Giuseppe Rossi: Pepito, nicht Pablito

Von Christian Bernhard
Giuseppe Rossi gehört zu Villarreals Hoffnungsträgern in der Champions League
© Getty

Giuseppe Rossi: Der italienische Nationalstürmer ist der gefährlichste Angreifer des FC Villarreal und hat eine bewegende Lebensgeschichte hinter - und noch viel vor sich. Zum Beispiel in die Fußstapfen einer italienischen Legende zu treten.

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Im Sommer 1982 verzauberte ein Fußballer mit dem Spitznamen "Pablito" ganz Italien. Paolo Rossi, genannt Pablito, schoss Italien in Spanien mit seinen sechs Toren zum Weltmeistertitel und kürte sich zum Torschützenkönig. Trainer der Azzurri war der mittlerweile verstorbene Enzo Bearzot: Die TV-Bilder, die Bearzot auf dem Rückflug nach Hause zusammen mit Staatspräsident Sandro Pertini beim Karten spielen zeigen, sind in Italiens Sportgeschichte eingegangen.

26 Jahre später versah Bearzot einen anderen Herren Rossi mit dem Spitznamen "Pepito": Giuseppe Rossi. "Er erinnert mich an meinen Pablito, denn er hat denselben Antritt und dieselbe Geschwindigkeit. Sein Nachname ist eine Garantie", sagte Bearzot über den Villarreal-Stürmer.

81 Villarreal-Tore in vier Jahren

Eine Garantie ist der 24-Jährige jetzt schon vor dem gegnerischen Tor. 81 Pflichtspiel-Treffer hat Rossi für Villarreal seit seiner Ankunft im Sommer 2007 erzielt, 18 allein in der vergangenen Primera-Division-Saison sowie elf in der letzten Europa League. Diese Torquote, gepaart mit seiner Schnelligkeit, Dribbelstärke und Ballbehandlung haben Rossi in den letzten Monaten sogar in den Fokus des FC Barcelona gebracht.

Lange sah es so aus, als ob die Katalanen den 1,73-Mann verpflichten würden, 30 Millionen Euro Ablöse standen im Raum. Dann holte Barcelona allerdings Alexis Sanchez von Udinese - und Rossi blieb bei Villarreal, obwohl auch Juventus bereit gewesen wäre, rund 25 Millionen Euro in den quirligen Angreifer zu investieren.

Rossi ist mittlerweile ein Topspieler - einer, für den große Vereine viel Geld ausgeben würden. Vielleicht liegt das auch daran, dass er im vergangenen Jahr kräftig an Reife hinzugewonnen hat. Der Grund dafür war leider ein tragischer: der Tod seines Vaters Ferdinando.

Rossi und der Tod seines Vaters

"Ich bin im letzten Jahr sehr gereift, außerhalb des Platzes habe ich viel Verantwortung übernommen", erzählte Rossi im Februar in Dortmund im "Repubblica"-Interview. Eine Stunde zuvor hatte er das 1:1 im Testspiel gegen Deutschland geschossen und die Finger im Andenken an seinen Vater in den Himmel gereckt.

Der Vater war der große Bezugspunkt in Rossis Leben, er hatte ihn zum Fußball geführt. "Er war viel mehr als mein erster Trainer, er hat eine grundlegende Rolle in meinem Leben gespielt. Dass ich Profi geworden bin, verdanke ich ihm."

Rossi versucht, das Beste aus dem Schicksalsschlag zu machen: "Eines ist sicher: Ich bin als Fußballer viel entspannter geworden, auch was die Nationalmannschaft betrifft."

Das machte sich bald bemerkbar. Rossi ist unter Italiens Nationalcoach Cesare Prandelli zum Fixpunkt im Sturm geworden. "Er ist ein Spieler, den jeder Trainer gerne haben würde. Er spielt einen modernen Fußball, hat Zug zum Tor und ist vor dem Kasten effizient. Von der Mentalität her ist er ein Top-Spieler", schwärmt Prandelli von seiner Nummer 22.

ManUtd-Coach Ferguson schwärmt von Rossi

Rossi ist ein untypischer Italiener. Geboren in Teaneck, New Jersey, kam er im Alter von 12 Jahren zusammen mit seinem Vater nach Parma, um seinen Traum zu verwirklichen: Fußballprofi zu werden. Der Sohn zweier italienischer Auswanderer sagt: "Ich fühle mich als Italiener, aber meine Muttersprache ist amerikanisch."

Alex Ferguson erkannte früh das Talent Rossis und holte ihn 2004 zu Manchester United. "Giuseppe ist der kälteste Vollstrecker, den wir seit Paul Scholes hatten", lobte ihn Ferguson. "Beide ähneln sich was den Kopf betrifft sehr: Sie bleiben im Strafraum eiskalt, das ist eine Qualität, die man nicht lernen kann."

Trotzdem blieb Rossi nicht lange in Manchester. Laut Vater Rossi wegen Fergusons Co-Trainer Carlos Queiroz, der "einfach nicht auf ihn stand. Da haben wir verstanden, dass es im Profifußball hauptsächlich darauf ankommt, die richtigen Leute zu kennen."

Rossi wurde zuerst an Newcastle, dann an Parma ausgeliehen und kam dann nach Villarreal, wo er seit 2007 aufblüht. "Hier fühle ich mich rundum wohl, die Mannschaft ist toll und ich kann mein Spiel machen", sagt Rossi.

"Champions League, kein Mickey-Mouse-Turnier"

Das macht sich bezahlt: Rossi hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert und bringt sich so Stück für Stück seinem Traum näher.

Im Jahr 2007 hatte er in einem Interview mit der Turiner Tageszeitung "La Stampa" verraten: "Mein Wunsch ist es, in die italienische Nationalmannschaft zu kommen und irgendwann ein WM-Finale zu entscheiden - so, wie es ein anderer, viel berühmterer Rossi vor Jahren gemacht hat."

Bis dahin kann Rossi erstmal seine Qualitäten in der Champions League zeigen. Die Vorfreude war ihm bereits kurz nach der Auslosung auf seinem Twitter-Account deutlich anzumerken: "Was für eine Gruppe! Aber hey, das ist die Champions League, kein Mickey-Mouse-Turnier."

Giuseppe Rossi im Steckbrief

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