Ballack und Bayer: Verloren, aber doch gewonnen

SID
Trotz 0:2- Niederlage - Michael Ballack hat den Trip in seine alte Heimat genossen
© Getty

Als einer der ersten Protagonisten verließ Michael Ballack das mitternächtliche Bankett im Mannschaftshotel Melia White House. Die letzten Stunden seines Wohlfühltrips in seine alte Wahlheimat wollte der Mittelfeldstar alleine genießen.

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Zwar war das große Happy End bei der emotionalen Reise in die Vergangenheit ausgeblieben, doch als am Mittwoch der Flieger von Bayer Leverkusen in Richtung Deutschland abhob, durfte sich Ballack als einer der großen Gewinner fühlen.

Verloren, aber doch gewinnen. Irgendwie verselbstständigte sich das Gefühl im Lager von Bayer Leverkusen - trotz der 0:2 (0:0)-Niederlage beim großen Favoriten FC Chelsea.

Es habe gut getan, wieder in der Champions League zu spielen, meinte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Schier endlose 2379 Tage hatte er auf diesen Moment warten müssen.

"Spiel auf Augenhöhe"

Und am Ende des Tages blieb die Erkenntnis, dass Bayer im Konzert der Großen durchaus mithalten kann. "Das war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir können mit breiter Brust in die nächsten Spiele gehen. Wir haben gute Chancen weiterzukommen", fügte Holzhäuser hinzu.

Und auch Sportchef Rudi Völler hinterließ alles andere als einen unzufriedenen Eindruck. "Es ist überhaupt nichts passiert. Wir sind absolut im Rennen. Trotz der Niederlage haben wir noch alle Chancen, Zweiter zu werden", sagte der Weltmeister von 1990 und fügte hinzu: "Das war im Großen und Ganzen eine richtig gute Leistung."

Ballack trauert großer Torchance nach

Es wäre gar eine kleine Sensation an der Stamford Bridge möglich gewesen, ja wenn ... "Diese Szene geht mir immer noch durch den Kopf", sagte Ballack und sprach seine große Torchance in der 57. Minute an, als er frei vor seinem alten Teamkollegen Petr Cech auftauchte, den tschechischen Weltklassekeeper aber nicht überwinden konnte.

"Es ist immer schwer, gegen Chelsea etwas mitzunehmen. Da muss man die Chancen nutzen."

Emotionaler Abend für Ballack

Es wäre das i-Tüpfelchen gewesen an einem Abend, der für Ballack so oder so schon Balsam für die Seele war. Mit großem Applaus war der einstige "Capitano" von den englischen Fans empfangen und auch wieder verabschiedet worden.

"Dass ich eine schöne Zeit hier hatte, hat man bei der Auswechslung gewesen. Das war sehr emotional", betonte Ballack, der von 2006 bis 2010 seinen Dienst im Westen Londons mit großer Zuverlässigkeit verrichtet hatte.

Dass ausgerechnet 40 Sekunden nach seiner Auswechslung das erste Gegentor durch David Luiz fiel (67.), mag purer Zufall gewesen sein. "Wir waren in dieser Szene jedenfalls nicht so geordnet wie vorher", räumte Simon Rolfes ein.

Trainer Robin Dutt begründete die Herausnahme seines Mittelfeldstars mit dem Kräfteverschleiß. Nach dem Gegentor war das Spiel quasi entschieden, Mata setzte in der Nachspielzeit vor 33.820 Zuschauern den Schlusspunkt (90.+3).

Ritterschlag für Leno

Bei beiden Gegentreffern war Torhüter Bernd Leno machtlos, was nichts daran änderte, dass der 19-Jährige eines starkes Debüt in der Champions League absolvierte.

"Vor fünf Wochen hat er noch in der dritten Liga gespielt. Und nun zeigt er solch eine Leistung mit einer Ausstrahlung, die Petr Cech in nichts nachstand", schwärmte Dutt in höchsten Tönen und stellte den Youngster zumindest für einen Abend auf eine Stufe mit dem einstigen Welttorhüter.

Mit herausragenden Paraden hatte Leno die Superstars der "Blues" um Fernando Torres und Co. schier zur Verzweiflung gebracht, und das bei seinem Debüt in der Königsklasse des europäischen Fußballs.

"Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Mit 19 Jahren gegen Klubs wie Chelsea zu spielen, davon träumen Millionen Fußballer", sagte Leno nach seiner Glanzleistung.

Genk nächster Gegner

Am 28. September geht es für Bayer in der Königsklasse gegen den belgischen Außenseiter RC Genk weiter.

Dann ist ein Sieg Pflicht, soll am Ende einer der ersten beiden Plätze herausspringen, schließlich wartet mit Valencia noch ein weiterer starker Gegner. Doch Dutt ist nach dem ersten Auftritt nicht bange.

"Wir haben gezeigt, dass wir auf taktisch höchstem Niveau mithalten können. Wir haben Spieler in unseren Reihen, von denen in den nächsten Jahren noch die Rede sein wird", sagte Dutt. Damit war zur Abwechslung mal nicht Ballack gemeint.

FC Chelsea - Bayer Leverkusen: Daten zum Spiel

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