Magnin: "Mario war kein Kind von Traurigkeit"

Von Interview: Daniel Börlein
Ludovic Magnin (r.) und Mario Gomez wurden 2007 mit Stuttgart deutscher Meister
© Imago

Der FC Zürich trifft in der Champions-League-Qualifikation auf den FC Bayern München (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Mit dabei: Ludovic Magnin, der in der Bundesliga für Werder Bremen und den VfB Stuttgart spielte. Im Interview spricht der 32-Jährige über den übermächtigen Gegner, Zürichs große Talente und seine Freundschaft zu Mario Gomez.

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SPOX: Erstmals in der 115-jährigen Vereinsgeschichte trifft der FC Zürich auf den FC Bayern. Hätten Sie darauf gut verzichten können?

Ludovic Magnin: Natürlich ist die Aufgabe sportlich gesehen unglaublich schwierig. Vom Papier her haben wir gar keine Chance, so realistisch sind wir schon. Andererseits ist die Tatsache, als krasser Außenseiter ins Duell mit den Bayern zu gehen, auch eine große Herausforderung. Und gerade für unsere jungen Spieler ist es eine gute Möglichkeit, sich mal auf der großen europäischen Bühne zu zeigen. Ich persönlich habe mich über das Los ohnehin gefreut, wenn ich ehrlich bin.

SPOX: Warum?

Magnin: Ich habe neun Jahre in der Bundesliga gespielt. Jetzt mal wieder in München aufzulaufen und alte Kumpels wieder zu sehen, ist eine schöne Sache.

SPOX: Bei den Bayern spielt mit Mario Gomez ein alter Bekannter aus Stuttgarter Zeiten.

Magnin: Der Kontakt zu Mario ist nie wirklich abgerissen. Wir hatten in Stuttgart eine tolle Zeit, waren fast Tag und Nacht zusammen und hatten auf, aber vor allem auch neben dem Platz sehr viel Spaß miteinander. Deswegen haben wir uns schon vor der Auslosung ausgetauscht und ein bisschen gegenseitig aufgezogen. Und nachdem feststand, dass wir aufeinander treffen, gingen die SMS natürlich hin und her.

SPOX: Haben Sie ihm gesagt, dass er sich warm anziehen muss?

Magnin: Mario hat eine überragende letzte Saison gespielt. Ich fürchte fast, dass wir uns da warm anziehen müssen. (lacht)

SPOX: Sie machen auf Understatement.

Magnin: Er ist nun mal einer der besten Stürmer der Welt. Und darüber freue ich mich tierisch.

SPOX: Auch wenn er nun Ihr Gegner ist und Ihnen die Teilnahme an der Champions League vermasselt?

Magnin: Okay, darüber würde ich mich jetzt weniger freuen. Er hat ja immer getroffen, wenn er gegen mich gespielt hat. Ich hoffe, dass er nun einmal den linken mit dem rechten Fuß verwechselt und diesmal ohne Tor bleibt. Aber sonst ist es doch super, dass ein guter Kumpel von mir so erfolgreich und zu einem der besten Stürmer der Welt avanciert ist. Er hat sich bei den Bayern durchgebissen, auch als es nicht so lief. Das schaffen nur die Besten.

SPOX: Sie kennen ihn sehr gut, Sie wissen also bestimmt auch, wie er zu stoppen ist?

Magnin: Man muss ihm halt wehtun, das mag er nicht. Im Training hab ich ihn manchmal gefoult. Dann brauchte ich ihm schon nicht hinterher zu laufen (lacht). Nein, im Ernst: Es wird schwierig, ihn auszuschalten. Er ist beidfüßig, kopfballstark, schnell - einfach ein kompletter Stürmer. Aber jetzt muss ich aufhören, über ihn zu schwärmen, nicht dass er das hier noch liest... (lacht).

SPOX: Zumal Gomez nicht der einzige Top-Star bei den Bayern ist. Sie kennen fast alle noch aus Ihrer Zeit in der Bundesliga. Welche Tipps haben Sie für Ihren Coach parat?

Magnin: Ich brauche unserem Trainer keine Tipps zu geben. Er kennt die Bundesliga selber gut genug. Ich schaue auf mich und so macht das jeder andere bei uns auch. Und zusammen müssen wir dann über uns hinauswachsen, wenn wir gegen die Bayern eine Chance haben wollen.

SPOX: Ihr Trainer Urs Fischer ist ein eher unbeschriebenes Blatt. Was ist er für ein Typ?

Magnin: Er ist sehr geradlinig und weiß ganz genau, was er will. Er behandelt alle gleich, egal wie alt du bist oder was du schon erreicht hast. Für ihn zählt nur die Gegenwart. Er legt viel Wert auf eine attraktive Spielwiese, auf schnelles Kurzpassspiel und darauf, dass wir taktisch immer gut organisiert sind. Als er uns übernommen hat, war er ein relativ unerfahrener Trainer, der aber sofort gezeigt hat, wozu er fähig ist.

SPOX: Wofür steht der FC Zürich unter Urs Fischer?

Magnin: Wir wollen offensiven, attraktiven Fußball zeigen. Eine unserer Stärken ist sicherlich das Kurzpassspiel. Wir versuchen immer, nach vorne zu spielen - zumindest in der Liga. Ob uns das auch gegen die Bayern gelingt, ist natürlich eine andere Frage.

SPOX: Mit Admir Mehmedi, Ricardo Rodriguez oder Adrian Nikci hat der FC Zürich auch einige viel versprechende Talente in seinen Reihen.

Magnin: Das sind wirklich gute Jungs, denen ich auch eine super Karriere zutraue, wenn der Kopf mitspielt. Der eine oder andere hat sicher auch das Zeug, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen.

SPOX: Mehmedi scheint von den Jungen derzeit am weitesten.

Magnin: Er hat momentan einfach einen guten Lauf, ist unbekümmert und macht sich keine großen Gedanken darüber, was gerade abgeht. Man muss natürlich auch mal abwarten, was passiert, wenn's mal nicht so läuft. Aber grundsätzlich bringt er alles mit: er ist kräftig, schnell und beidfüßig.

SPOX: Der FCZ hat einige Talente im Kader, in dem Sie mit 32 Jahren der älteste Spieler sind. Sind Sie der Leitwolf im Team?

Magnin: Es ist sicher so, dass ich aus der Bundesliga zurückgeholt wurde, um Verantwortung zu übernehmen, der Mannschaft mit meiner Erfahrung weiterzuhelfen und in der Kabine auch mal den Mund aufzumachen. Aber da bin ich nicht der Einzige. Auch unser Kapitän Silvan Aegerter, Ex-Bundesliga-Profi Mathieu Beda oder Alexandre Alphonse gehören da dazu. Wir versuchen zu schauen, dass die Mischung im Team passt.

SPOX: Beim VfB waren Sie früher auch für die gute Stimmung und den einen oder anderen Spaß zuständig. Wie ist es jetzt in Zürich?

Magnin: Ich sag's mal so: ich habe mich nicht geändert (lacht). Wenn etwas in der Mannschaft passiert, dann bin meistens ich schuld. Das nutzen einige andere allerdings auch aus. Die machen dann Quatsch, weil sie wissen, dass am Ende eh alle glauben, der Ludo war's (lacht).

SPOX: Hat Sie beim VfB früher auch immer jemand reingeritten?

Magnin: Naja, Mario Gomez war sicher auch kein Kindheit von Traurigkeit (lacht). Aber meistens haben wir zusammen sehr viel Spaß gehabt. Ich erinnere mich immer wieder gerne an diese Zeit. Damals ist schon eine echte Freundschaft entstanden. Wir waren eine Clique, die einfach sehr viel miteinander unternommen hat. Da war eben Mario dabei, Thomas Hitzlsperger, Marco Streller, Christian Gentner. Das eine oder andere, was wir gemacht haben, werden wir sicher nie vergessen. Zu viel darf ich aber nicht verraten, das ist nichts für die Presse (lacht).

Ludovic Magnin im Steckbrief

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