißrussischen Meister von einer Bande halbwüchsiger Cantera-Spieler herspielen ließ. Wie sich derweil die Stammspieler gemeinsam auf der Tribüne köstlich beömmelten war wohl das Bild der Gruppenphase.

5. Der deutsche Meister: Nach der Auslosung hatten kühne Optimisten Borussia Dortmund bereits 18 Punkte vorausgesagt. Arsenal befindet sich im Umbruch und kassierte in der heimischen Liga gleich mal ein 2:8 gegen ManUtd, Marseille war äußerst mies in die Saison gestartet und Piräus - ist halt Piräus.

Selbst nach dem 1:1 gegen die Gunners zum Auftakt war noch alles in Butter (dann halt 16 Punkte!), ehe sich der BVB mit haarsträubenden Fehlern en masse selbst tief in die Sch... ritt. Unrühmlicher Höhepunkt: Das 2:3 nach 2:0-Führung in Marseille, das Piräus zu einer Frage trieb: Heulen vor Enttäuschung oder vor Zorn auf den deutschen Meister?

Neue Fans hat Dortmund damit in Europa jedenfalls nur wenige gefunden - gilt übrigens auch für Dinamo Zagreb (1:7 vs. Lyon) und Inter Mailand (1:2 vs. ZSKA), die das Bild ihrer jeweiligen Gruppen durch ihre Nicht-Leistungen am letzten Spieltag doch erheblich verzerrten.

6. Die CL-Elf der lustigen Namen: Nur mal so, zwischendurch: Tasos Kissas, Rod Fanni, Vurnon Anita, Alessandro Rosina, Gilles Yapi-Yapo, Mats Rits, Anthony Limbombe, Ioannis Fetfatzidis, Ivan Trickovski, Dentinho, Walter. Wäre echt ne lustige Truppe.

Seite 2: Das beste Spiel, alle Rekorde und böse Buben

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