Samuel Eto'o: Vorsicht vor der Hyäne!

Von Christian Bernhard
39 Spiele, 31 Tore: So lautet die bisherige Saisonbilanz von Inter-Stürmer Samuel Eto'o
© Getty

Samuel Eto'o ist Inter Mailands gefährlichste Offensivwaffe. Der Stürmer aus Kamerun hat Qualitäten, die seine Trainer, Mitspieler und Fans zum Schwärmen bringen. Trotzdem genießt er nicht den Stellenwert, der ihm eigentlich zustünde.

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Als Samuel Eto'o im Sommer 2004 beim FC Barcelona vorgestellt wurde, gab er einen Satz von sich, der in Spanien und Italien heute noch omnipräsent ist. "Ich werde wie ein Neger laufen, um so viel wie ein Weißer zu verdienen", sagte der damals 23-Jährige.

Heute, mehr als sechseinhalb Jahre später, hat Eto'o finanziell längst ausgesorgt. Er hat den Worten Taten folgen lassen. Mehr als auf das Geld dürften die Kollegen aber neidisch auf seine Titelsammlung blicken.

Leonardo: "Vielleicht ist er der Beste der Welt"

Eto'o ist sowas wie eine Titelversicherung. Wo er ist, kommen ständig neue Trophäen hinzu. Wenn die Rede von den weltbesten Spielern ist, fällt der Name von Eto'o allerdings nur selten. Zu Unrecht. Denn was Torstatistiken und Titel angeht, kommen nur wenige an den 30-Jährigen heran.

Mit Barca gewann er zwei Champions-League-Titel und drei Meisterschaften, mit Inter Mailand folgten in der vergangenen und aktuellen Saison fünf weitere Trophäen. Eto'o hat mit Inter und Barca zweimal in Serie das Triple gewonnen: ein Kunststück, das noch keinem Fußballer zuvor gelang. "Er hat alles gewonnen. Und dann hat er es noch einmal getan", heißt es in seiner Biographie.

Eto'o ist für seine Teams von fundamentaler Bedeutung - nicht nur seiner Tore wegen. Nicht umsonst hat Barca 2007 und 2008, als der Kameruner jeweils lange verletzt war, keinen Titel geholt. "Samuel hat drei Champions-League-Titel gewonnen, seine fußballerische Reife und Beständigkeit sind wahnsinnig beeindruckend. Vielleicht ist er der Beste der Welt, auch wenn er oft vergessen wird, wenn von den momentanen Topspielern gesprochen wird", ergriff Inter-Coach Leonardo auf der Abschluss-Pressekonferenz in München Partei für seinen Stürmer.

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Das Ziel: Den Gegner vor taktische Probleme stellen

Links, rechts oder zentral im Sturmzentrum - bei Eto'o hat das fußballerische Chaos System. So hat er das in Barcelona gelernt. "Bei Barca gab und gibt es keine fixen Positionen. Klar gab es die Mittelfeldspieler, Verteidiger und Angreifer, aber wenn das Spiel begann, haben wir alle rotiert", blickte der Angreifer bei "Sky Italia" in die Vergangenheit zurück.

Dieses Denken hat er mit nach Italien gebracht. "Ich versuche, meine Position auf dem Feld oft zu verändern. Meist spiele ich links, aber z.B. gegen die Fiorentina habe ich es rechts probiert und manchmal eben auch in der Mitte. Mein Ziel ist es, den Gegner in jedem Spiel vor ein taktisches Problem zu stellen."

Genau deshalb ist Eto'o für die Gegner so schwer zu greifen. Er ist nicht so leicht auszurechnen wie viele andere Stürmer, die oft nach einem bestimmten Muster agieren. Seine Bewegungsabläufe sind nur schwer berechenbar, Eto'o taucht mal hier, mal dort auf. Das haben die FCB-Verteidiger bereits im Hinspiel eindrucksvoll vorgeführt bekommen.

"Ich nenne ihn Pele, denn seine Spielweise ist beeindruckend und er ist blitzschnell. Samuel ist geschmeidig und explosiv wie eine Hyäne", sagte Wesley Sneijder anlässlich des 30. Geburtstags von Eto'o in der vergangenen Woche.

Am Tage seines runden Geburtstags standen passenderweise exakt 30 Saisontore zu Buche, mittlerweile sind es 31, denn in Brescia erzielte er das einzige Inter-Tor. Damit fehlen ihm nur noch fünf, um seinen Rekord aus der letzten Barca-Saison einzustellen.

Mourinho: "Samuel ist ein Mannschaftsspieler"

Seit er unter Ex-Coach Rafael Benitez und Leonardo wieder an vorderster Front agiert, netzt er fast nach Belieben. Dabei übernahm er in der vergangenen Saison auch oft Defensivaufgaben.

"Samuel ist ein Mannschaftsspieler und das ist das Wichtigste im Fußball. Wenn das Team verteidigen muss, verteidigt er. Wenn es zu kämpfen gilt, kämpft er", sagte Jose Mourinho. Und der Real-Coach muss es wissen. Den vergangenen Champions-League-Titel gewann Inter mit Eto'o als verkapptem Außenverteidiger. Beim legendären Rückspiel im Halbfinale in Barcelona wurde er nach der Roten Karte gegen Thiago Motta effektiv zum Abwehrspieler.

"Um mir Mut zu machen, hat Javier Zanetti ständig wiederholt, dass nur noch wenig bis zur 90. Minuten fehle. Allerdings hat er es zum ersten Mal in Minute 37 gesagt", erinnert sich der Kapitän Kameruns zurück.

Teamplayer und Knipser

Das Team steht bei Eto'o im Vordergrund. Immer. "Oft wird vergessen, dass der Erfolg von 20 und mehr Spielern, nicht von einzelnen abhängt. Das Verhalten der Reservespieler ist genau so wichtig wie das der sogenannten Stammspieler."

Eto'o der Teamplayer. Am Dienstagabend braucht Inter aber vordergründig Eto'o den Knipser.

Beim Abschlusstraining am Montagabend spazierte Eto'o in einer Spielhälfte der Allianz Arena alleine umher und schaute gedankenverloren ins weite Rund, als sich seine Mitspieler die Bälle zum Einwärmen hin- und herkloppten.

Er weiß, welch wichtige Partie das Rückspiel gegen die Bayern ist. Und er weiß, was in solchen Spielen zu tun ist.

Samuel Eto'o im Steckbrief