Rangnick und Schalke - wieder in Mailand

SID
Wie schon vor sechs Jahren spielt Ralf Rangnick in Mailand, nur dieses Mal wartet Inter
© Getty

Ralf Rangnick macht da weiter, wo er vor über fünf Jahren aufgehört hat - in Mailand. Im Dezember 2005 schied er mit Schalke 04 beim AC aus und flog wenige Tage später raus. Jetzt kehrt er zurück und will im Viertelfinale der Champions League bei Inter seine zweite Chance nutzen.

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Als Ralf Rangnick zum letzten Mal im Giuseppe-Meazza-Stadion auf der Bank saß, neigte sich seine Zeit als Trainer von Schalke 04 dem Ende zu. 1946 Tage später bekommt er bei den Königsblauen seine zweite Chance - wieder in der Champions League, wieder in Mailand.

Im Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) beim Titelverteidiger Inter kann der neue, alte Coach mit über fünf Jahren Verspätung fortsetzen, was wenige Tage nach dem 2:3 beim AC Mailand endete.

Dem Vorrunden-Aus in San Siro folgte am Wochenende danach die legendäre Ehrenrunde in der Schalker Arena und sein Rauswurf. Mit der Rückkehr nach Mailand schließt sich für den 52-Jährigen der Kreis. Die Mission auf Schalke, die 2005 unvollendet blieb, darf er fortführen - diesmal sogar zwei Runden weiter als damals.

Rangnick hatte eine Vorahnung

"Irgendwie ahnte ich, dass es so kommt", sagte Rangnick vor der Reise in seine Schalker Vergangenheit und schlug den Bogen zur Gegenwart: "Damals ging es 2:3 aus, damit könnte man heute notfalls leben. Aber wir wollen versuchen, ein Unentschieden zu schaffen oder sogar zu gewinnen." Gegen den Triple-Gewinner der vergangenen Saison sieht er sein Team als "klaren Außenseiter".

Daran änderte auch die 0:3-Pleite der Nerazzurri im Derby am Samstag gegen den Lokalrivalen AC nichts, die er in altbekannter Akribie selbst vor Ort beobachtete. "Inter hat genug Qualität, um eine Trotzreaktion zu zeigen", sagte er. Sein Rezept nach seinem Schalke-Comeback in der Bundesliga beim 2:0 auf St. Pauli: "Ernsthaftigkeit und Spaß."

Rendezvous mit der Vergangenheit

Nicht nur für Rangnick ist der Mailand-Trip ein Rendezvous mit der Vergangenheit. Manuel Neuer und Co. betreten am Dienstagabend gewissermaßen heiligen Schalker Boden. Im Giuseppe-Meazza-Stadion feierten die legendären königsblauen Eurofighter vor 14 Jahren mit dem UEFA-Cup-Triumph den größten internationalen Erfolg des Traditionsklubs.

Neuer, der damals als Elfjähriger sein Vorbild Jens Lehmann anhimmelte, gab - ganz im Sinne seiner alten Helden - die Devise aus: "Wir wollen möglichst zu Null spielen, um uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel zu verschaffen."

Gegen die Stars Samuel Eto'o, mit acht Treffern der Toptorjäger der Champions League, Wesley Sneijder und den genesenen Bayern-Schreck Diego Milito dürfte dieses Unterfangen schwer werden.

Peer Kluge fällt aus

Zumal Abräumer Peer Kluge, zuletzt beständig einer der besten Schalker, wegen eines Bauchmuskelfaserrisses den Flug in die Lombardei gar nicht antrat. Für Innenverteidiger Christoph Metzelder, der am Millerntor seinen vierten Nasenbeinbruch erlitt, wird es laut Rangnick "ein Wettlauf gegen die Uhr".

Über seinen Einsatz mit Spezialmaske in der Nähe der Mailander Scala als "Phantom der Oper" wird erst kurz vor dem Anpfiff entschieden.

Da der Ghanaer Anthony Annan nicht spielberechtigt ist, muss Rangnick im defensiven Mittelfeld auf die Jugend setzen. Der 19-jährige Grieche Kyriakos Papadopoulos und der gleichaltrige Deutsch-Kameruner Joel Matip sind die ersten Kandidaten für die Doppel-Sechs. "Dann machen die nicht so Erfahrenen eben ihre Erfahrungen", meinte Rangnick.

Inter mit erfahrenem Kader

Erfahrung fehlt den Schalker im Vergleich zu Inter. 1120 Europapokalspiele haben die aktuellen Profis des italienischen Meisters auf dem Buckel. Da kann nur Raul mithalten - mit 146.

"Unsere Chancen stehen 20 zu 80", sagte der Spanier. Mit seinem 72. Europacuptor könnte der 33-Jährige nicht nur seinen eigenen Rekord weiter ausbauen, sondern auch dem deutschen Vizemeister möglicherweise ein gute Ausgangsposition verschaffen.

Immerhin trifft er nicht auf die stärkste Abwehr der Champions League. 14 Tore kassierte Inter bereits, so viel wie kein anderer Viertelfinalist. Und nun fehlt auch noch der gesperrte Ex-Münchner Lucio.

Schalke hat dagegen bislang in der Königsklasse geglänzt - auch in der Defensive, die in acht Spielen nur fünf Treffer zuließ. Auf die besondere Leistungsfähigkeit auf der ganz großen Bühne setzt auch Rangnick: "Da gab es bisher immer Ausreißer nach oben."

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Inter Mailand: Cesar - Maicon, Ranocchia, Chivu, Zanetti - Stankovic, Cambiasso, Thiago Motta - Sneijder - Milito, Eto'o

Schalke 04: Neuer - Uchida, Höwedes, Metzelder, Sarpei - Papadopoulos, Matip, Farfan, Baumjohann - Edu, Raul

Das Champions-League-Viertelfinale

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